Thüringische Landeszeitung (Eichsfeld)

Noch mehr als 600 Lehrstelle­n offen

Arbeitslos­igkeit vor Sommerferi­en erneut deutlich gesunken. Eichsfeld nur noch bei 4 Prozent

- VON SILVANA TISMER

„Wer junge Leute qualifizie­rt, weiß die Fachkraft mehr denn je zu schätzen.“ Karsten Froböse, Chef der Nordhäuser Agentur für Arbeit

EICHSFELD. „Das ist ein Rekordtief“, sagt Karsten Froböse, Chef der Nordthürin­ger Agentur für Arbeit. Die Zahlen machen ihn schon ein bisschen stolz. Erstmals sind im gesamten Nordthürin­ger Raum weniger als 8500 Menschen auf der Suche nach einem Job. „Die Personalna­chfrage ist im ersten Halbjahr gestiegen, die Zahl der Entlassung­en weiter rückläufig. Auch wenn ich mich jeden Monat wiederhole, aber an dieser Stelle tue ich das gern: Wir haben die niedrigste Arbeitslos­igkeit seit 1990“, so Froböse.

Noch nie habe man auf eine Arbeitslos­enquote von 6,2 Prozent blicken können. Nordthürin­gen sei inzwischen vergleichb­ar mit Mainz oder Bonn und habe eine deutlich bessere Quote als das Bundesland Nordrhein-westfalen und benachbart­e Großstädte wie Hannover oder Kassel.

Die höchste Reduzierun­g der Arbeitslos­igkeit hat er im Eichsfeld registrier­t. Hier sei die Zahl der Jobsuchend­en um rund 14 Prozent zum Juni 2016 gesunken. Die Arbeitslos­enquote liegt erstmals bei glatt vier Prozent. Sogar der Kyffhäuser­kreis habe aktuell weniger als 3200 Arbeitslos­e, das sei ein Minus von fast 12 Prozent zum Vorjahr. Im Nachbarkre­is Nordhausen waren Ende Juni etwas über 3000 Männer und Frauen ohne Beschäftig­ung. Die Arbeitslos­enquote liegt dort bei 7,2 Prozent. Vor einem Jahr betrug sie noch 7,7 Prozent. „Alles sehr gute Zahlen“, zieht der Agenturche­f Fazit. Aber dass die Jugendarbe­itslosigke­it weiter sinkt, sei ein Fakt, den er besonders gern verkünde. Vor allem, weil im Mai/juni Ausbildung­en beendet

werden. Und das sei in diesem Jahr ohne negativen Einfluss auf die Quote geblieben: „Arbeitskrä­fte sind knapper geworden. Mitarbeite­r werden deshalb länger gehalten und weniger schnell entlassen als noch vor ein paar Jahren.“Das gelte auch für Jugendlich­e nach dem Ausbildung­sende. „Wer junge Leute qualifizie­rt, weiß die Fachkraft mehr denn je zu schätzen. Die Medaille hat aber eine zweite Seite: Bei Personen ohne betrieblic­hen

oder schulische­n Abschluss ist die Arbeitslos­igkeit fünfmal höher.“

Rund 550 Jugendlich­e sind derzeit in der Agentur für Arbeit und den drei Jobcentern arbeitslos gemeldet. Die Quote liegt aktuell bei 5,8 Prozent. Vor einem Jahr lag sie noch bei 6,3 Prozent. Noch 600 freie Ausbildung­sstellen gibt es derzeit im Agenturbez­irk. „Wer noch immer ohne Ausbildung­svertrag ist, sollte kurzfristi­g den Berufsbera­ter einschalte­n“, empfiehlt Froböse dringend. Mit 270 Angeboten komme der größte Anteil der freien Ausbildung­sstellen aus dem verarbeite­nden Gewerbe, 160 Stellen aus dem Dienstleis­tungssekto­r und Handel.

Vor allem die Gesundheit­sund Pflegebran­che boome. Über 7000 Menschen sind in Nordthürin­gen in Pflegeberu­fen und Sozialbere­ichen tätig. „Der Beschäftig­ungszuwach­s lag allein seit 2014 bei knapp 17 Prozent“, so der Agenturche­f. Allein die Anzahl an Pflegeeinr­ichtungen habe sich seit 2005 von 44 auf 75 erhöht. „Da gibt es gute Chanchen, auch in der Ausbildung.“

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