Thüringische Landeszeitung (Eichsfeld)
Schönheit ist ein Zahlenspiel
Weibliche Attraktivität ist mehr als 90-60–90. Proportionen sind der Maßstab – und Selbstbewusstsein macht attraktiv.
G roßer Busen. Lange Beine. Ein interessierter Blick, volle, blutrot geschminkte Lippen. Und diese leichte Ironie, die das Lächeln umspielt. Das macht die als „Sexbomben“titulierten Schauspielerinnen in der Mitte des vergangenen Jahrhunderts zu Superstars. Eine, die in diese Kategorie zählt, ist Gina Lollobrigida. Sie wird an diesem Mittwoch 90.
In Subiaco östlich von Rom wurde sie 1927 geboren. Sie muss ganz früh ein Hingucker gewesen sein: Als Dreijährige wird sie bei einem Wettbewerb zum schönsten Kleinkind gekürt. Nach dem Zweiten Weltkrieg geht sie in die Hauptstadt, will Malerei und Bildhauerei studieren und schlägt sich mit Statistenrollen und Kohlezeichnungen von Gästen in den Lokalen durch. Nicht von ungefähr also wird die junge Schönheit 1946 für den Film entdeckt. Und macht von sich reden: Einen anderen Namen als den ihren lehnt sie ab. Und behält recht: Schon bald ist Gina Lollobrigida in aller Munde. Männer liegen ihr zu Füßen. Frauen wollen so aussehen wie sie. Als vollbusig gilt sie, auch wenn das Foto links deutlich macht: Einen BH in Doppel-d brauchte sie nicht. Manchmal genügt eben auch eine geschickter Schneider, um mehr in der Bluse oder unter der Jacke vorzutäuschen. Liegt die Schönheit allein im Auge des Betrachters? Professorin Kerstin Hoffmann, Chefärztin der Hno-abteilung am Sophien- und Hufeland-klinikum in Weimar und zudem mit Artdermis Unternehmerin, sagt: „Schön ist ein angenehmer Eindruck im Alltag – vorrangig verbunden mit Harmonie und Symmetrie.“Mit Blick auf die Brust bedeute dies: Sie sollte harmonisch in das Gesamtbild des Körpers passen – also weder proportional zu groß oder zu klein sein.
Ohne Mathematik keine Schönheit. Oder anders gesagt: Proportion gilt über alle Zeiten hinweg bei der Suche nach idealen Körpermaßen als beständig. Soll heißen: Ob jemand schlank oder dick ist, entscheidet nicht vorran- gig, ob wir ihn oder sie als schön empfinden.
Längst ist klar: Wichtiger als 90-60-90 ist beim Schönheitsempfinden das Verhältnis. Und das geht so: Taille durch Hüfte soll 0,7 ergeben. „Das gilt als ideal – unabhängig von Gewicht und Kultur“, so Hoffmann.
Legt man dieses Maß zugrunde, dann ist die weibliche Brust nicht entscheidend bei der Beantwortung der Frage, ob jemand als schön gilt oder nicht. Aber als sekundäres Geschlechtsmerkmal hat die Brust eine wichtige Rolle.
Ob f ach oder voluminös: Das ist bei der Oberweite durchaus auch von Moden abhängig. Auf die große Zeit der „Lollo“und der Sophia Loren, der Marilyn Monroe und all der anderen „Sexbomben“folgte Twiggy. Ob lange Dürre, kleine Dicke oder europäischer Durchschnitt: Neben den Proportionen des gesamten Körpers geht es bei der Frage, was wir als schön empfinden, vor allem auch um den Bereich zwischen Hals und Haar. Der Bereich gliedert sich in drei Zonen. Es ist fast wie beim „goldenen Schnitt“, den jeder Schreiner kennt.
Gesichter werden dann als schön empfunden, wenn die Proportionen stimmen, Symmetrie gegeben ist und die Haut straff ist. Dabei sind die beiden Gesichtshälften nie identisch – und es bleibt die Frage, wann die Harmonie am größten ist.
Indes ist klar: Schönheit ist messbar. Professorin Kerstin Hoffmann verweist auf www.beautycheck.de. Zu sehen ist dort ein Gesicht, das mithilfe eines Computers berechnet und von Psychologen der Universität Regensburg so optimiert wurde, dass es von möglichst vielen Menschen als möglichst attraktiv empfunden wird .
Nicht allein Maße machen eine Frau schön. Am Ende dieser kleinen Betrachtung zur Schönheit, die von Filmstars wie der jetzt fast 90-jährigen Gina Lollobrigida zum Ideal erhoben wurde und wird, geht es vor allem ums Selbstbewusstsein.
Am besten wird dies deutlich mit dem Zitat, das Professorin Hoffmann von Coco Chanel entliehen hat: „Schönheit beginnt in dem Moment, in dem du beschließt, du selbst zu sein.“
„Schönheit beginnt in dem Moment, in dem du beschließt, du selbst zu sein.“ Coco Chanel