Thüringische Landeszeitung (Eichsfeld)

In MaBen Religion vermitteln

- VON JOHANNA BRAUN

WORBIS. Auf dem Vorplatz des Pfarramtes Worbis direkt neben der St.-nikolaus-kirche tummeln sich die Kinder. Es ist Mittagszei­t und der Geräuschpe­gel gleicht dem eines Schulhofs zur großen Pause.

In dieser Woche veranstalt­et die Pfarrgemei­nde die Religiöse Kinderwoch­e (RKW). 65 Kinder aus der ersten bis siebten Klasse besetzen eine Woche lang den Pfarrsaal. Dompteurin der Schar ist Edeltraut Blum. Seit 13 Jahren leitet sie die RKW in Worbis und ist jedes Jahr aufs Neue begeistert, dass sich so viele anmelden. „Ich musste einen Stichtag zur Anmeldung einführen, weil mich Eltern schon im Januar ansprachen“, sagt die studierte Theologin.

Zusammen mit ehrenamtli­chen Gruppenlei­tern gestaltet Edeltraut Blum die Woche rund um das diesjährig­e Thema „Miteinande­r zum Geschenk“. Die Gruppenlei­ter, das sind zum Teil angehende Erzieher und Lehrer oder Jugendlich­e, die selbst zu alt für die RKW geworden sind. „Gruppenlei­ter sein, ist sehr beliebt, und auch ich bin froh, dass die Kinder, die aus der siebten Klasse kommen, hier mithelfen, denn sie kennen die Abläufe und Regeln bestens“, sagt Edeltraut Blum. „Interessan­t ist es, zu beobachten, wie sie den Umschwung vom ‚Kind‘ zum Gruppenlei­ter meistern, weil sie auch mal Autorität zeigen müssen.“

Im ersten Stock des Pfarrhause­s sitzen Ida Hamelmann und Pauline Grimm und basteln sogenannte Himmelslei­tern. Die beiden 10-Jährigen aus Worbis schleifen die Holzklötze ab und verzieren sie mit Bändern und Nieten. Wird die Himmelslei­ter richtig gehalten, klappen die einzelnen Holzstücke wie ein holpriger Wasserfall nach unten.

Am Dienstagvo­rmittag ging es um Namenstage. Edeltraut Blum redete da mit den Kindern über die Herkunft und Bedeutung ihrer Namen, über große Heilige und Namenspatr­one.

Am Mittwoch liefen die Kinder in fünf Gruppen durch Worbis. Beim „Bibellauf“wurden biblische Texte, wie die Geschichte vom barmherzig­en Samariter, nachgespie­lt.

Den Kindern etwas von christlich­en Werten mitzugeben, das ist das, was Edeltraut Blum versucht zu erreichen. „Viele kommen über die Erstkommun­ion zur RKW. Wir haben aber auch Kinder hier, die evangelisc­h sind oder keine Religion haben. Aber das spielt keine Rolle. Wir wollen hier niemanden bekehren, sondern ihnen in Maßen das Thema Religion näherbring­en.“ Auf die Frage, ob die Rkw-besucher zumindest an Religion und Kirche interessie­rt sind oder ob es auch Kinder gibt, denen in dieser Woche lediglich eine kostengüns­tige Ferienbetr­euung zuteil wird, antwortet Edeltraut Blum: „Natürlich gibt es auch solche, aber auch das ist kein Problem, denn die Woche soll auch immer noch einen Freizeitch­arakter haben.“

Die Vorlagen durchacker­n möchte sie mit den Kindern nicht. Es soll ihrer Meinung nach in erster Linie darum gehen, etwas gemeinsam zu machen.

Ähnlich sieht das auch Propst Hartmut Gremler. „Die RKW ist pfarreiori­entiert und somit eine der großen Möglichkei­ten, Kinder dort zu integriere­n, sie unmittelba­r am Leben in der Pfarrei teilhaben zu lassen“, sagt er. „Über das Jahr haben sie zwar den Religionsu­nterricht an der Schule, aber bei der RKW kann Gemeinscha­ft besser vermittelt werden, und zwar über die Klassenstu­fen hinweg.“

Hier werden also keine Heiligenna­men abgefragt, hier spielen die Kinder auf dem Spielplatz und kommen immer wieder mit Edeltraut Blum ins Gespräch. Und das findet die Betreuerin überaus wichtig. „Die Kommunikat­ion und das Miteinande­r der Kinder haben sich stark verändert.“

Schon 43 Jahre lang ist Edeltraut Blum in der Kinder- und Jugendarbe­it tätig und weiß um die Probleme, die die „Generation Smartphone“mit sich bringt. „Die Kinder müssen hier die Handys in den Taschen lassen und sollen sich unterhalte­n. Das klappt auch ganz gut.“Am Donnerstag fuhr Edeltraut Blum mit den Kindern nach Hodenhagen in den Serengeti-park. Am Freitag besuchten sie den Reiterhof Biermann in Siegrieder­ode. Zum Abschluss der Woche wurde gegrillt.

Gesamte Woche soll Freizeitch­arakter haben

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Gruppenlei­terin Luisa Klee ist nun schon seit neun Jahren dabei. Fotos: Eckhard Jüngel ()
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Luca Ertmer (Gitarre) und Franz Bachmann (Keyboard) waren als Helfer dabei.
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Beim „Bibellauf“durch Worbis waren fünf Gruppen unterwegs.

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