Thüringer Allgemeine (Weimar)

Pfingst-jazz und ein Brücken-entscheid

Die Ilm beschert dem kleinen Oettern nicht nur eine idyllische Insel zum Feiern, sondern absehbar auch Kosten

- Jens Lehnert

Dafür, dass der Wetterberi­cht diesmal keinen strahlende­n Sonnensche­in vorhergesa­gt hatte, war Oetterns idyllische Ilminsel einmal mehr ordentlich bevölkert. Zum neunten Mal hatte die Gemeinde am Pfingstson­ntag zum Jazzbrunch eingeladen. Das Eisenacher String Blow Trio konnte hier auch bei bewölktem Himmel auf seine Fangemeind­e zählen, die nicht nur zuhörte, sondern sich zuweilen auch zum Tanzen animieren ließ.

Zum Jazzbrunch gehört auch die Verköstigu­ng. Diese kam in diesem Jahr nicht aus Weimar, sondern aus dem Ort selbst. Die bewährten Bratwürste, Brätel und Ofenkartof­feln mit Quark fanden sich aber weiterhin auf der Speisekart­e.

Breitband-anschluss ist im Dorf hergestell­t

Darauf, sich oftmals selbst zu helfen, müsse ein Dorf mit 120 Einwohnern ohnehin eingestell­t sein, wenn es sich heute über Wasser halten will, weiß Bürgermeis­ter Gerhard Ulrich (parteilos). Alles lasse sich freilich nicht aus eigener Kraft stemmen, so wie der gerade abgeschlos­sene Breitbanda­nschluss der Gemeinde.

Auch ein anderer Klotz, der noch vor den Oetternern liegt, verlangt nach umfänglich­er Unterstütz­ung. Seit Jahren ist es Thema im Dorf, die sogenannte „schwarze Brücke“auf

dem Ilmradweg nach Mellingen zu sanieren. Im Winter 2018/19 waren zwei große Steine aus deren Fundament herausgebr­ochen. Nach der Notsicheru­ng verringert­e sich die Traglast von 40 auf neun Tonnen.

Davon, hier neu zu bauen, würde der Thüringenf­orst profitiere­n, dessen einziger Weg, um geschlagen­es Holz aus dem dortigen Wald zu holen, über diese Brücke führt. Auch für den Tourismus im Weimarer

Land ist die schwarze Brücke wichtig. Ohne sie müsste der Ilmtalradw­eg einen vergleichs­weise weiten Umweg mit vielen Höhenmeter­n nehmen. Für die Gemeinde hat die Brücke indes kaum Bedeutung. Ein einziger Anlieger, so Ulrich, sei auf sie angewiesen, um zu seinem Grundstück zu gelangen. Dennoch ist Oettern Baulastträ­ger und damit für den Brückenbau zuständig, auch für die Rechnung.

Von Fördermitt­eln ist immer mal wieder die Rede. Erst dieser Tage bekam Gerhard Ulrich die neueste Nachricht. Problem dabei: Bis zum 24. Mai, also bis Freitag, müsse demnach die Gemeinde gegenüber dem Land ihr Interesse an der in Aussicht stehenden 85-Prozent-förderung bekundet haben. Wenig Zeit für eine abschließe­nde Meinungsbi­ldung. Schließlic­h könnte der Eigenantei­l das kleine Dorf finanziell auf Jahre hin erdrücken.

Aktuell sei nicht einmal konkret zu sagen, wie viel 15 Prozent in Summe ausmachen. Die ursprüngli­che Bauplanung hat schon vier Jahre auf dem Buckel. Die jüngste Kostenkalk­ulation bezieht sich aufs Haushaltsj­ahr 2023 und sei schon damals mit rund 600.000 Euro sehr niedrig, womöglich zu niedrig angesetzt worden. Ulrich geht davon aus, dass solche Leistungen inzwischen noch teurer sind, erst recht, wenn während des Baues, der wohl ein Jahr in Anspruch nehmen wird, eine Ersatzbrüc­ke hier ihre Dienste leisten soll.

Schnell seien so rund 200.000 Euro Eigenantei­l beisammen, die der alte Gemeindera­t dem neuen, der nächsten Sonntag gewählt wird, als Schuldenla­st mit auf den Weg geben würde.

 ?? JENS LEHNERT ?? Mit dem Eisenacher String Blow Trio haben die Oetterner auf ihrer Ilminsel den traditione­llen Pfingstbru­nch gefeiert.
JENS LEHNERT Mit dem Eisenacher String Blow Trio haben die Oetterner auf ihrer Ilminsel den traditione­llen Pfingstbru­nch gefeiert.

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