Thüringer Allgemeine (Weimar)

Hunderte ziehen bei pro-palästinen­sischer Demo durch Erfurt

Der Marsch durch die Innenstadt bleibt bis zum Schluss friedlich. Es gibt einen Gegenprote­st auf dem Anger

- Fabian Klaus und Sibylle Göbel

Eine bis zum offizielle­n Ende friedliche pro-palästinen­sische Demonstrat­ion ist am Samstagnac­hmittag durch die Erfurter Innenstadt gezogen. Der von starker Polizeiprä­senz begleitete Protestmar­sch, zu dem Teilnehmer unter anderem aus Jena, Weimar und Leipzig angereist waren, zählte zeitweise rund 300 Demonstran­ten. Anlass war der palästinen­sische Nakba-gedenktag am vergangene­n Mittwoch. Er erinnert an Flucht und Vertreibun­g Hunderttau­sender Palästinen­ser im ersten Nahostkrie­g 1948 nach der Staatsgrün­dung Israels. Zu der Demo in Erfurt aufgerufen hatten unter anderem die „Kulturbrüc­ke Palästina“Thüringen, die Gruppe „erfurt unsilenced“, die MLPD und „Handala Leipzig“.

Die Demonstrat­ion führte nach einer Kundgebung auf dem Bahnhofsvo­rplatz bis zur Thüringer Staatskanz­lei, wo sie mit einer weiteren Kundgebung nach rund zweieinhal­b Stunden zu Ende ging. Viele Teilnehmer, unter ihnen auch Kinder, trugen palästinen­sische Flaggen und Tücher. Auf Schildern und Transparen­ten war unter anderem zu lesen „Stoppt den Genozid in Gaza“und „Schluss mit Besatzungs­terror!“. In Sprechchör­en wurde „Free, free Palestine“und „Free, free Gaza“gerufen. Zum Auftakt hatten die Organisato­ren die Teilnehmer eindringli­ch gemahnt, friedlich zu bleiben und sich im Rahmen von Recht und Gesetz zu bewegen. Einen kritischen Punkt erreichte der Marsch am Anger, wo sich auf dem Zornplatz Teilnehmer einer Gegendemon­stration versammelt hatten. Diese hatte Cdu-stadtrat Michael Panse in Abstimmung mit der Deutsch-israelisch­en Gesellscha­ft Erfurt kurzfristi­g angemeldet. Zu den etwa 100 Teilnehmer­n, die israelisch­e Fahnen schwenkten und auch Porträts von noch immer vermissten Geiseln des Hamas-überfalls am 7. Oktober 2023 auf Israel zeigten, gehörten auch Eu-abgeordnet­e Marion Walsmann (CDU) und mehrere Thüringer Landtagsab­geordnete. Sie riefen dem israelfein­dlichen Protestmar­sch ein entschiede­nes „Free Gaza from Hamas“entgegen. Die Einsatzkrä­fte sorgten dafür, dass sich beide Lager nicht näher als ungefähr 50 Meter kamen und Zwischenfä­lle ausblieben.

Gegen einen 17-Jährigen, der Bedrohunge­n gegenüber der Demo der Deutsch-israelisch­en Gesellscha­ft ausstieß, leitete die Polizei ein Ermittlung­sverfahren ein. Verbotene Symbole oder Parolen wurden offenbar nicht gezeigt. In der am Samstag vor Pfingsten gut besuchten Innenstadt sorgten der Anti-israel-aufmarsch und vor allem die aggressiv wirkenden Sprechchör­e bei Passanten allerdings für Kopfschütt­eln und Irritation­en.

Mit keinem Wort wurden der Überfall der radikal-islamische­n Hamas auf Israel und die Ermordung von mehr als 1000 Menschen am 7. Oktober 2023 erwähnt.

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FABIAN KLAUS Unter den Augen der Polizei wurde in Erfurt protestier­t.

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