Weimars neuer Goethe
Aktueller Roman holt die Romanze des Dichters mit Charlotte von Stein in die Gegenwart
Nach der Trennung von seiner Verlobten verlässt der 26-jährige Noam Frankfurt und zieht für einen neuen Job nach Weimar, wo er sich in die sieben Jahre ältere Kollegin Ellin verliebt. 250 Jahre zuvor kommt der junge Goethe nach der Trennung von der Bankierstochter Lili Schönemann in Weimar an. Er lernt die sieben Jahre ältere, verheiratete Hofdame Charlotte von Stein kennen – und lieben. Ob es eine Romanze gab oder nicht, bleibt Mutmaßung: Doch für Constanze Uschi David steht fest: Es war die große Liebe zwischen Goethe und Charlotte. Davon lässt sich die Autorin David für ihren neuen Roman „Brand der Liebe“inspirieren.
Constanze Uschi David lebt in Baden-württemberg, fühlt sich Weimar jedoch sehr verbunden. Deshalb wollte sie mit ihrem Roman
auch möglichst nah am Ursprungsort bleiben. Sie plant ausgehend von der historischen Verbindung zwischen Goethe und Charlotte von Stein eine Romantrilogie mit in sich abgeschlossenen Geschichten. „Beziehungen sind das Spannendste überhaupt“, sagt die Autorin über ihr Sujet. Dabei steht sie dafür ein, Tabus aufzubrechen.
Tausend Nachrichten schrieb der Verliebte
Lustfeindlichkeit und Unterdrückung beherrschten nicht nur zu Goethes Zeiten, auch heute noch das Denken über Beziehungen, sagt sie. „Die Vorstellung, sie könnte gelebt worden sein, liegt uns ferner als die Vorstellung, dass sich die Lust Bahn bricht.“
Wichtigste Quelle waren für die Autorin die mehr als 1000 Nachrichten, die Goethe Charlotte schrieb. Außerdem zieht Constanze Uschi David Hintergrundwissen aus Goethes Gedichten, aus „Wilhelm Meisters Lehrjahre“sowie „Iphigenie auf Tauris“und „Die
Wahlverwandtschaften“, die Goethes Leben und außereheliche Verhältnissen thematisieren. Hinzu kommen „Die italienische Reise“und „Dichtung und Wahrheit“, sowie Charlotte von Steins wichtigstes Werk „Dido“.
„Ihnen eine platonische Liebe anzudichten, ist das eine. Genauso gut kann es auch andersherum gewesen sein“, denkt die Autorin. Es sei seltsam, anzunehmen, dass der leidenschaftliche Goethe seine Gefühle zehn Jahre unterdrücken konnte. Romanfigur Noam jedenfalls setzt alles daran, die verheiratete Ellin für sich zu gewinnen. Ob sich die Liebenden entzweien wie Goethe und Charlotte, oder ob sie sich eine Chance geben, erfahren Leserinnen und Leser auf 280 Seiten.
„Brand der Liebe“ist in der Serie „Zwischen den Stühlen“im Verlag p.machinery erschienen.