Thüringische Landeszeitung (Eichsfeld)
Früh um sieben im Kraftraum den Weg nach Erfurt geebnet
Wie sich Kugelstoßer Andy Dittmar mit 42 Jahre M
ERFURT. Wenn Andy Dittmar am 8. Juli im Erfurter Steigerwaldstadion in den Ring steigt, schließt sich für ihn der Kreis. Damals, im Sommer 1999, erlebte er an dieser Stelle seine erste große Meisterschaft bei den Erwachsenen und wurde Fünfter bei den nationalen Titelkämpfen. Nun, 18 Jahre später, ist der Gothaer Kugelstoßer wieder dabei, wenn die deutsche Elite um Ex-weltmeister David Storl um den Titel ringt. „Ich will dafür sorgen, dass der Wettkampf nicht so steif abläuft, dass Stimmung unter den Athleten herrscht und ich sie vielleicht ein wenig pushen kann“, sagt der Familienvater, der sich mit fast 43 Jahren erneut für die Titelkämpfe qualifizieren konnte.
Scheinbar nebenbei, aber eben doch mit einem enormen Aufwand, organisiert Dittmar das Gothaer Schlossmeeting der Kugelstoßer, das in diesem Jahr am 15. Juli bereits die 20. Auflage erlebt. Auch dieses Meeting ist ein Grund, warum Dittmar nach wie vor den Ring steigt, auch wenn für kontinuierliches und professionelles Training kaum Zeit bleibt. „Da ich noch immer bei Meetings dabei bin, ist es viel einfacher, die Athleten zu verpflichten und Sponsoren anzusprechen“, sagt Dittmar. Wie er seinen verantwortungsvollen Job bei der Krankenkasse AOK Plus mit seinem Sport verbindet, zeigte der 42-Jährige vor wenigen Tagen. Am Nachmittag saß er noch bei Besprechungen im sächsischen Waldheim konzentriert auf dem Stuhl, danach hinter dem Steuer, bevor er beim Abendsportfest in Erfurt mit 18,22 Meter die Norm die Teilnahme an der deutschen Meisterschaft meisterte. „Als Erfurt die Ausrichtung der Titelkämpfe übertragen bekam, war für mich klar, dass ich da noch einmal dabei sein will“, sagt Dittmar.
1999 war er mittendrin, als Oliver-sven Buder eine Wette einlöste und sich nach seinem 21,15-m-stoß mit lautem Schrei das Trikot zerriss. „Da war eine gigantische Stimmung. Wer dabei war, wird das nicht mehr vergessen“, sagt Dittmar, der bei den Titelkämpfen 2007 schweren Herzens zuschauen musste. Damals hatte er sich einen Brustmuskel gerissen, nachdem er in der Saison zuvor mit dem Em-start in Göteborg den Höhepunkt seiner Karriere erlebte.
In diese Sphären kann Dittmar nicht mehr vorstoßen, aber der Leichtathletik, die ihm so viel gegeben hat, ist er verbunden geblieben. „Ich trainiere zwei, dreimal in der Woche. Manchmal passiert das früh um sieben vor dem Dienst im Kraftraum oder abends, wenn es dunkel ist. Am Wochenende steht die Familie an erster Stelle“, sagt Dittmar, dessen Kinder Emilie (17), Arved (14) und Lenny (10) sein ganzer Stolz sind. Die Familie unterstützt ihn auch, wenn er Jahr für Jahr das Schlossmeeting organisiert. Am 15. Juli werden die besten deutschen Frauen und Männer um Ex-weltmeister Storl auf Schloss Friedenstein antreten. Weil es ein kleines Jubiläum ist, werden unter anderem die beiden deutschen Kugelstoß-olympiasieger, Udo Beyer und Ulf Timmermann, als Gäste dabei sein. Auch Paralympics-gewinner Nico Kappel wird antreten.
Auch wenn für den Kugelstoßer von BIG Gotha beim Start am 8. Juli in Erfurt der olympische Gedanke zählt, will er sich gewissenhaft vorbereiten und seine Teilnahme mit einer für ihn ansprechenden Leistung rechtfertigen. Zur Vorbereitung gehört noch ein Start bei den Seniorenmeisterschaften in Zittau (2. Juli). „Wenn ich zur Meisterschaft in Erfurt 18,50 Meter stoßen würde und damit den Endkampf erreichen könnte, das wäre super“, sagt Dittmar.
Gothaer Schlossmeeting mit deutschen Stars 18,50 Meter und den Endkampf im Visier