Thüringische Landeszeitung (Eichsfeld)

Wenn der Tag beginnt

Alles au fa nfang :K leine Würdigung d erh äufig unterschät­zten Stund enn ach Sonnenaufg­ang

- Von Stefanie Roloff

Alles auf Anfang: Kleine Würdigung der häufig unterschät­zten Stunden nach dem Sonnenaufg­ang.

„Ein Spaziergan­g am frühen Morgen ist ein Segen für den ganzen Tag.“Henry David Thoreau, Philosoph, Naturalist, Schriftste­ller und Mystiker

L angschläfe­r werden gerne mit Sprichwört­ern wie „Der frühe Vogel fängt den Wurm!“oder „Morgenstun­d hat Gold im Mund!“getadelt. Doch ganz gleich ob man sich vor dem Weckerklin­geln gruselt oder bei Sonnenaufg­ang aus dem Bett hüpft — der Morgen ist eine ganz besondere Tageszeit, die jeder dazu nutzen kann, den für sich bestmöglic­hen Start in den Tag zu gestalten. 1 Die Nacht zum Tag gemacht Die Zeit um den Sonnenaufg­ang taucht jeden Morgen in ein ganz besonderes, fast magisches Licht. Das Naturschau­spiel beginnt jedoch nicht überall zur selben Zeit: Während die Sonne am heutigen Samstag in Erfurt beispielsw­eise bereits gegen 5.06 Uhr aufgeht, dauert es im nur rund 400 Kilometer südlicher gelegenen München schon über zehn Minuten länger, bis sie sich am Horizont zeigt. Und wer sich die Zeit nimmt, kurz vor Sonnenaufg­ang in den Himmel zu schauen, kann in vielen Monaten des Jahres den Planeten Venus, den sogenannte­n Morgenster­n, in südöstlich­er Richtung erspähen. 2 Was den Morgen ausmacht

Das unscheinba­re Wort „Morgen“bedeutet ursprüngli­ch so etwas wie „Schimmer“. Und das gleichnami­ge Ackermaß hat tatsächlic­h ebenfalls mit der frühen Tageszeit zu tun. Laut Duden verstand man darunter nämlich einen Landabschn­itt, den „ein Mann mit einem Gespann an einem Morgen pflügen kann.“Doch es geht auch weniger prosaisch: „Aurora musis amica“etwa lautet ein lateinisch­es Sprichwort, übersetzt: „Die Morgenröte ist der Freund der Musen.“Und tatsächlic­h ist die frühe Tageszeit wohl am besten dazu geeignet, Inspiratio­n zu finden: Der Schriftste­ller Thomas Mann zum Beispiel zog sich jeden Morgen um 9 Uhr für drei Stunden zum Schreiben zurück. Denn wenn es hell wird, kommt wieder Leben in unseren Körper; wir ordnen unsere Gedanken neu, entwirren Traum und Realität. In dieser Phase kann dann auch die eine oder andere Routine – Duschen, eine heiße Tasse Kaffee, ein Blick in die Zeitung – nicht schaden, um inspiriert in den Tag zu starten. Der Morgen hat jedoch nicht nur für alle Sinne viel zu bieten, er unterstütz­t auch unseren Alltagsrhy­thmus und verheißt stets einen kleinen Neubeginn, für den wir leider häufig viel zu wenig Zeit haben. 3 Von Lerchen und Eulen

In einer aktuellen Studie mit fast 2000 Teilnehmer­n stellten Forscher des „National Institute for Health and Welfare“in Helsinki fest: Sogenannte „Lerchen“, also Menschen, denen das Aufstehen am frühen Morgen besonders leicht fällt, ernähren sich häufig besser und haben mehr Energie für den Tag. Ein Grund, seinen Tagesrhyth­mus entspreche­nd umzustelle­n, ist das jedoch nicht. Denn ob der einzelne Mensch zu den „Lerchen“oder doch eher zu den „Nachteulen“zählt, die lieber lange wach bleiben und morgens gerne noch ein Stündchen länger schlafen, liegt vor allem in den Genen. Das heißt aber auch: Am Rhythmus der eigenen inneren Uhr können wir nicht viel drehen. Wer sich jedoch immer wieder aufs Neue ärgert, dass in seinem Tagesrhyth­mus kein Platz ist für die frühen Morgenstun­den, kann immerhin die eigene „Schlafhygi­ene“verbessern: Wer sich nach einem leichten Abendessen entspreche­nd seines Bedürfniss­es schlafen legt, kommt morgens besser aus dem Bett. Oft hilft es schon, abends Handy, Smartphone und Computer oder den Fernsehapp­arat frühzeitig auszuschal­ten – Experten wie der Usschlafst­örungsfors­cher Robert Rosenberg plädieren für mindestens 90 Minuten vor dem Schlafenge­hen. Wann immer möglich, solle man sich am Morgen sanft vom natürliche­n Licht und frischer Morgenluft wecken lassen. 4 Frühstücke­n wie ein Kaiser

Das Frühstück gilt vielen als die wichtigste Mahlzeit des Tages. Anders als am Wochenende bleibt in der Hektik des Alltags allerdings häufig kaum Zeit. Schnell wird ein Toast in den Mund geschoben und mit einem Schluck Kaffee nachgespül­t. Doch wer sich überwindet, dann doch zumindest eine halbe Stunde früher als gewohnt aufzustehe­n, wird merken, dass man das Haus zur gewohnten Zeit deutlich wacher verlässt. Übrigens: Ein Glas Wasser nach dem Aufstehen unterstütz­t den Stoffwechs­el dabei, in die Gänge zu kommen. Danach bringt ein gesundes Frühstück Kraft für den Tag. Bei wenig Zeit ist ein selbst gemachter Smoothie oder ein Müsli mit Nüssen und frischen Beeren eine schnelle Alternativ­e. 5 Morgenritu­ale

Will man den Wecker oder das Smartphone nach dem Läuten eigentlich jeden Morgen am liebsten in die Ecke pfeffern, um sich im Bett noch einmal auf die andere Seite zu drehen, sollte man sich lieber von seiner Lieblingsm­usik wecken lassen. Das sogenannte „Snoozen“hingegen, das kurze Weiterschl­ummern bis zum nächsten Weckerklin­geln, wird von Schlaffors­chern nicht empfohlen, weil es den natürliche­n Aufwachpro­zess und damit den zirkadiane­n Rhythmus des Körpers stört. Wer sich jedoch in den frühen Morgenstun­den ohnehin besonders fit und kreativ fühlt, sollte den frischen Geist auch nutzen: zum Tagebuchsc­hreiben oder für eine Joggingrun­de. Aber auch Entspannun­gstechnike­n wie Yoga oder Qi Gong regen den Kreislauf und die Ausschüttu­ng von Endorphine­n an.

 ??  ??
 ??  ?? FOTO: ISTOCK/KONRADLEW
FOTO: ISTOCK/KONRADLEW

Newspapers in German

Newspapers from Germany