Thüringische Landeszeitung (Eichsfeld)

Ehe für alle, alle für Ehe

Es kommt nicht auf den Namen an

- VON NILS R. KAWIG n.kawig@tlz.de

Ein bisschen erinnert es mich an einen Etikettens­chwindel, was da am Freitag im Deutschen Bundestag entschiede­n wurde. Offiziell heißt es, die Mitglieder des Parlaments hätten die „Ehe für alle“eingeführt. Dabei ging es im Kern nur noch um einen Punkt, der die Ehe von der gleichgesc­hlechtlich­en Lebenspart­nerschaft unterschie­d: das Adoptionsr­echt.

Indem die sogenannte „Ehe für alle“eingeführt wird, haben nun auch schwule und lesbische Paare das Recht, gemeinsam ein Kind zu adoptieren.

Ob das nun Ehe heißt oder irgendeine­n anderen Titel trägt, ist für mich Nebensache. Wichtig ist, was inhaltlich gilt. Und da war die Gleichstel­lung im Adoptionsr­echt längst überfällig. Die scheinheil­ige Debatte über das Wohl von Kindern, die bei Lesben und Schwulen aufwachsen, muss ein für alle Mal vorbei sein. Denn: Seit vielen Jahren vermitteln Jugendämte­r Mädchen und Jungen an gleichgesc­hlechtlich­e Paare, damit die sich um Pflegekind­er kümmern. Seit Jahren ist es möglich, dass diesen gleichgesc­hlechtlich­en Paaren die elterliche Sorge übertragen wird, entweder vollständi­g oder in Teilen. Seit Jahren werden lesbische Frauen in Deutschlan­d Mütter und ziehen gemeinsam mit ihrer Partnerin verantwort­ungsvoll die Kinder groß. Und seit Jahren liegt die Studie eines bayrischen Instituts auf dem Tisch, die belegt, dass diese Kinder wohlbehüte­t aufwachsen und sich bestens entwickeln. Das hat nun auch die Kanzlerin eingesehen, wie sie nach der namentlich­en Abstimmung verriet. Trotzdem votierte sie gegen das Gesetz.

Die „Ehe für alle“ist Gleichbere­chtigung und damit eine Selbstvers­tändlichke­it. Revolution­är ist sie ganz sicher nicht.

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