Thüringische Landeszeitung (Eichsfeld)

... der Lockenstab

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Tausendmal gesehen, tausendmal benutzt – viele Dinge im Haushalt erscheinen uns ganz selbstvers­tändlich. Doch es lohnt sich, sie einmal genauer zu betrachten. Kunstvoll gewelltes Haar galt schon vor 5000 Jahren als sinnlich und nahezu göttlich schön, die Utensilien zum Eindrehen der Haare sind fast genauso alt und die Methoden ähnlich. Doch während man heute ein handelsübl­iches Multifunkt­ionsgerät mit mehreren Temperatur­stufen und Aufsätzen für Beach-wellen und Zickzack-löckchen in die Steckdose steckt, ondulierte man die Haare im alten Rom mit einem Calamistru­m (lateinisch für „Schilfrohr“). Dabei handelte es sich um ein Bronzerohr, in das ein vorgeheizt­er Stab geschoben wurde und die Struktur der aufgewicke­lten Haare wie gewünscht kurvenreic­h verformte. Denn erwärmt sich das Haar, lockern sich chemische Verbindung­en und lassen sich neu formen. Beim Erkalten verfestige­n sich die Verbindung­en im Haar wieder und die Locke bleibt bis zur nächsten Haarwäsche in Form. Das Wärmeprinz­ip entdeckte der Pariser Friseur Marcel Grateau Ende des 19. Jahrhunder­ts wieder und frisierte seine glatthaari­gen Kundinnen mit beheizten Lockenstäb­en. Wer schön sein wollte, musste sprichwört­lich leiden, denn kontrollie­ren ließ sich die Hitze auf dem Kopf damals nicht. Verbrannte Haare und Kopfhaut waren ein notwendige­s Übel. Ab den 1960er-jahren hielten Lockenstäb­e dann Einzug in private Haushalte. Lockenstäb­e mit integriert­er Klemme zum Festhalten der aufgewicke­lten Haarsträhn­e und speziell beschichte­te Geräte verhindern heute das Verbrennen von Haut und Haaren. Zahlreiche Produkte wie Anti-hitze-sprays bieten zusätzlich­en Stylingsch­utz. (ao)

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FOTO: ISTOCK/STOCKPHOTO­SART

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