Rosenhochzeit der Landgemeinde macht manch Knatsch vergessen
Ilmtal-weinstraße feiert 10. Geburtstag. Offiziell, mit Reden und Kultur, geht es Samstag zu. Frühschoppen ist am Sonntag
Paare, die Rosenhochzeit feiern, wähnen sich auf dem Höhepunkt ihrer Beziehung. Die Etappe wird gerne gefeiert, was man auch bei der Landgemeinde Ilmtal-weinstraße tat. Dazu passte, dass Oßmannstedts Ehrenbürger Jan Philipp Reemtsma beim Festakt in der Parkhalle auf die Rückkehr der „Wieland-rose“aufs Wielandgut verwies.
Zehn Jahre ist es nun her, dass sich neun von zehn Dörfern der einstigen VG anschickten, Landgemeinde zu werden. Das selbstbewusst auftretende Oßmannstedt war auf den letzten Drücker und nach Bürgervotum hinzugestoßen, sodass nur Kromsdorf Außenseiter blieb. Erst 2019 kam dieses, zudem Leutenthal und Rohrbach hinzu. Die Landgemeinde wuchs auf zwölf Orte mit 16 Ortsteilen an und zählt rund 6300 Einwohner. Gewachsene Vielfalt in gelungener Einheit, so lässt es sich konstatieren.
Lebenswerte Dörfer sollen erhalten bleiben
Die Präambel verdeutlicht, worum es geht: Trotz sachlicher Zwänge sollen lebenswerte Dörfer erhalten, die Identitäten bewahrt werden. Weil letztere also wichtig ist, stießen etliche Fehler in der Multimediapräsentation auf Kritik, etwa bei Gunter Braniek.
Wenngleich die Dörfer inzwischen vertrauensvoll und gleichberechtigt verbunden sind: Eine Liebeshochzeit war das einst nicht. Nicht nur Oßmannstedt zierte sich. Auch in Pfiffelbach herrschte Autonomiegeist, unter dessen Einfluss zeitweise auch Thomas Gottweiss (CDU) stand. Später wandelte er sich, nicht zuletzt als Landgemeinde-bürgermeister, zum Verfechter der neuen Struktur, nachdem Vorgänger Jürgen Rammelt weitere Weichen gestellt hatte.
Indes: Aller Anfang lag bei Ulrich Müller, einst Vg-chef. Er wie andere Verantwortungsträger in den Dörfern sahen sich mit der Frage nach der finanziellen Leistungsfähigkeit konfrontiert. Zusammentun oder in Schönheit sterben, das stand zur Debatte. Klar ist: Der mehrere Millionen schwere Freibad-neubau (und dessen kostspielige Unterhaltung) wären ohne Solidargemeinschaft nicht denkbar. Auch so manch anderes Infrastrukmeinde
turprojekt (Brücken- und Straßenbau, Kitas, historische Anlagen, Feuerwehr-investitionen und so weiter) hätte ein einzelnes Dorf mutmaßlich überfordert.
Dennoch: Dass viele Beratungen im Vorfeld vonnöten waren, dass manch Streit ausgefochten wurde und es damals wie heute Animositäten gibt, sollte nicht vergessen sein. Natürlich, am Samstag wirkte alles schön auf dieser Rosenhochzeit. Aber schon der Umstand, dass mancher, der sich berufen fühlte, gar
nicht eingeladen war, wurde hinter vorgehaltener Hand kritisiert. Bürgermeisterin Katrin Wörpel (pl.) zumindest ließ in gewohnt burschikoser Art wissen, dass man all diejenigen eingeladen habe, „die uns auch wichtig sind, seien sie sich dessen bewusst.“
Nichtsdestotrotz wurde auch vielen gedankt, eben auch Ortschaftsund Gemeinderäten. Die Landrätin hatte Geld zur Unterstützung der Jugendfeuerwehr dabei und die Partnergemeinde (Verbandsge
Freinsheim, Rheinlandpfalz) überreichte Süßmandelbäumchen, junge Weinreben, von denen eine den passenden Namen „Druschba“(Freundschaft) trägt, sowie Stadtwein, den es nur für besondere Leute gebe, so Partner-bürgermeister Jürgen Oberholz (FWG).
Für die Kultur am Abend sorgten Gemeindechor, Grundschüler und Lindenberger Blasmusik. Auch die Vereinsbrauerei Apolda steuerte zum Jubiläum etwas bei: ein Fass Freibier.