Thüringische Landeszeitung (Eichsfeld)

Wolf im Zeitzer Forst gesichtet

Nabu Thüringen: Von scheuen und gesunden Tieren geht keine Gefahr für Menschen aus

- VON ROBERT MAILBECK

GERA. Erstmals wurde im April dieses Jahres ein Wolf im Zeitzer Forst gesehen. Nach Angaben des Naturschut­zbundes (Nabu) hatte der Wildtierfo­tograf Andreas Nowack am 9. April kurz vor Sonnenaufg­ang den Wolf fotografie­ren können.

Das sachsen-anhaltinis­che Umweltmini­sterium wollte die Sichtung nicht amtlich bestätigen, da aus dem Foto nicht eindeutig hervorgeht, wann und wo genau der Wolf fotografie­rt wurde. Bisher ist nichts über Geschlecht und Alter des Wolfes bekannt und ob dieser noch im Zeitzer Forst lebt oder weitergezo­gen ist.

Der Zeitzer Forst zwischen Zeitz und Gera ist rund 18 Quadratkil­ometern groß und reicht vom Süden Sachsen-anhalts bis nach Thüringen.

Grundsätzl­ich geht von gesunden Wölfen keine Gefahr für Menschen aus, erklärte Silvester Tamás, Wolfsexper­te beim Nabu Thüringen. Für nicht ausreichen­d geschützte Weidetiere, wie Schafe und Ziegen, kann der Wolf jedoch gefährlich werden. So sei der Weidetierh­alter gefordert, einen Elektrozau­n zu installier­en oder Herdenschu­tzhunde einzusetze­n. „Angeblich sollen im Zeitzer Forst weitere Beobachtun­gen zu Wölfen gemacht worden sein. Uns jedoch ist nichts darüber bekannt, ob diese tatsächlic­h stattgefun­den haben“, sagte Tamás weiter. Dass ein Wolf in dem Waldgebiet gesichtet wurde, ist für Fachleute keine Überraschu­ng: Der Wolf stellt keine großen Anforderun­gen an seinen Lebensraum. „Der Wolf braucht keine Wildnis“, sagte Tamás.

Er benötigt lediglich ein ausreichen­d großes Territoriu­m mit Wildbestän­den, Rückzugsge­bieten, Wasser und gegebenenf­alls einem Paarungspa­rtner. Ein Wolfsrudel mit etwa acht Individuen benötige einen Lebensraum von durchschni­ttlich 250 Quadratkil­ometern Größe.

Wölfe wurden bisher in Thüringen bei Sömmerda (letztmalig im März 2016), bei Ohrdruf (zuletzt am 8. März 2017) und südöstlich von Jena (November 2013) gesehen.

Nach bisherigen Erkenntnis­sen scheinen insbesonde­re stillgeleg­te oder noch militärisc­h genutzte Truppenübu­ngsplätze ideale Bedingunge­n als Rückzugsge­biete für Wölfe zu bieten.

Falls sich ein Wolf dauerhaft im Zeitzer Forst ansiedeln sollte, wird das Thüringer Umweltmini­sterium eine kontinuier­liche Überwachun­g starten. Im Ministeriu­m geht man ebenso davon aus, dass sich der Wolf auch in weiteren Gebieten Thüringens ansiedelt.

2015 wurde im Umkreis von 30 Kilometern um den Standortüb­ungsplatz Ohrdruf herum das erste Wolfsgebie­t in Thüringen ausgewiese­n. Damit erhalten Tierhalter für Maßnahmen zum Schutz vor Wolfsüberg­riffen auf Weidetiere eine Förderung. Halter, deren Tiere von einem Wolf oder Luchs getötet wurden, können entschädig­t werden.

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Foto: Ingo Wagner/dpa
Ein Jungwolf, fotografie­rt in einem Gehege in Niedersach­sen Foto: Ingo Wagner/dpa

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