Ostermarsch sorgt in Weimar auch für Kritik
Der Weg zum Frieden wird am Ostersamstag am Rande der Kundgebung debattiert
Rund 150 Menschen hatten sich am vergangenen Ostersamstag zum traditionellen Ostermarsch auf dem Weimarer Theaterplatz versammelt. Um ein Zeichen für Frieden und Abrüstung zu setzen, hatte die Weimarer Initiative „Welt ohne Waffen“einmal mehr zu der Kundgebung samt Marsch und musikalischer Umrahmung geladen. Nach Redebeiträgen ging es vom Theaterplatz mit einer Bauchladenparadezum Goetheplatz vor das Mon Ami, wo die Veranstaltung mit einer Performance am Sockel des Carl-alexander-denkmals friedlich zu Ende ging. Allerdings gab es am Rande auch deutliche, kritische Stimmen.
Eröffnet wurde die Kundgebung von Versammlungsleiterin und Mitglied der Initiative „Welt ohne Waffen“, Katja Weber: „Uns geht es darum, eine möglichst starke Zivilgesellschaft zu zeigen“. Die pazifistische Sicht komme dieser Tage zu kurz in der Öffentlichkeit. Militär passe schlicht nicht mehr ins 21. Jahrhundert, so Katja Weber. Sie fordere daher die sofortige Abrüstung. „Das hochgerüstete Militär ist ein Pulverfass, das nicht nur explodieren kann, sondern bereits durch
seine normale Existenz viel Schaden anrichtet und diplomatische Lösungen erschwert.“
Neben Katja Weber gab es weitere Redebeiträge, etwa von Matthias Altmann, dem Rechtswissenschaftler der Uni Jena, Arturo Gallegos, oder auch von Daniel Gaede, dem ehemaligen pädagogische Leiter der Buchenwald-gedenkstätte. Unterstützt wurde der Ostermarsch von Initiativen und Gewerkschaften. Ein Grußwort wurde von Oberbürgermeister
Peter Kleine (parteilos) verlesen, der, wie auch Bürgermeister Ralf Kirsten (Weimarwerk), krankheits- beziehungsweise urlaubsbedingt nicht persönlich erscheinen konnte, so Katja Weber.
Die Frage nach dem richtigen Weg zum Frieden sorgt allerdings für polarisierende Debatten, gerade mit dem Blick auf den russischen Überfall auf die Ukraine. Kritik an bestimmten Meinungen der Teilnehmenden des Ostermarsches
kommt daher von Norman Heydenreich, der das Geschehen vom Rand aus beobachtet. Trotz des russischen Angriffskriegs und der Kriegsdrohungen Putins gegen Europa fordern die Organisatoren, sich „gegen Aufrüstung“zu engagieren. Dafür habe der Sprecher der Initiative „Für Frieden und Solidarität mit der Ukraine“kein Verständnis. „Die Forderung nach weiterem Abbau der Verteidigungsfähigkeit Deutschlands gegenüber den sehr realen Kriegsdrohungen Putins stärkt den Aggressor und vergrößert die Gefahr einer Ausweitung des russischen Kriegs auf weitere europäische Staaten“, sagt er. Die Folgen eines Waffenstillstands um jeden Preis oder eines „Einfrierens“des Krieges unter russischer Besatzung würden noch mehr tote Ukrainer und eine weitere Verlängerung des Kriegs bedeuten.
OB Peter Kleine: Friede muss auch verteidigt werden
Oberbürgermeister Peter Kleine verweist in seinem von Katja Weber vorgelesenen Grußwort einerseits auf die Wichtigkeit der seit des Kalten Kriegs stattfindenden Ostermärsche. Andererseits unterstreicht der Oberbürgermeister auch, dass Frieden, wenn nötig, verteidigt werden muss. „Wichtig ist auch, zum Frieden muss das Gegenüber ernsthaft bereit sein. Das Bekenntnis zum eigenen Friedenswillen ist zwar wichtig, es wird aber wirkungslos oder sogar gefährlich, wenn das Gegenüber ganz andere Dinge im Hinterkopf hat und gar nicht daran denkt, Schwerter zu Pflugscharen umschmieden zu wollen. Deshalb müssen wir auch bereit und in der Lage sein, den Frieden zu verteidigen“, so Peter Kleine.