Thüringische Landeszeitung (Eichsfeld)
Gegenwind von links
Gewerkschafter kritisiert Landesregierung
Sommer, Sonne, Parlamentspause: Nach all dem Ärger der vergangenen Wochen in Bezug auf die verkorkste Kreisgebietsreform und auf andere gescheiterte Projekte sind die meisten Mitglieder der Thüringer Landesregierung in den Urlaub geflüchtet. Daheim reißt die Kritik an ihnen trotzdem nicht ab. Im Gegenteil: Plötzlich kommt Gegenwind aus einer Ecke, aus der sich die RotrotGrünen wohl lieber Rückenwind gewünscht hätten.
Es ist Sandro Witt vom Deutschen Gewerkschaftsbund, der das Personalentwicklungskonzept 2025 aussetzen will. Wie man es von einem Gewerkschafter erwarten kann, fordert er einen sofortigen Stopp des Personalabbaus im Land. Für Linke, Grüne und Sozialdemokraten in der Regierung muss das ein Schlag ins Gesicht sein, gelten sie doch als arbeitneh merfreundlich. Aber wenn man ein Land regiert, das schrumpft und das deshalb mit weniger Geld auskommen muss, können sich auch rotrotgrüne Minister vor unliebsamen Entscheidungen nicht wegducken. Deshalb haben sie richtigerweise beschlossen, dass die Zahl der Planstellen im öffentlichen Dienst bis 2025 um etwa ein Zehntel reduziert werden muss. Dem hält der Gewerkschafter nun entgegen, dass die Arbeitsverdichtung jetzt schon kaum noch zumutbar sei.
Ein Dilemma? Vielleicht. Aber ganz bestimmt keines, aus dem sich kein Ausweg finden lässt. Wie wär‘s denn, wenn die Macher des Personalentwicklungskonzeptes mal ganz genau erklären, was sie von ihren Mitarbeitern in Zukunft erwarten? Eine Aufgabenkritik also. Damit könnten sie auch wieder den Schulterschluss mit den Gewerkschaften hinbekommen.