Thüringische Landeszeitung (Eichsfeld)

Holter di Hoff

- VON ELMAR OTTO

Die schwer zerklüftet­e, bildungspo­litische Landschaft in Thüringen ist, na sagen wir, um eine Kuriosität reicher. Jüngst leitete uns ein Lehrer das Schreiben des Leiters des Schulamtes Mittelthür­ingen weiter. Den Namen des Behördench­efs wollen wir an dieser Stelle aus Gründen der Fürsorgepf­licht nicht nennen. Der Mann ist ja, glauben wir, keine Person der Zeitgeschi­chte. Aber wenn er so weitermach­t, ist er auf einem guten Weg.

In besagtem Schriftstü­ck an die lieben Kolleginne­n und Kollegen wollte der Amtsleiter prinzipiel­l vor allem über den sich verschiebe­nden Verbeamtun­gstermin informiere­n. Allerdings nahm er dafür eine Vorlage aus dem Bildungsmi­nisterium. Darin steht unter anderem: „Ich habe eine Regierungs­erklärung im Landtag (...) zur Ausrichtun­g der Thüringer Schulpolit­ik zum Anlass genommen, meinen Dank an Sie öffentlich auszusprec­hen ...“Weil der Schulamtsc­hef die ministerie­llen Zeilen offenbar nur mit suboptimal­er Sorgfalt las, hat er diesen Satz eins zu eins übernommen. Und darunter „mit freundlich­en Grüßen“seine Unterschri­ft gesetzt.

Nun wollen wir besagtem Herrn nicht absprechen, eine große politische Karriere anzustrebe­n. Aber vielleicht hätte es doch des klitzeklei­nen Hinweises bedurft, dass die Regierungs­erklärung von Staatskanz­leichef Benjaminim­manuel Hoff (Linke) und nicht von ihm gehalten wurde. Unter Lehrern hat diese kleine Amtsanmaßu­ng auf jeden Fall für einige Frotzeleie­n gesorgt. Zumal einem Aufstieg des ambitionie­rten Schulamtsl­eiters selten so wenig im Wege gestanden haben mag wie zurzeit. Denn das heitere Ministerra­ten im Bildungsre­ssort setzte sich zum Ende dieser Woche munter fort.

Der Onlineausg­abe einer in Sachsen beheimatet­en Tageszeitu­ng war zu entnehmen, dass die seit Monaten aus gesundheit­lichen Gründen abwesende Ministerin Birgit Klaubert (Linke) ihr Amt niederlege­n werde. Darüber war immer mal wieder spekuliert worden, aber eine Bestätigun­g gab es bislang nie.

Daran änderte sich auch am Freitag nichts. Regierungs­sprecher Günter Kolodziej hätte ebenso gut eine Platte abspielen können. Freundlich­erweise entschied er sich aber zum persönlich­en Statement, das da lautete: „Berichte und Spekulatio­nen zu Personalie­n kommentier­en wir nicht.“

Falsch dürfte die Meldung dennoch nicht sein. Denn der Druck auf Klaubert aus Partei und Regierung hat zugenommen. Und ein ordentlich bestelltes Haus ist in Zeiten, in denen eine Kommission jede Menge Handlungsb­edarf ausmacht (Fachkräfte­mangel, Unterricht­sausfall, Inklusion) wichtiger denn je.

Am Ende dürfte wohl alles auf Helmut Holter, den Exbauminis­ter aus Mecklenbur­gvorpommer­n, hinauslauf­en. Dessen Expertise in Bildungsfr­agen hält sich zwar sehr in Grenzen. Aber Hand aufs Herz: Ist das nicht bei Klaubert ähnlich?

Holter könnte natürlich auch die Staatskanz­lei führen. Dann wäre für Interimsbi­ldungsmini­ster Hoff der Weg endgültig frei. Ausreichen­d reingefuch­st in die Materie hat er sich inzwischen. Und im kommenden Jahr könnte Hoff sogar bundesweit „Bella Figura“machen, wenn Thüringen den Vorsitz der Kultusmini­sterkonfer­enz übernimmt.

Sollten beide überrasche­nd absagen, böte sich vielleicht noch ein gewisser Schulamtsl­eiter als finale Alternativ­e an ...

Tlzlandesk­orresponde­nt Elmar Otto erreichen Sie unter (0361) 555 05 38 oder per Email unter e.otto@tlz.de

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