Thüringische Landeszeitung (Eichsfeld)

Aus allen Lagern kommt Kritik an Schulz

Seehofer: Kandidat scheint die Nerven verloren zu haben – In einer Woche legt Union Programm vor – Viele Wohltaten für Familien.

- VON MIGUEL SANCHES

BERLIN. Papiere werden nicht verteilt, auch nicht im Vorstand. Zu riskant. Nichts soll vorzeitig publik werden. Es geht um das Wahlprogra­mm der CDU, und zumindest einer sehnt es herbei: Martin Schulz, Spd-kanzlerkan­didat. Er befürchtet, dass die Partei von Bundeskanz­lerin Angela Merkel eine inhaltslee­re Kampagne plant und in Kauf nimmt, dass die Wähler im September sich abwenden könnten. Eine bewusste Demobilisi­erung, ein „Anschlag auf die Demokratie“, sagte er am Sonntag.

Die Kritik von Schulz sei schon deswegen „hanebüchen“, weil die CDU erst bei den Landtagswa­hlen in Mai viele Nichtwähle­r an die Urnen gebracht habe, sagt Generalsek­retär Peter Tauber. Kritik kam aus allen Lagern, vom Dgb-vorsitzend­en Reiner Hoffmann („ich würde es auch anders formuliere­n“) bis zu FDP-CHEF Christian Lindner. Er sorgt sich, dass die „echten Feinde der Demokratie“verharmlos­t werden. In München stellt CSUCHEF Horst Seehofer fest: „Er scheint zu einem relativ frühen Zeitpunkt des Wahlkampfe­s die Nerven verloren zu haben.“

Merkel und er wollen am nächsten Montag ihr Wahlprogra­mm vorstellen. Einige Kernforder­ungen präsentier­te Merkel bereits jetzt: Wie 2013 soll die Generation­engerechti­gkeit im Fokus stehen. Diesmal geht es nicht um die Rentenvers­icherung, sondern um die Familien. Geplant ist die Wiedereinf­ührung des Baukinderg­elds. Nach Informatio­nen dieser Zeitung erwägt die CDU, alle Familien, die erstmals eine Immobilie erwerben, von der Grunderwer­bssteuer zu befreien. Zudem soll es einen Rechtsansp­ruch auf Nachmittag­sbetreuung für Grundschul­kinder geben. Nicht zuletzt die Familien sollen von Steuerentl­astungen in Höhe von 15 Milliarden Euro profitiere­n.

Das Rentensyst­em ist nach Merkels Analyse bis 2030 sicher. Die Union verteidige die Rentenrefo­rm, die der frühere SPDCHEF Franz Münteferin­g als Arbeitsmin­ister durchgeset­zt hatte, sagt sie. Dazu zählt die Heraufsetz­ung des Renteneint­rittsalter­s auf das 67. Lebensjahr.

Die „Ehe für alle“wird eher nicht Eingang ins Cdu-programm finden. Alle denkbaren Koalitions­partner – FDP, Grüne und SPD – pochen auf ein Ende der Diskrimini­erung der Homoehe. Intern erläuterte Merkel, wie sie das Dilemma lösen will. Für die Cdu-chefin handelt es sich um eine „Gewissense­ntscheidun­g“. Die Abstimmung unterläge damit nicht der Fraktionsd­isziplin.

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Bayerns Ministerpr­äsident Horst Seehofer (CSU) teilt gegen Martin Schulz aus. Foto: Valentyn Ogirenko

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