Weimarer Land begrüßt den Wonnemonat
Mit Maibaum-setzen in vielen Dörfern, Feuern und Bergerner Hexen-spektakel feiert der Kreis die schönste Jahreszeit
Das erste große Mai-feuer im Weimarer Land ist schon verraucht: Auf dem Holzberg mit weitem Blick über Saaleplatte und Synderstedter Tal begrüßte der Dorfverein von Groß- und Kleinlohma bereits am Samstagabend, also drei Tage vor den meisten anderen Ausrichtern, den Wonnemonat. Am Walpurgis-abend des Dienstag, 30. April, dem traditionellen Termin, werden die Rauchsäulen von vielen weiteren Wiesen im Landkreis in den Himmel steigen.
Vor rund drei Wochen hatte Familie Stutzke die Zufahrt auf ihr Wiesengrundstück, den traditionellen Feuerplatz, zur Anlieferung des möglichst trockenen Brennmaterials freigegeben. „Das läuft bei uns, weil alle ein aufmerksames Auge darauf haben und eine Vertrauensbasis besteht“, so Dorfvereins-vorsitzende Doreen Hartung.
Mit einstudiertem Reim werden Kinder aus Häusern gelockt
Missbraucht hat dieses Vertrauen nur ein bislang Unbekannter, der eine mächtige und noch stark mit Erde bedeckte Baumwurzel, die nur per Lkw transportiert worden sein kann, dort hinterließ.
Ansonsten: keine Spanplatten, keine lackierten Möbelteile, nur Abfälle von Bäumen, Sträuchern und Hecken. Mit schwerem Gerät setzten die Vereinsmitglieder den Haufen am Tag zuvor noch einmal
ein paar Meter um, um etwaige untergeschlüpfte Tiere nicht mit anzubrennen. Für die Sicherheit war ohnehin gesorgt: Feuerwehrleute waren vor Ort, darunter Kai Stutzke, der mit einem kleinen Flammenwerfer kurz nach 19 Uhr den Holzhaufen in Brand setzte. Für den Notfall hatte die Agrargenossenschaft Loßnitz einen Wasseranhänger
auf den Berg gebracht. „Natürlich haben wir unser Feuer auch bei der Rettungsleitstelle angemeldet“, so Hartung. „Aber das vor allem, weil es Tradition ist, dass jedes Mal besorgte Menschen dort anrufen, weil sie die Rauchsäule oder die Flammen von Ferne sehen.“
Ein rund 15-köpfiger Trupp von Helfern rückte am frühen Nachmittag
an und baute das Festzelt auf. Dort bot der Verein Getränke und geschützte Sitzplätze an, daneben kamen 120 Würste sowie 80 Brätel auf den Rost. Die meisten Besucher kamen zu Fuß auf den Berg gewandert – sogar Waltraud Franke, die im März 90 Jahre alt geworden war, hatte es mit ihren Nordic-walkingstöcken geschafft.
Das größte Walpurgisnachtspektakel der Region am Dienstagabend hat einmal mehr Bergern zu bieten: Gegen 19 Uhr beginnt im Dorf der Umzug, mit dem die Kinder die Hexen mit einem einstudierten Reim aus deren Häusern zu locken. Alle zusammen, eine locker vierstellige Teilnehmerzahl, fluten dann hinauf auf den Hexenberg, wo bis in die Nacht hinein ein riesiges Feuer brennt und es rundherum hoch her geht. Besonderheit diesmal: Die Hexen haben einen Generationswechsel angekündigt und wollen die „Alten“angemessen verabschieden.
Ein kleineres Lagerfeuer hat der Verein Kötschberggemeinde am Carolinenturm bei Kiliansroda angekündigt, los geht es 19 Uhr. Besonderheit hier: An manchen Tagen im Jahr kann man bis zum Brocken schauen.
Die Aufzählung weiterer Maibaumund Feuer-aktionen erhebt keinen Anspruch auf Vollständigkeit: Angekündigt sind für Dienstag Maibaum-setzen in Buttelstedt (18 Uhr, mit Fackelumzug für die Kinder), Saalborn (16.30 Uhr mit Feuer am Dorfgemeinschaftshaus gegen 18 Uhr), Tannroda (16 Uhr), Meckfeld bei Bad Berka (17 Uhr), Tiefengruben (18 Uhr, alle ebenfalls mit Feuer im Anschluss) und Magdala (ab 17 Uhr die traditionelle Feier vor dem Rathaus).
Die Kranichfelder sind zum Tanz in den Mai ab 18 Uhr auf die Niederburg eingeladen.