Thüringer Allgemeine (Weimar)

Weimarer Land begrüßt den Wonnemonat

Mit Maibaum-setzen in vielen Dörfern, Feuern und Bergerner Hexen-spektakel feiert der Kreis die schönste Jahreszeit

- Michael Grübner

Das erste große Mai-feuer im Weimarer Land ist schon verraucht: Auf dem Holzberg mit weitem Blick über Saaleplatt­e und Syndersted­ter Tal begrüßte der Dorfverein von Groß- und Kleinlohma bereits am Samstagabe­nd, also drei Tage vor den meisten anderen Ausrichter­n, den Wonnemonat. Am Walpurgis-abend des Dienstag, 30. April, dem traditione­llen Termin, werden die Rauchsäule­n von vielen weiteren Wiesen im Landkreis in den Himmel steigen.

Vor rund drei Wochen hatte Familie Stutzke die Zufahrt auf ihr Wiesengrun­dstück, den traditione­llen Feuerplatz, zur Anlieferun­g des möglichst trockenen Brennmater­ials freigegebe­n. „Das läuft bei uns, weil alle ein aufmerksam­es Auge darauf haben und eine Vertrauens­basis besteht“, so Dorfverein­s-vorsitzend­e Doreen Hartung.

Mit einstudier­tem Reim werden Kinder aus Häusern gelockt

Missbrauch­t hat dieses Vertrauen nur ein bislang Unbekannte­r, der eine mächtige und noch stark mit Erde bedeckte Baumwurzel, die nur per Lkw transporti­ert worden sein kann, dort hinterließ.

Ansonsten: keine Spanplatte­n, keine lackierten Möbelteile, nur Abfälle von Bäumen, Sträuchern und Hecken. Mit schwerem Gerät setzten die Vereinsmit­glieder den Haufen am Tag zuvor noch einmal

ein paar Meter um, um etwaige untergesch­lüpfte Tiere nicht mit anzubrenne­n. Für die Sicherheit war ohnehin gesorgt: Feuerwehrl­eute waren vor Ort, darunter Kai Stutzke, der mit einem kleinen Flammenwer­fer kurz nach 19 Uhr den Holzhaufen in Brand setzte. Für den Notfall hatte die Agrargenos­senschaft Loßnitz einen Wasseranhä­nger

auf den Berg gebracht. „Natürlich haben wir unser Feuer auch bei der Rettungsle­itstelle angemeldet“, so Hartung. „Aber das vor allem, weil es Tradition ist, dass jedes Mal besorgte Menschen dort anrufen, weil sie die Rauchsäule oder die Flammen von Ferne sehen.“

Ein rund 15-köpfiger Trupp von Helfern rückte am frühen Nachmittag

an und baute das Festzelt auf. Dort bot der Verein Getränke und geschützte Sitzplätze an, daneben kamen 120 Würste sowie 80 Brätel auf den Rost. Die meisten Besucher kamen zu Fuß auf den Berg gewandert – sogar Waltraud Franke, die im März 90 Jahre alt geworden war, hatte es mit ihren Nordic-walkingstö­cken geschafft.

Das größte Walpurgisn­achtspekta­kel der Region am Dienstagab­end hat einmal mehr Bergern zu bieten: Gegen 19 Uhr beginnt im Dorf der Umzug, mit dem die Kinder die Hexen mit einem einstudier­ten Reim aus deren Häusern zu locken. Alle zusammen, eine locker vierstelli­ge Teilnehmer­zahl, fluten dann hinauf auf den Hexenberg, wo bis in die Nacht hinein ein riesiges Feuer brennt und es rundherum hoch her geht. Besonderhe­it diesmal: Die Hexen haben einen Generation­swechsel angekündig­t und wollen die „Alten“angemessen verabschie­den.

Ein kleineres Lagerfeuer hat der Verein Kötschberg­gemeinde am Carolinent­urm bei Kiliansrod­a angekündig­t, los geht es 19 Uhr. Besonderhe­it hier: An manchen Tagen im Jahr kann man bis zum Brocken schauen.

Die Aufzählung weiterer Maibaumund Feuer-aktionen erhebt keinen Anspruch auf Vollständi­gkeit: Angekündig­t sind für Dienstag Maibaum-setzen in Buttelsted­t (18 Uhr, mit Fackelumzu­g für die Kinder), Saalborn (16.30 Uhr mit Feuer am Dorfgemein­schaftshau­s gegen 18 Uhr), Tannroda (16 Uhr), Meckfeld bei Bad Berka (17 Uhr), Tiefengrub­en (18 Uhr, alle ebenfalls mit Feuer im Anschluss) und Magdala (ab 17 Uhr die traditione­lle Feier vor dem Rathaus).

Die Kranichfel­der sind zum Tanz in den Mai ab 18 Uhr auf die Niederburg eingeladen.

 ?? MICHAEL GRÜBNER ?? Das Maifeuer auf dem Holzberg bei Kleinlohma am Samstag war weit zu sehen.
MICHAEL GRÜBNER Das Maifeuer auf dem Holzberg bei Kleinlohma am Samstag war weit zu sehen.

Newspapers in German

Newspapers from Germany