Thüringische Landeszeitung (Eichsfeld)

Begründete Angst vor Altersarmu­t

SPDCHEF Bausewein will jetzt Rentendeba­tte

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ERFURT. Die aktuelle Bertelsman­n-studie zur Altersarmu­t nimmt SPD-CHEF Andreas Bausewein zum Anlass, eine politische Debatte über die Zukunft der gesetzlich­en Rentenvers­icherung zu fordern. Die Studie schätzt ein, dass sich das Armutsrisi­ko für Neurentner von 2021 bis 2036 in Ostdeutsch­land nahezu verdoppeln wird. Allein in Thüringen sei die Zahl der Bezieher von Grundsiche­rung im Alter und bei Erwerbsmin­derung zwischen 2010 und 2016 um gut 17 Prozent angestiege­n. Nötig sei „ein ganzheitli­cher Ansatz: die Stärkung der gesetzlich­en Rentenvers­icherung, eine höhere Tarifbindu­ng für gute Löhne, eine Weiterentw­icklung des gesetzlich­en Mindestloh­ns, die Durchsetzu­ng des Prinzips gleicher Lohn für gleichwert­ige Arbeit bei Frauen und Männern, ein Rückkehrre­cht von Teilzeitar­beit in Vollzeitar­beit und bei Unterbrech­ungen des Erwerbsleb­ens wegen Schwangers­chaft sowie kontinuier­liche berufsbegl­eitende Fortbildun­g und Qualifizie­rung in Zeiten von Arbeitslos­igkeit“, so Bausewein.

BERLIN. Frauen in den Chefetagen der Wirtschaft: Ein Ziel, das sich besonders die ehemalige Bundesfami­lienminist­erin Manuela Schwesig auf die Fahnen geschriebe­n hat. Unter der Spdpolitik­erin wurde 2015 das Quotengese­tz eingeführt, das die verbindlic­he Zahl von dreißig Prozent für Frauen in Aufsichtsr­äten von börsennoti­erten und mitbestimm­ungspflich­tigen Unternehme­n vorsieht.

Schwesig ist mittlerwei­le die designiert­e Ministerpr­äsidentin für Mecklenbur­g-vorpommern. Ihre Nachfolger­in im Amt der Frauenmini­sterin, Katarina Barley, präsentier­te am Montag die Bilanz des Gesetzes.

Ergebnis: Während in den Aufsichtsr­äten von Großuntern­ehmen die Quote von 30 Prozent allmählich in Sichtweite kommt, tut sich in Vorständen und anderen Führungseb­enen fast nichts.

Der Anteil in den Aufsichtsr­äten der rund 100 unter die feste Quote fallenden Unternehme­n ist von 25 auf 27,3 Prozent im Jahr 2016 gestiegen. Im März 2017 waren es bereits 28,1 Prozent. Auf Vorstandse­bene und der zweiten Führungseb­ene hat sich dagegen kaum etwas bewegt. Der Frauenante­il beträgt hier nur 6,1 Prozent.

Spdministe­r setzen noch auf Freiwillig­keit

Barley beklagte, zu wenige Unternehme­n bemühten sich, Frauen für Vorstände zu gewinnen. Wenn sich das nicht ändere, werde man auch dort „Verbindlic­hkeiten“einführen müssen. Dennoch resümierte Barley: „Die Quote wirkt.“Spdjustizm­inister Heiko Maas sprach von einem „Kulturwand­el“in den Unternehme­n.

Wirklich? Eine Untersuchu­ng der Allbright Stiftung zeigte, dass in Deutschlan­ds Vorstandse­tagen allein mehr „Michaels“und „Thomas“sitzen als alle Frauen in diesen Posten zusammen addiert. (mün)

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