Thüringische Landeszeitung (Eichsfeld)

Menschen in Umbruchsit­uationen

Männer und Frauen engagieren sich als Bufdis nach Erfüllung der Vollzeitsc­hulpflicht für einen Zeitraum zwischen 6 und 18 Monaten

- VON ELMAR OTTO

ERFURT. Cornelia List arbeitet mit Menschen in Umbruchsit­uationen. Die studierte Umweltpäda­gogin ist Bildungsre­ferentin beim Thüringer Regionalbü­ro der Internatio­nalen Jugendgeme­inschaftsd­ienste (ijgd). Die Organisati­on begleitet Menschen in verschiede­nen Freiwillig­endiensten in ganz Deutschlan­d und rund 70 Ländern der Welt. Dazu zählt auch der Bundesfrei­willigendi­enst (BFD): Er folgte dem seit dem 1. Juli 2011 pausierend­en Zivildiens­t. „Doch der BFD ist mehr: Er ist ein Freiwillig­endienst, der generation­sund geschlecht­sübergreif­end angelegt ist“, sagt List im Gespräch mit dieser Zeitung.

Im BFD engagieren sich Männer und Frauen nach Erfüllung der Vollzeitsc­hulpflicht für einen Zeitraum zwischen 6 und 18 Monaten in sozialen, kulturelle­n, ökologisch­en oder anderen gemeinwohl­orientiert­en Tätigkeits­feldern. Eine Altersober­grenze gibt es nicht. Die Freiwillig­en sind sozialvers­ichert und werden profession­ell begleitet. Für diese Begleitung ist List zuständig. Sie und ihre Kolleginne­n bilden die Schlüssels­telle zwischen den Freiwillig­en, dem zuständige­n Bundesamt für Familie und zivilgesel­lschaftlic­he Aufgaben und der Einsatzste­lle. Die Erfurter ijgd-mitarbeite­rinnen kümmern sich um etwa 25 bis 30 Teilnehmer im BFD und circa 30 junge Menschen im Freiwillig­en Ökologisch­en Jahr (FÖJ), die thüringenw­eit verteilt sind.

Die Freiwillig­en arbeiten beispielsw­eise in Tierheimen, Naturparks, Kindergärt­en oder ökologisch­en Landbaubet­rieben. Sie packen einfach mit an, verrichten in der Regel Hilfstätig­keiten, unterstütz­en und entlasten die hauptamtli­chen Mitarbeite­r. Manchmal tragen sie auch Verantwort­ung. „Aber das hängt natürlich von den Freiwillig­en selbst ab“, sagt List. Die Altersspan­ne der Menschen, die die ijgd im Freistaat unter ihren Fittichen haben, liegt zwischen 18 und Mitte 60. Unter den älteren Bewerbern seien „Menschen, die eine Beschäftig­ung suchen und den Freiwillig­endienst als Sprungbret­t in eine neue berufliche Zukunft sehen“. Für junge Leute ist er eine Chance, um in eine Ausbildung reinzuschn­uppern. Die so genannten Bufdis erhalten kein Gehalt im arbeitsrec­htlichen Sinn. Weil es sich beim Freiwillig­endienst um ein Ehrenamt handelt, ist es ein Taschengel­d.

Zum Bundesfrei­willigendi­enst gehört auch der Blick über den Tellerrand und der wird über Bildungsta­ge abgedeckt. Für über 27-jährige Bufdis ist das ein Tag im Monat, für unter 27-jährige sind es 25 Tage pro Jahr. Die Bandbreite reicht von Themen zu Notfallman­agement und Patientenv­erfügung bis zum Besuch der Vogelschut­zwarte oder Angeboten im Bereich „Kulturelle und interkultu­relle Kompetenze­n“. „Wichtig ist, dass die Freiwillig­en die Gelegenhei­t haben, zu reflektier­en“, sagt List.

Auch sie hatte sich selbst einmal als „Bufdi“engagiert, findet das Wort jedoch nicht angemessen. „Es ist zu würdigen, was von den Freiwillig­en geleistet wird“, betont die Bildungsre­ferentin.

Arbeiten in Tierheimen, Naturparks oder Kitas Blick über den Tellerrand durch Bildungsta­ge

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Cornelia List ist Bildungsre­ferentin bei den Internatio­nalen Jugendgeme­inschaftsd­iensten (ijgd) in Erfurt. Foto: Elmar Otto

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