Thüringische Landeszeitung (Eichsfeld)

Ein Stück vom Glück

Mi to der ohne Boden, aus Quark oder mit Sahne? Der Käsekuchen ist ein kulinarisc­hes Kulturgut

- Von Clemens Niedenthal

Mit oder ohne Boden, aus Frischkäse oder Quark? Der Käsekuchen ist ein kulinarisc­hes Kulturgut.

D er Käsekuchen, da ist sich Anne Seubert sicher, ist der beliebtest­e Kuchen in Deutschlan­d – und das schon seit den 1960er-jahren. Rechts und links von ihm kamen und gingen die Tortentren­ds. Aber nur der Käsekuchen schmecke uns konstant gut, sagt die Kulturwiss­enschaftle­rin, die auch als Unternehme­nsberateri­n in der Lebensmitt­elbranche arbeitet. Männern schmecke der Käsekuchen sogar noch ein bisschen besser. „Es liegt vielleicht am vielen Eiweiß“, so Seubert. „Proteine machen stark – und was stark macht, gilt auch als lecker.“

„Guter Quark ist das A und O eines jeden Käsekuchen­s.“ Wolfgang Süpke, Bäckermeis­ter

Das mit dem „lecker“mag auch Wolfgang Süpke unterschre­iben. Nur vom Käsekuchen redet der Bäcker aus Orlishause­n bei Sömmerda nicht unbedingt. Süpke sagt lieber Quarkkuche­n, weil es ihm vor allem genau darum geht: um guten, handwerkli­chen Quark, Fettgehalt mindestens 40 Prozent: „Der ist zwar etwas teurer, aber dafür schmeckt er im Ergebnis auch mindestens doppelt so gut. Der Kuchen wird luftiger, nicht so schwer – und vor allem geschmacks­intensiv.“ Quereinste­iger Wolfgang Süpke, der nach einer Druckerleh­re ein vielfach ausgezeich­neter Bäckermeis­ter geworden ist, backt deshalb sogar seinen New York Cheesecake mit Quark, obwohl in den USA, und das ist der Unterschie­d zwischen Cheesecake und Käsekuchen, traditione­ll mit Frischkäse gebacken wird. In Italien backt man ihn Ricotta, in Japan kennt man den Matcha-cheesecake. Doch nirgends ist der Käsekuchen so daheim wie in Deutschlan­d und den USA, wohin ihn vermutlich deutsche Auswandere­r mitbrachte­n.

Zum Glück ist der Kuchen auch hier geblieben – wobei es noch immer jede Region mit ihren eigenen Traditione­n hält. Mit oder ohne Boden? Mit oder ohne Rosinen? Und wie viele Eier im Verhältnis zum Quark? Überhaupt: der Quark. Er ist der Schlüssel zum perfekten Käsekuchen. Er bringt die Süße, aber vor allem die erfrischen­de Säure und die luftige Textur. Ein guter Käsekuchen­quark muss möglichst trocken sein (im Zweifelsfa­ll also noch einmal durch ein Küchentuch ausdrücken). Ein handgeschö­pfter, mittelfett­er Schichtkäs­e wäre übrigens die geschmackv­ollste Alternativ­e. Was Wolfgang Süpke an seinem noch immer radikal handwerkli­chen Tortenback­en fasziniert? „Dass das eine Arbeit ist, die vom ersten bis zum letzten Schritt aus einer Hand erledigt wird. Schmeckt es mal nicht, war man selbst schuld. Schmeckt es aber himmlisch gut, weiß man: Das habe ich geleistet.“Ein gutes Argument vielleicht, sich gleich mal wieder selbst an einem Käsekuchen zu versuchen.

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