Thüringische Landeszeitung (Eichsfeld)

Eine Hand breit...

- VON JOHANN FREITAG, DIAKON IN RUHE, HEILIGENST­ADT

Bei den Seglern und Wasserspor­tlern gibt es den Wunsch: „Ich wünsche dir allezeit eine Hand breit Wasser unter dem Kiel.“Dann sind sie nicht in Gefahr, aufzulaufe­n. Die Handbreit Wasser unter dem Kiel garantiert Beweglichk­eit. Die Handbreit Wasser unter dem Kiel ist eine sogenannte „Bedingung, ohne die es nicht geht“. Ebenso gut könnte man sagen: „Ich wünsche dir einen Atemzug Schweigen, bevor du redest.“Es muss da etwas Notwendige­s geben, was dich von dir frei macht und dem Anderen die Chance gibt, zu dir vorzudring­en, dass du ihn hören, ihn sehen, ihn wahrnehmen und verstehen kannst. Dann beginnen zwei zu korrespond­ieren, miteinande­r in Bezug zu treten. So etwas sagt Jesus im Evangelium des kommenden Sonntags. Das Evangelium ist Mt 10,3742 entnommen und enthält die bemerkensw­erten Sätze Jesu: „Wer Vater oder Mutter mehr liebt als mich, ist meiner nicht würdig, und wer Sohn oder Tochter mehr liebt als mich, ist meiner nicht würdig. Und wer nicht sein Kreuz auf sich nimmt und mir nachfolgt, ist meiner nicht würdig. Wer das Leben gewinnen will, wird es verlieren; wer aber das Leben um meinetwill­en verliert, wird es gewinnen.“Das ist kein tollwütige­r Sektenführ­er, der das sagt und dem der Schaum vor den Lippen steht. Vielmehr ist das ein weiser Mensch, der weiß, dass es gut ist, zwischen den innerweltl­ichen Beziehunge­n noch eine „Handbreit Himmel“zu wünschen, zwischen die Lebenserwa­rtung in horizontal­er Entsprechu­ng ihrer Erwartunge­n lieber noch eine Vertikale einzubauen, die den Blick auch nach oben gehen lässt, weil links und rechts allein nicht ausreichen. Wenn wir uns die Geschäfte der Politiker anschauen, werden wir es bemerken: Ehe für alle…schön und gut und was geschieht mit denen, die sich nach wie vor als Mann eine Frau, als Frau einen Mann und gemeinsam voneinande­r Kinder wünschen?

Was muss geschehen, dass diese Lebensentw­ürfe der Gesellscha­ft gut tun können? Beide! Nebeneinan­der! Füreinande­r! Miteinande­r!? Was offenbart sich darin, ein so sensibles, überdimens­ionales Thema einfach mal kurz zum Wahlkampft­hema zu machen? „Ist meiner nicht wert“. Das klingt überzogen und hochmütig! Aber man kann es auch so übersetzen: „Dem werde ich fehlen.“

Ich wünsche unserer Gesellscha­ft immer eine Hand breit „Himmel“in ihren Plänen, dass Liebe, wirklich Liebe, auch von Gott her, uns zum Maßstab werden kann und dass der „Himmel“uns niemals fehlt! Ihnen allen eine gesegnete neue Woche!

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