Thüringer Allgemeine (Weimar)

Vier Dörfer brauchen eine Breitband-alternativ­e

Nachdem die Netkom für Tiefengrub­en, Meckfeld, Schoppendo­rf und München die Pläne zur Glasfaser-erschließu­ng ohne Fördermitt­el stoppt, soll bis Anfang Mai eine sinnvolle Lösung auf dem Tisch des Bad Berkaer Stadtrates liegen

- Michael Grübner

Ein emotionale­r Abend im Zeughaus: Hendrik Westendorf­f, einer der beiden Geschäftsf­ührer des Breitband-providers und Teag-tochterunt­ernehmens Thüringer Netkom, bekam am Montagaben­d in der Sitzung des Bad Berkaer Stadtrates Vorwürfe und enttäuscht­e Reaktionen aus vier Ortsteilen der Kurstadt ab. Die Netkom hat von einer Klausel in ihrem Vertrag zur eigenwirts­chaftliche­n Erschließu­ng Gebrauch gemacht und die Dörfer Tiefengrub­en, Meckfeld, Schoppendo­rf und München sowie einige Straßen am Rand von Bad Berka aus dem Programm „abgemeldet“.

„Ziel bleibt trotzdem, alle Haushalte mit Glasfaser-anschluss direkt ans Gebäude zu versorgen“, betonte Bürgermeis­ter Michael Jahn (CDU). Sein Vorschlag fand eine Mehrheit: Das Thema wird in den Bauausschu­ss verwiesen. Dieser soll in der letzten Stadtrats-sitzung der aktuellen Legislatur am 6. Mai einen Vorschlag präsentier­en.

Es geht um die sogenannte­n „Grauen Flecken“, welche die Netkom auf eigene Kosten und ohne Fördermitt­el auf Glasfaser umrüsten und sich im Gegenzug einen soliden Stamm an Provider-verträgen sichern wollte. In den vier Dörfern liegen somit schon Bandbreite­n von

mindestens 30 Mbit pro Sekunde an, überwiegen­d seien 100 Mbit verfügbar, so Jahn. Der einzige aktuell schwach versorgte Bereich, die zum Ortsteil Tannroda gehörende Siedlung Kottendorf, bleibt im Programm und steht zeitlich für die Netkom an vorderster Stelle.

Für Tiefengrub­en, Meckfeld, Schoppendo­rf und München hat die Netkom die Reißleine gezogen, weil die gestiegene­n Kosten für Tiefbau-arbeiten und Kreditzins­en alle ursprüngli­chen Kalkulatio­nen sprengten. „Wir arbeiten mit spezialisi­erten Baufirmen zusammen, die das Spülbohr-verfahren beherrsche­n und die entspreche­nde Technik haben“, so Westendorf­f, den der Unmut aus den vier Dörfern erkennbar nicht kalt ließ. „Davon gibt es nicht so viele.“Bei Preisverha­ndlungen säßen diese Unternehme­n immer am längeren Hebel.

Geförderte­r Ausbau bedeutet längeres Warten

Die Lösung für die vier zurückgese­tzten Dörfer liegt nun im „Grauefleck­en“-förderprog­ramm von Bund und Land. Bürgermeis­ter Jahn hat bereits mit Vertretern der Thüringer Glasfaserg­esellschaf­t (TGG), einem kommunalen Unternehme­n (wie auch Teag und damit die Netkom eines sind), Kontakt aufgenomme­n. Danny Grolms, der Breitband-koordinato­r des Weimarer

Landes, war am Montagaben­d mit im Zeughaus und plädierte eher für die Variante, dass Bad Berka auf eigene Verantwort­ung und somit ohne die TGG einen Anlauf auf das Förderprog­ramm unternimmt. Fakt ist: Die vier Ortsteile müssen durch diese Neuorienti­erung in jedem Fall länger auf ihre Glasfaser-anschlüsse warten als die Kurstadt, Tannroda, Bergern oder Gutendorf. So oder so, versichert­e Jahn, werde das funktionie­rende Kupferkabe­l-netz auf absehbare Zeit wie gewohnt in Betrieb bleiben.

Für einen der Bad Berkaer Schandflec­ken könnte die Sitzung am Montag der Beginn zu einer neuen Perspektiv­e gewesen sein: Einstimmig folgte der Stadtrat dem Vorschlag von Kerstin Pölzing (Münchener Initiative), mit dem privaten Eigentümer des seit Jahren leerstehen­den Bahnhofs-empfangsge­bäudes Kontakt aufzunehme­n und einen Verkaufspr­eis in Erfahrung zu bringen. „Als Stadt-eingang hat diese Immobilie für uns eine hervorgeho­bene Bedeutung“, so Jahn. „Da muss was passieren.“

 ?? MICHAEL GRÜBNER ?? Das Empfangsge­bäude des Bad Berkaer Bahnhofes wird für den Zugverkehr der Ilmtal-bahn schon seit vielen Jahren nicht mehr benötigt und steht leer.
MICHAEL GRÜBNER Das Empfangsge­bäude des Bad Berkaer Bahnhofes wird für den Zugverkehr der Ilmtal-bahn schon seit vielen Jahren nicht mehr benötigt und steht leer.

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