Ein Präsident mit viel Blut an den Händen
Seine Gegner nannten Raisi den „Schlächter von Teheran“
Der Tod von Ebrahim Raisi stürzt das Mullah-regime in eine Krise. Denn Raisi war für den Iran und vor allem für den Obersten Führer, Ajatollah Ali Chamenei, von zentraler Bedeutung. Im August 2021 war der Erzkonservative als neuer Präsident des Iran vereidigt worden. Er war die Nummer zwei im Land. Der 63-Jährige hatte nicht nur das volle Vertrauen des Ajatollah, auch die mächtigsten Institutionen des Landes standen hinter ihm. Seit Raisi im Amt war, hatte sich die Brutalität der Sittenpolizei, die auch das Kopftuch-gebot für Frauen kontrolliert, zunehmend verschärft. Widerstände wurden niedergeknüppelt, etliche Oppositionelle hingerichtet. Das zeigt auch der Tod von Jina Mahsa Amini im Herbst 2022, die im Polizeigewahrsam starb, nachdem sie wegen Verstoßes gegen die islamischen Kleidungsvorschriften festgenommen worden war.
Bevor er Präsident wurde, war Raisi mehr als 30 Jahre lang in der Justizbehörde tätig, 2019 wurde er zum Justizchef ernannt. Er soll für zahlreiche Verhaftungen und Hinrichtungen politischer Gegner mitverantwortlich gewesen sein. Er war Vize-staatsanwalt von Teheran, gehörte zu der Kommission, die die Exekution von mehr als 4000 Häftlingen angeordnet haben soll. „Der Schlächter von Teheran“nennen ihn seine Gegner seitdem.
Raisi, Vater zweier Töchter, und Ajatollah Chamenei waren eng verbunden. Der 63-Jährige galt als potenzieller Nachfolger des 85-Jährigen. Beide Männer stammten aus Maschhad. Als Teenager trat er in der Heiligen Stadt Qom in ein Seminar ein und wurde, als junger Kleriker von den neuen Machthabern ausgebildet, um Regierungsämter zu übernehmen. Chamenei war damals sein Lehrer.