Adrenalinkick am See
Nick Halbeisen aus Mühlhausen hat ein besonderes Hobby. Carp Fishing ist mehr als nur das Angeln
Daniel Volkmann
Mühlhausen. In den frühen Morgenstunden, wenn der Nebel über dem ruhigen See liegt und die ersten Sonnenstrahlen die Wasseroberfläche kitzeln, beginnt für viele leidenschaftliche Angler ein Abenteuer, das weit über das bloße Fischen hinausgeht.
Die Rede ist von Carp Fishing, einem Sport, der Geduld, Gefühl, Geschick und eine professionelle Angelausrüstung erfordert. Doch es geht hierbei nicht nur um das Angeln an sich, sondern auch um eine tiefe Verbundenheit mit der Natur und den oft majestätischen Karpfen, die teilweise seit Jahrzehnten in den Gewässern leben. Nick Halbeisen ist 35 Jahre alt, Tief- und Straßenbaupolier und nimmt für sein außergewöhnliches Hobby regelmäßig große Strapazen auf sich. Wie viele andere Angler in der großen Szene hat auch er es besonders auf große Fische abgesehen.
Oberste Priorität gilt dem Schutz der Fische
Dabei praktiziert er das „Catch and release“-prinzip, bei dem die gefangenen Karpfen wieder freigelassen werden. In Deutschland ist dies jedoch verboten. „Wenn man in der Bundesrepublik angelt, ist man verpflichtet, jeden gefangenen Fisch zu töten, sofern er die vorgeschriebene Mindestgröße erreicht. Falls nicht, darf er schonend zurück ins Wasser gesetzt werden“, erklärt Halbeisen. Aus diesem Grund unternimmt er regelmäßig Touren nach Frankreich, Kroatien und Italien, wo die Situation genau umgekehrt ist und die begehrten Karpfen nicht getötet und verwertet werden dürfen.
Für Halbeisen und seine Mitstreiter hat der Schutz der Fische oberste Priorität. Ihr Ziel ist es, einen Riesenkarpfen an den Haken zu bekommen, ihn kurz aus dem Wasser zu holen, ein Foto zu machen, Maße und Gewicht zu bestimmen und ihn dann behutsam in sein gewohntes Umfeld, die Tiefen des Sees, zurückzusetzen. Halbeisens Angelausrüstung gleicht einem Arsenal an hochspezialisierten Werkzeugen, von robusten Angelruten über fein abgestimmte Rollen und ein Gps-gesteuertes Futterboot bis hin zu sorgfältig ausgewählten Ködern. Jeder Gegenstand ist darauf ausgerichtet, den perfekten Fang zu ermöglichen.
Doch Carp Fishing ist mehr als nur Technik. Nick Halbeisen beschreibt es als eine Kunst, die Geduld und Ausdauer erfordert. Das
Warten auf den richtigen Moment kann Stunden oder sogar Tage dauern. Dabei muss auch seine Familie viel Verständnis aufbringen, wobei er inzwischen oft seinen Sohn im Schlepptau hat, der genauso von Papas Leidenschaft begeistert ist. Halbeisen berichtet von einem
Karpfenfang, bei dem der Fisch stolze 25 Kilogramm schwer und 110 Zentimeter lang war.
Er spricht von einem wahren Duell, das einige Zeit in Anspruch nahm, um den Fisch mit einem eigens für das Karpfenangeln hergerichteten Kescher zu landen. „Es ist ein richtiger Adrenalinkick. Man weiß nie, was am Ende der Schnur hängt“, sagt Halbeisen. Die Community dieses Angelsports ist groß, Fachmagazine veröffentlichen regelmäßig Berichte und Bilder von Anglern mit ihren größten Fängen. Auch Halbeisen teilt seine Bilder mit Bekannten und Freunden, bis ein Unternehmen für Angelbedarf auf ihn aufmerksam wurde und eine Kooperation anfragte.
Inzwischen wird der Baupolier, der sich neben dem Angeln auch für Kraftsport interessiert, von diesem Unternehmen unterstützt.