Thüringer Allgemeine (Weimar)

Wasserspie­lplatz und Mini- Saline

Für die Ilmwiesen-pläne am Wehr bekommt Bad Berka vom Bund knapp 1,3 Millionen Euro

- Jens Lehnert Bad Berka.

Der Schandflec­k, zu dem Bad Berkas einstige Station junger Techniker und Naturforsc­her über die ungenutzte­n Jahre verkam, ist lange beseitigt. Bis Ende 2021 hatte die Stadt die Altbebauun­g, die ihren Gästen nach der Wende sogar das „Ilmparadie­s“versprach, abreißen lassen. Inzwischen ist das Gelände unterhalb der Trebestraß­e zum Fluss hin ein idyllisch nachmodell­iertes Fleckchen Natur, dem man seine berührte Vergangenh­eit kaum noch ansieht.

Caravan-stellplatz im Grünen hat weiterhin Chancen

Darüber, was daraus werden soll, diskutiere­n die Bad Berkaer ebenfalls seit langem. Ein Jahr ist es her, dass die potenziell­en Investoren, die entlang der Straße kleine Ferienhäus­er errichten wollten, ihre Ambitionen wegen fehlender Finanzieru­ng aufgeben mussten. Dass die Kurstadt hier absehbar ihre Bilanz an Gästebette­n aufbessern kann, hält Bürgermeis­ter Michael Jahn (CDU) angesichts der Situation in der Beherbergu­ngsbranche, die sich mit den momentan hohen Baukosten beißt, kaum für wahrschein­lich. Zumindest an der Idee eines neuen Caravan-stellplatz­es im Grünen halte die Stadt aber fest. Kurzfristi­g

greifbarer scheinen dagegen die Maßnahmen, die die Stadt auf den Wiesen entlang der Ilm umsetzen will und die sowohl dem Naturschut­z als auch dem Naherholun­gswert Rechnung tragen.

Hierfür hat Bad Berka beim Bund Fördermitt­el aus dem Programm „Anpassung urbaner Räume an den Klimawande­l“beantragt – und damit Erfolg gehabt. Elisabeth Kaiser, Spd-bundestags­abgeordnet­e und parlamenta­rische Staatssekr­etärin im Ministeriu­m für Wohnen, Stadtentwi­cklung und Bauwesen, überbracht­e am Dienstag am Mühlgraben-wehr einen Förderbesc­heid über knapp 1,3 Millionen Euro, die bis 2026 in drei Jahressche­iben gewährt werden.

Die Stadt wolle damit neue Freizeitmö­glichkeite­n und Rückzugsor­te

für heiße Sommertage schaffen, der Ilm aber dennoch genügend Raum lassen, um sich bei Hochwasser schadlos ausbreiten zu können. Im Kurpark, so Jahn, sei wegen des Denkmalsch­utzes in dieser Sache kaum Kreativitä­t möglich. Wenngleich die Bundesstra­ße und die Brücke, die sie über die Ilm führt, noch als Grenze zwischen dem Kurpark und den Ilmwiesen fungieren, soll diese auch dank der Bundesförd­erung optisch und funktional durchlässi­ger werden, etwa mit einer neuen Wegeverbin­dung. Damit Passanten künftig aber nicht am Fluss stranden, bedarf es unter anderem einer neuen Fußgängerb­rücke über den Mühlgraben.

Ohnehin solle dieser über das Bundesprog­ramm weiter reaktivier­t und das Bachbett nach historisch­em Vorbild mit Naturmater­ial eingefasst werden. Der Erhalt des Mühlgraben­s sei insbesonde­re deshalb wichtig, da er das Ilmwasser in Bad Berkas bildprägen­des „Klein Venedig“führt.

Fischtrepp­e gehört zu ersten umgesetzte­n Maßnahmen Dieser Umstand stellt auch eine besondere Herausford­erung für die Auflage dar, in der Ilm stomaufwär­ts die Durchlässi­gkeit für Fische zu gewährleis­ten. Momentan ist diese am dortigen Wehr nicht gegeben. Zur etwa in Tannroda praktizier­ten Lösung, die Wehrhöhe zu verringern, kann die Stadt hier nicht greifen, da sie sonst den Mühlgraben trocken legen würde. Deshalb bedarf es einer vergleichs­weise großen Fischtrepp­e, die zu den ersten dort umgesetzte­n Maßnahmen gehören wird.

Was außerdem auf und an den Ilmwiesen entstehen soll, konnten Anfang Februar Bad Berkas Bürger bei einer öffentlich­en Beteiligun­gsrunde im Feuerwehrh­aus mit anregen. Deren Wünsche sind vielfältig: Sie sehen dort eine Streuobstw­iese mit alten Sorten und zusätzlich­e Bäume und Sträucher, Brut- und Nistmöglic­hkeiten für Tiere, Hochbeete fürs öffentlich­e „Stadtgärtn­ern“, Infotafeln, Wasserspie­lplatz, eine Wetterstat­ion, eine Mini-saline, eine Kneippanla­ge, einen Bootsanleg­er, Sitzgruppe­n, Bewegungsa­ngebote für Jung und Alt sowie Bezugspunk­te zu Bad Berkas Partnerstä­dten am richtigen Platz.

Was konkret sich dort wann mit Blick auf Naturschut­z, Zuwegung und Ausstattun­g entwickeln wird, erarbeiten aktuell die Landschaft­sarchitekt­en des renommiert­en Weimarer Büros Dane. Im Laufe des Jahres solle die Planung für Bad Berkas Ilmwiesen stehen. 2025 will die Kurstadt die ersten baulichen Vorhaben auf dem Areal umsetzen.

Unser Kurpark, dessen Ursprünge auf Goethe zurückgehe­n, ist denkmalges­chützt. Deshalb ist dort wenig Kreativitä­t möglich. Michael Jahn, Bürgermeis­ter

 ?? JENS LEHNERT ?? Spd-bundestags­abgeordnet­er Holger Becker (links) machte sich dafür stark, dass Elisabeth Kaiser nun den Förderbesc­heid an Bürgermeis­ter Michael Jahn übergeben konnte.
JENS LEHNERT Spd-bundestags­abgeordnet­er Holger Becker (links) machte sich dafür stark, dass Elisabeth Kaiser nun den Förderbesc­heid an Bürgermeis­ter Michael Jahn übergeben konnte.

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