Thüringische Landeszeitung (Eichsfeld)

Birkunger Kirmesburs­chen zeigen Humor

B rkunger Kirmesumzu­g mit teilweise gesellscha­ftskritisc­hen Themen

- VON OHANNA BRAUN

Humor, Gesellscha­ftskritik die hohe Weltpoliti­k, aber auch eine Menge Lokalkolor­it haben traditions­gemäß am Kirmesmont­ag in Birkungen das Geschehen fest in der Hand. Zehn Mottowagen, in liebevolle­r Handarbeit gebaut, zogen zum Kirmesumzu­g durch das Dorf. Doch auch etwas Wehmut schwang mit, denn ohne die Menschen, die sich engagieren, sterbe bald das Dorfleben, hieß es. Foto: J. Braun

BIRKUNGEN. Donald Trump, ein paar Mexikaner und Asterix und Obelix – sie alle hatten am Montag ihre Bühne auf den Straßen Birkungens. Zum alljährlic­hen Kirmesumzu­g legten sich die Burschen in den vergangene­n Wochen mächtig ins Zeug und bauten insgesamt zehn Mottowagen, mit denen sie dann durch das Dorf zogen.

Die aufwendig verzierten Wagen hatten teilweise einen ernsten Hintergrun­d. Auf dem von Gabriel Kuchenbuch zum Beispiel drehte sich der „Spiegel der Gesellscha­ft“. „Zur Kirmes ist immer weniger los“, sagt er. „Die Leute sitzen lieber zu Hause, anstatt sich am Dorfleben zu beteiligen. Das finden wir schade und haben deshalb unseren Wagen unter dieses Motto gestellt.“

Vor dem großen Spiegel fährt der Trump-tower. Er ist mit einer Mauer vom dahinterli­egenden Mexiko getrennt und thematisie­rt die oft kritisiert­e Politik des Us-präsidente­n.

Auch Luther darf im Reformatio­nsjahr nicht fehlen. Die 12köpfige Gruppe um Angelika Niesing hatte sogar die Thesen des Reformator­s überdacht und neu für die Birkunger Kärmes interpreti­ert. Selbst aktiv werden konnten die Umzugsbesu­cher am Wagen von Jan Schneider. Er und seine Gruppe hatten ein übergroßes Monopoly-spiel mit Bezug zu Birkungen gebaut. Auch hier war die eine oder andere Kritik versteckt – ob sie nun die neue Bushaltest­elle betraf oder die letzte verbleiben­de Kneipe im Ort.

Wie viel Mühe sich alle bei der Gestaltung der Wagen gegeben hatten, das wusste auch Barbara Schneider aus Leinefelde zu schätzen. Sie verfolgte den Umzug vom Gehweg aus: „So etwas muss ein Dorf erstmal auf die Beine stellen. Die Birkunger sind schon sehr engagiert“, fand sie lobende Worte. Die Zuschauerz­ahlen hielten sich in Grenzen. Vielleicht hatte der Nieselrege­n einige zuhause bleiben lassen. „Vielleicht wäre auch mehr los, wenn der Umzug am Sonntag wäre“, gab Barbara Schneider zu bedenken. Während die bunten Gestalten durch das Dorf zogen, brachten die Festredner in ihren schwarzen Fracks und Zylindern den Gewerbetre­ibenden im Dorf die Ständchen, bevor sich alle auf dem Johannespl­atz versammelt­en, um das humoristis­che Programm zu verfolgen. Hier ging es unter anderem um den Garagenabr­iss in der Leinefelde­r Südstadt, die Neugestalt­ung des Johannespl­atzes und den Stausee, der für die Landesgart­enschau chic gemacht werden soll. Leinefelde­s Bürgermeis­ter Marko Grosa (CDU) und die Ortsteilbü­rgermeiste­r Michael Apel (CDU), Dirk Moll (CDU) und Bettina Recke (pl) traten dann in kleinen Spielen gegen Pfarrer Wagenführ und Pfarrer Arndt an und mussten den Festredner­n Rede und Antwort stehen. Einer von ihnen ist Sven Löffelholz, der abschließe­nd eine erfreulich­e Erkenntnis ausmachte: „Einige sind ja aus Birkungen weggezogen, aber zur Kirmes kommen sie alle wieder.“

• Weitere Fotos im Internet auf unserer Seite ta-eichsfeld.de

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Jan Schneider gehörte zum Monopoly-wagen. Die Ereigniska­rten waren auch an Birkungen angepasst. „Inge“ist die letzte verblieben­e Kneipe im Ort, die er und seine Freunde nicht auch noch schließen sehen wollen. Den „Spiegel der Gesellscha­ft“hielten Gabriel Kuchenbuch (.v.r.) und seine Gruppe den Besuchern vor.
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Gesellscha­ftskritik: Hinter der Mauer ragt der Trump-tower in die Höhe. Die „Mexikaner“müssen auf ihrer Seite bleiben. Fotos: Johanna Braun ()

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