Vier Dörfer brauchen eine Breitband-alternative
Nachdem die Netkom für Tiefengruben, Meckfeld, Schoppendorf und München die Pläne zur Glasfaser-erschließung ohne Fördermittel stoppt, soll bis Anfang Mai eine sinnvolle Lösung auf dem Tisch des Bad Berkaer Stadtrates liegen
Ein emotionaler Abend im Zeughaus: Hendrik Westendorff, einer der beiden Geschäftsführer des Breitband-providers und Teag-tochterunternehmens Thüringer Netkom, bekam am Montagabend in der Sitzung des Bad Berkaer Stadtrates Vorwürfe und enttäuschte Reaktionen aus vier Ortsteilen der Kurstadt ab. Die Netkom hat von einer Klausel in ihrem Vertrag zur eigenwirtschaftlichen Erschließung Gebrauch gemacht und die Dörfer Tiefengruben, Meckfeld, Schoppendorf und München sowie einige Straßen am Rand von Bad Berka aus dem Programm „abgemeldet“.
„Ziel bleibt trotzdem, alle Haushalte mit Glasfaser-anschluss direkt ans Gebäude zu versorgen“, betonte Bürgermeister Michael Jahn (CDU). Sein Vorschlag fand eine Mehrheit: Das Thema wird in den Bauausschuss verwiesen. Dieser soll in der letzten Stadtrats-sitzung der aktuellen Legislatur am 6. Mai einen Vorschlag präsentieren.
Es geht um die sogenannten „Grauen Flecken“, welche die Netkom auf eigene Kosten und ohne Fördermittel auf Glasfaser umrüsten und sich im Gegenzug einen soliden Stamm an Provider-verträgen sichern wollte. In den vier Dörfern liegen somit schon Bandbreiten von
mindestens 30 Mbit pro Sekunde an, überwiegend seien 100 Mbit verfügbar, so Jahn. Der einzige aktuell schwach versorgte Bereich, die zum Ortsteil Tannroda gehörende Siedlung Kottendorf, bleibt im Programm und steht zeitlich für die Netkom an vorderster Stelle.
Für Tiefengruben, Meckfeld, Schoppendorf und München hat die Netkom die Reißleine gezogen, weil die gestiegenen Kosten für Tiefbau-arbeiten und Kreditzinsen alle ursprünglichen Kalkulationen sprengten. „Wir arbeiten mit spezialisierten Baufirmen zusammen, die das Spülbohr-verfahren beherrschen und die entsprechende Technik haben“, so Westendorff, den der Unmut aus den vier Dörfern erkennbar nicht kalt ließ. „Davon gibt es nicht so viele.“Bei Preisverhandlungen säßen diese Unternehmen immer am längeren Hebel.
Geförderter Ausbau bedeutet längeres Warten
Die Lösung für die vier zurückgesetzten Dörfer liegt nun im „Graueflecken“-förderprogramm von Bund und Land. Bürgermeister Jahn hat bereits mit Vertretern der Thüringer Glasfasergesellschaft (TGG), einem kommunalen Unternehmen (wie auch Teag und damit die Netkom eines sind), Kontakt aufgenommen. Danny Grolms, der Breitband-koordinator des Weimarer
Landes, war am Montagabend mit im Zeughaus und plädierte eher für die Variante, dass Bad Berka auf eigene Verantwortung und somit ohne die TGG einen Anlauf auf das Förderprogramm unternimmt. Fakt ist: Die vier Ortsteile müssen durch diese Neuorientierung in jedem Fall länger auf ihre Glasfaser-anschlüsse warten als die Kurstadt, Tannroda, Bergern oder Gutendorf. So oder so, versicherte Jahn, werde das funktionierende Kupferkabel-netz auf absehbare Zeit wie gewohnt in Betrieb bleiben.
Für einen der Bad Berkaer Schandflecken könnte die Sitzung am Montag der Beginn zu einer neuen Perspektive gewesen sein: Einstimmig folgte der Stadtrat dem Vorschlag von Kerstin Pölzing (Münchener Initiative), mit dem privaten Eigentümer des seit Jahren leerstehenden Bahnhofs-empfangsgebäudes Kontakt aufzunehmen und einen Verkaufspreis in Erfahrung zu bringen. „Als Stadt-eingang hat diese Immobilie für uns eine hervorgehobene Bedeutung“, so Jahn. „Da muss was passieren.“