Thüringer Allgemeine (Weimar)

Kleine siegt – Spannung im Kreis

Weimarer OB setzt sich deutlich durch. Schmidt-rose kratzt knapp an 50-Prozent-marke

- Von unseren Redakteure­n

Weimar. Peter Kleine hat die Oberbürger­meister-wahl in Weimar souverän im ersten Anlauf gewonnen. Der parteilose Amtsinhabe­r, nominiert von CDU und Weimarwerk sowie unterstütz­t von der FDP, kam nach 76 von 81 ausgezählt­en Stimmbezir­ken bis zum Redaktions­schluss der gedruckten Zeitung auf 72,9 Prozent. Auf Platz zwei konnte sich Stefan Giebel (Die Linke) mit 10,1 Prozent behaupten. Andreas Leps (Bündnis 90/Die Grünen erreichte 9,6 Prozent und André Störr (SPD)7,4 Prozent. Peter Kleine bekannte, nicht mit dieser Deutlichke­it gerechnet zu haben. „Ich kann es noch gar nicht fassen“, sagte er am Abend.

Im Weimarer Land zeichnete sich ganz knapp eine Stichwahl ab: Landrätin Christian Schmidt-rose (CDU) hatte nach 115 von 167 Stimmbezir­ken 49,8 Prozent erreicht, auf Platz folgt Dirk Geyer (BI Weimarer Land) mit 29,9 Prozent.

In Weimar begann der Wahltag ruhig. Bis 10 Uhr hätten 4238 der insgesamt 50.986 Wahlberech­tigten – und damit 8,3 Prozent – ihre Stimme für die Wahlen zum Oberbürger­meister, zum Stadtrat sowie zu 13 Ortsteilbü­rgermeiste­rn und -räten abgegeben. Am Nachmittag hätte die Wahlbeteil­igung dann zugelegt. Gegen 14 Uhr lag sie bei 29,3 Prozent und damit etwas hinter dem 14-Uhr-wert der Kommunalwa­hl von 2019. Da waren es 31 Prozent.

Anders sah das in Apolda aus: Nachdem es dort über Mittag in den Wahllokale­n etwas ruhiger geworden war, drängten Wählerinne­n und Wähler am frühen Nachmittag wieder stärker an die Wahlurnen. Aus stichprobe­nartig angefragte­n Wahllokale­n hieß es aber, dass in der ersten Tageshälft­e teils über 50 Prozent der Wahlberech­tigten ihre Stimmen abgegeben hatten.

Zu einer Unregelmäß­igkeit war es nach Informatio­nen der Apoldaer Wahlleitun­g im Laufe des Tages im Wahllokal Appartemen­thaus in Apolda Nord gekommen. Dort soll die „Heimat“(vormals NPD) im Gebäude Wahlwerbun­g verteilt haben, was am Wahltag untersagt ist.

Zur Briefwahl hatten sich in Weimar knapp 20 Prozent der Wählerinne­n und Wähler entschiede­n.

Damit hat das Briefwahla­ufkommen im Vergleich zur letzten Kommunalwa­hl 2019 erneut kräftig zugelegt. Wie es aus der Weimarer Stadtverwa­ltung heißt, hatten 2019 knapp 8000 Wahlberech­tigte Briefwahlu­nterlagen angeforder­t. Zur diesjährig­en Kommunalwa­hl waren es 10.148 Personen und damit genau 19,8 Prozent aller Wahlberech­tigten.

Die Bandbreite der Altersstuf­en unter den Wahlberech­tigten war bei den Kommunalwa­hlen besonders groß: so konnten bereits 16-Jährige die politische Ausrichtun­g vor Ort mitbestimm­en. 26 zur Wahl aufgerufen­e Wählerinne­n und Wähler aus Weimar waren demgegenüb­er älter als 100 Jahre – die älteste Frau wurde 1919 geboren und ist 105 Jahre alt, der älteste Mann ist 101 Jahre alt, heißt es von der Stadt.

Erstmals konnten Wählerinne­n und Wähler der Ettersberg­siedlung ihre Stimme in der Jugendherb­erge „Am Ettersberg“abgeben. Insgesamt wurden dort 130 Personen an

die Wahlurne gebeten. Am Nachmittag waren dieser Einladung 52 Personen gefolgt, sagt ein Wahlhelfer. „Es ist ziemlich ruhig hier, kein Volksfest“, scherzt er.

Als ebenfalls entspannt haben die Wahlhelfer­innen und Wahlhelfer im neuen Weimarer Wahllokal in der Caritas-seniorenei­nrichtung „Am alten Flughafen“den Wahlsonnta­g beschriebe­n. Obwohl auch das Team in der Nachmittag­sschicht um Wahlvorste­her Marcel Schnemilic­h komplett zum ersten Mal bei einer Wahl aktiv im Einsatz war. Man müsse sich in der aktuellen politische­n Situation engagieren, sagte er. Die erst 18-jährige Helene Ruppe war erst vor vier Tagen über eine Freundin darauf aufmerksam geworden, dass noch Wahlhelfer gebraucht werden. Es sei wichtig, die Wahlen zu unterstütz­en, sagte die Gymnasiast­in, die gerade ihr Abitur abgeschlos­sen hat. Ebenso sahen es ihre Mitstreite­rinnen Juliane Mayer und Isabell Tschlenow. Alle Wähler seien sehr nett gewesen,

auch die, die aus alter Gewohnheit zunächst in die Fürnberg-schule gegangen und von dort an den Linden- berg geschickt worden waren.

Von den 702 Wahlberech­tigten, die im Stimmbezir­k 53 im Goethe- gymnasium an die Urne gebeten wa- ren, haben bis 16 Uhr knapp die Hälfte von ihrem Wahlrecht Gebrauch gemacht. Wahlvorste­herin Anika Schwartze-schams durfte den bei ihr Wählenden durchweg bescheinig­en, nett, interessie­rt und gut gelaunt gewesen zu sein. Keiner habe den Wahlvorgan­g gestört. Vie- le Eltern seien mit ihren Kindern hier gewesen und hätten dem Nachwuchs dabei auch erklärt, was sie hier tun. Zahlreiche Nachfragen ha- be es zum sehr umfangreic­hen Stimmzette­l der Stadtratsw­ahl ge- geben und zu den Möglichkei­ten, wie man auf ihm seine drei Stimmen vergeben kann. Das kleine Manko, dass dem Wahllokal zunächst keine Stifte geliefert worden waren, konnte der Wahlvorsta­nd schon am Samstag ausräumen.

 ?? JENS LEHNERT ?? Peter Kleine (parteilos, r.) empfing am Abend vorm Rathaus die ersten Glückwünsc­he.
JENS LEHNERT Peter Kleine (parteilos, r.) empfing am Abend vorm Rathaus die ersten Glückwünsc­he.

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