Vier neue Bäumchen am KZ- Standort
Mit einer symbolischen Pflanzaktion erinnert die Lebenshilfe Weimar/apolda an Buchenwald-häftlinge
Das Gedenkprojekt „1000 Buchen“des Lebenshilfe-werkes Weimar/apolda ist seit Samstag offiziell um vier Bäumchen reicher. Im Landschaftspark in Nohra, ehemals Flugplatz-gelände und kurzzeitig auch ein früher Kz-standort der Nazis, ging die 88. symbolische Pflanzaktion über die Bühne – tatsächlich brachte das Gartenbauteam der Lebenshilfe die Stecklinge wie gewohnt zur klassischen Pflanzzeit im Februar in die Erde. 230 Bäume zählt die Reihe entlang der Todesmarsch-routen, auf welche die Kz-häftlinge beim Anmarsch der Alliierten 1945 noch getrieben wurden, damit jetzt. Die beiden Pflanzaktionen (eine gab es bereits am Freitag in Weimar, unsere Zeitung berichtete) gliederten sich in das Rahmenprogramm zum Gedenken an den 79. Jahrestag der Buchenwald-befreiung ein, ebenso wie auch beispielsweise eine Lesung
aus dem Buch „Der Junge von Block 66“am Samstagabend im Weimarer Dorint-hotel. Bei der Auswahl der Baumarten geht die
Lebenshilfe inzwischen mit der Zeit und setzt auf robuste, pflegeleichte und einheimische Arten, die auch für den Klimawandel gut gerüstet
sind. Für den von 1940 bis zur Befreiung in Buchenwald inhaftierten und 1976 in seiner tschechischen Heimat verstorbenen Karel Vrkoslav
wurde eine Linde ausgewählt, für Robert Siewert (Kommunist, Kapo eines Buchenwald-baukommandos und nach dem Krieg erster Innenminister von Sachsen-anhalt) eine Hasel. Willi Rattai, Kommunist aus dem Ruhrgebiet und als einer der allerersten Buchenwald-häftlinge unter anderem am Bau des Lagerzauns beteiligt, wird mit einer Wildbirne geehrt. An alle Zwangsarbeiter von Buchenwald und seinen Außenlagern erinnert ein Ahorn.
Neben den Baum-paten Katinka Poensgen (Vrkoslav), Gisela Döring (Siewert), Margret Rest und Annette Magdeburg (Rattai) sowie Reinhard Loch (Zwangsarbeiter) war eine namhafte Teilnehmer-riege in den Landschaftspark gekommen. Neben dem Weimarer Bürgermeister Ralf Kirsten (parteilos) und dem der Landgemeinde Grammetal, Roland Bodechtel (CDU) sprach auch Ministerpräsident Bodo Ramelow (Die Linke).