Thüringische Landeszeitung (Eichsfeld)
Was ist für Sie Zuhause, Ulrich Fischer?
Ich lebe seit 1985 in Weida, der Wiege des Vogtlandes. Damals hat mich der sozialistische Wohnungsbau hierhin verschlagen: In Gera habe ich keine Wohnung gefunden und in Weida gab es eine mit gemütlicher Ofenheizung. Wenn ich aus dem Fenster schaue, sehe ich ins Aumatal – alles ist einfach grün und schön. Ich bin sehr froh, hier zu leben.
Wenn ich nach Hause komme, ist es klar, dass meine Frau und ich uns mit Küsschen begrü- ßen und drücken, das geht nicht ohne. Solche Rituale gehören für mich zum Zuhause-gefühl dazu. Wir reisen auch sehr gerne
„Wenn ich aus dem Fenster schaue, sehe ich ins Aumatal – alles ist grün und schön.“
und waren zum Beispiel in Kanada unter egs. Das ist ein tolles Land und wir haben die Zeit sehr genossen. Doch haben wir auch keine Sorge, wenn der Urlaub vorbei ist – dann freuen wir uns wieder auf Thüringen und unsere Wohnung. Wenn wir dann am Thüringer Meer ins Saaleland blicken, wissen wir, dass wir eigentlich gar nicht wegfahren müssten. Wir haben gute Freunde, mit denen wir jedes Jahr Urlaub machen. Und jedes Jahr picke ich danach ein Bild von uns vieren heraus, das ich in meinem Arbeitszimmer auf änge. Das ist mittler eile ein kleiner Zeitspiegel von uns geworden.
Im Tierpark Gera, den ich lei- te, ist der Auf and an Bürokratie intensiver geworden. Doch auch wenn nicht immer die Zeit für Schöngeistiges reicht, drehe ich im Schnitt zweimal die Woche eine Runde durch den Park. Lieblingstiere in dem Sinne habe ich nicht – das ist, wie wenn man viele K nder hat: Man möchte das eine dem anderen nicht vorziehen. Wenn sich Besucher aber für eine Tierpatenschaft interessieren, ist es mir schon wichtig, dass sie eine ehrliche Beziehung zu einem bestimmten Tier auf auen – und uns so auch länger treu bleiben. Mein Herz hängt zu einhundert Prozent an meinem Beruf. Hier merke ich, was ich mache – und ich sehe die Dankbarkeit und Freude der Leute. Das ist für mich auch Zuhause.