Thüringische Landeszeitung (Eichsfeld)
Ein Fest mit vielen Facetten
143. Patronats und Schützenfest in Effelder gefeiert. CDUCHEF Mike Mohring setzt auf die Eichsfelder und spart nicht mit Kritik an Rotrotgrün
EFFELDER. Festlich, sportlich, unterhaltsam und politisch ging es in Effelder zu – beim 143. Patronatsund Schützenfest. Zum gestrigen Schützenfrühstück hatten die rund 135 Mitglieder des Vereins St. Hubertus, die zwischen 18 und 85 Jahre alt sind, nicht nur Freunde, Sponsoren und Unternehmer eingeladen, sondern auch einen prominenten Gastredner: den Cdulandeschef Mike Mohring.
In „einem der schönsten Dörfer oder dem schönsten Dorf des Eichsfeldes“begrüßte ihn Bürgermeister Hans-werner Lange. Dass die CDU bei allen Diskussionen im Aufwind sei, das freue ihn, sagte der Ortschef, wenn auch das derzeit nicht so schwer sei. Keinen Hehl machte er gleich zu Beginn daraus, was er vom Gast und dessen Partei erwartet: eine Stärkung des ländlichen Raums und kein „diktatorisches Überstülpen“einer Reform. Doch ihm brannte noch ein anderes Problem unter den Nägeln, und das wollte Lange Mohring unbedingt mit auf den Weg geben. Erst vergangene Woche, Mitte Juni, sei ein Förderbescheid vom Land für eine Investition eingegangen. Vorher konnte der Straßenbau nicht ausgeschrieben werden. Das Problem: Bereits zum 15. Oktober soll die Maßnahme abgerechnet werden. Hier, so Lange, gebe es dringenden Handlungsbedarf. Wie eine Kommune das Dilemma händeln solle, diese Frage stellte er in den Raum und an Mohring, den er auf dem Weg zum nächsten Ministerpräsidenten sieht.
Das dürfte der CDU-CHEF gern gehört haben. Er erklärte, sich am Sonntag mit der Kanzlerin getroffen und alles daran gesetzt zu haben, am Montagvormittag im Südeichsfeld zu sein. Damit punktete er gleich. Mohring nahm in der voll besetzten Festhalle auch den Ball zur Gebietsreform, der ihm zugespielt worden war, gleich an und erklärte, dass er Verständnis für die Eichsfelder habe. Der rot-rotgrünen Regierung riet er, die Hände von der Gebietsreform zu lassen, denn die wollten nicht nur viele Eichsfelder nicht, was die über 18 000 Unterschriften, die Pro Eichsfeld jetzt in Erfurt übergab, zeigten, sondern auch viele andere Bürger quer durch das Land nicht.
Sinnvoll, meinte der CDUMANN, könnte eine Reform sein, wenn man Geld spare, sie effizient sei und am Ende eine höhere Leistungsfähigkeit stehe. Doch das alles sei nicht der Fall. „Die CDU sagt ein klares Nein zur Kreisgebietsreform“, beteuerte Mohring, der nicht die Größe der Landkreise als entscheidend ansieht, sondern eine strukturpolitische Weichenstellung.
Fest steht für den Christdemokraten, dass sich Rot-rot-grün „nicht um die Meinung des Volkes schert“und daher weiter unter anderem Unterschriften gesammelt werden müssten.
Vor den Effelderschen Schützen und ihren Gästen ging Mohring mit Rot-rot-grün hart ins Gericht. „Ein Qualitätsmerkmal der Minister im Amt ist, dass sie ihre Wahlkreise nicht gewonnen haben.“Ein besonderes Augenmerk galt dem Kultusminister.
Kritik gab es an der aktuellen Schulpolitik, die sich beispielsweise in den Stundenausfällen und „der höchsten Schulabbrecherquote“widerspiegele. Wenn Schule nicht funktioniere, würde sich das in der Ausbildung fortsetzen und nicht nur dem Mittelstand Probleme bereiten. Herbe Kritik gab es zudem von Mohring an die Regierungsadresse, was den Umgang mit der Polizei angeht.
Sein Fazit gestern: „Die Menschen verdienen eine gute Perspektive, und der ländliche Raum muss gestärkt werden.“Das hörten die Zuhörer gern, was der Applaus zeigte. Und Mohring gab einen Ausblick: 25 Monate, sagte er, seien es bis zur Landtagswahl, dann könne der Bürger dem „Spuk und Experiment ein Ende machen, zeigen, dass das Land etwas Besseres verdient hat, dass man sich um die Interessen der Menschen kümmert und die Kommunen nicht vergisst.“
Letzteres sollte wohl Bürgermeister Lange Hoffnung auf bessere Zeiten signalisieren.
Nach seiner Rede musste Mohring Zielsicherheit zeigen. Als Erster durfte er auf die neue Unternehmerscheibe schießen.
Dass er treffsicher ist, hatte Frank Töpfer bewiesen, der neuer Schützenkönig wurde. Bereits am Samstag hatte das Patronatsund Schützenfest mit der Totenehrung, Salutschießen und Tanz seinen Anfang genommen.
Sonntag freuten sich der Vorsitzende Christoph Mock, Vize Tobias König und Schriftführer Siegfried Kühler über zahlreiche Kapellen und Vereine, die nach der Messe am Festumzug teilnahmen und unter anderem aus Küllstedt und Wanfried kamen. Bei Musik und beim Preisschießen verging der Tag wie im Fluge. Nicht anders war es am Montag, denn auch da gab es ein großes mit Höhepunkten gespicktes Programm. Nach dem Frühstück standen ein Platzkonzert, Tanz sowie der Auftritt eines Roland-kaiser-doubles an. Die Herren des Vereins, Frauen gibt es nicht, stellten einiges auf die Beine.