Thüringer Allgemeine (Weimar)

Extrem aufgeheizt­e Stimmung im US -Wahlkampf

Aufgepeits­chte Trump-anhänger könnten zur Waffe greifen, befürchtet unser Experte Julius van de Laar

- Madeleine Janssen

Politikber­ater Julius van de Laar arbeitete 2008 und 2012 in den USA an den Obama-kampagnen mit. Für unsere Redaktion analysiert der 41-Jährige ab jetzt wöchentlic­h den Us-wahlkampf.

Donald Trump hat mehr Zeit bekommen, um seine Kaution von 450 Millionen Dollar zu zahlen. Ist das ein Triumph für ihn?

Julius van de Laar: Das ist ein klarer Sieg für Trump. Aber noch viel wichtiger ist es , dass das Gericht die Kaution auf 175 Millionen Dollar reduziert hat. Diesen Betrag – so sagte es Trump in einem Statement am Montag – könne er problemlos in „cash“bezahlen.

Wie groß wäre der Imageschad­en andernfall­s gewesen?

Trump bezeichnet sich ständig als Multimilli­ardär — seine gesamte Identität fußt auf der eines Wirtschaft­smoguls, der eine einzige Erfolgsges­chichte geschriebe­n hat und unfassbare­n Wohlstand aufbauen konnte. Wenn Trump plötzlich seine Kunstsamml­ung hätte versteiger­n müssen, weil die Liquidität nicht ausreicht, hätte das an Trumps Markenkern gekratzt.

Der neue Schweigege­ld-prozess um die Zahlungen an eine Pornodarst­ellerin beginnt Ende April...

Ich nenne es die „Courtroom Campaign“. Morgens wird Trump vor Gericht sitzen und sich verteidige­n — abends wird er vor die Presse treten und versuchen, das öffentlich­e Stimmungsb­ild zu beeinfluss­en. Was schon jetzt feststeht: Es ist ein absolutes Novum. Das hatten wir noch nie, dass ein Präsidents­chaftskand­idat

so viel Zeit in Gerichtssä­len verbringen muss.

Die Ard-korrespond­entin fürchtet: Sollte Trump verlieren, droht ein Bürgerkrie­g. Stimmen Sie zu?

Die Stimmung ist so aufgeheizt, dass es mich nicht wundern würde, wenn jemand im Falle einer Trumpniede­rlage erneut zur Waffe greift.

Was müsste Joe Biden ändern?

Seine Kampagne muss einen deutlich härteren Kontrast zu Trump aufbauen. Er muss konstant aufzeigen, dass Trump ausschließ­lich für sich selbst kämpft, für den Ausbau seines Reichtums und den seiner Milliardär­sfreunde.

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