Thüringische Landeszeitung (Eichsfeld)
Ehe für alle, alle für Ehe
Es kommt nicht auf den Namen an
Ein bisschen erinnert es mich an einen Etikettenschwindel, was da am Freitag im Deutschen Bundestag entschieden wurde. Offiziell heißt es, die Mitglieder des Parlaments hätten die „Ehe für alle“eingeführt. Dabei ging es im Kern nur noch um einen Punkt, der die Ehe von der gleichgeschlechtlichen Lebenspartnerschaft unterschied: das Adoptionsrecht.
Indem die sogenannte „Ehe für alle“eingeführt wird, haben nun auch schwule und lesbische Paare das Recht, gemeinsam ein Kind zu adoptieren.
Ob das nun Ehe heißt oder irgendeinen anderen Titel trägt, ist für mich Nebensache. Wichtig ist, was inhaltlich gilt. Und da war die Gleichstellung im Adoptionsrecht längst überfällig. Die scheinheilige Debatte über das Wohl von Kindern, die bei Lesben und Schwulen aufwachsen, muss ein für alle Mal vorbei sein. Denn: Seit vielen Jahren vermitteln Jugendämter Mädchen und Jungen an gleichgeschlechtliche Paare, damit die sich um Pflegekinder kümmern. Seit Jahren ist es möglich, dass diesen gleichgeschlechtlichen Paaren die elterliche Sorge übertragen wird, entweder vollständig oder in Teilen. Seit Jahren werden lesbische Frauen in Deutschland Mütter und ziehen gemeinsam mit ihrer Partnerin verantwortungsvoll die Kinder groß. Und seit Jahren liegt die Studie eines bayrischen Instituts auf dem Tisch, die belegt, dass diese Kinder wohlbehütet aufwachsen und sich bestens entwickeln. Das hat nun auch die Kanzlerin eingesehen, wie sie nach der namentlichen Abstimmung verriet. Trotzdem votierte sie gegen das Gesetz.
Die „Ehe für alle“ist Gleichberechtigung und damit eine Selbstverständlichkeit. Revolutionär ist sie ganz sicher nicht.