Thüringische Landeszeitung (Eichsfeld)
Kleine Geschichte der Gastronomie in5 3 Zeilen
73 366 Restaurants zählte man 2015 in Deutschland, Tendenz rückläufig. Auch in Thüringen hört man öfter von notgedrungenen Schließungen als von tollen Neueröffnungen. Dafür gibt’s viele Gründe, von A wie langweiliges Angebot über K wie keine Köche und Kellner wegen U wie unattraktive Arbeitszeiten bis Z wie zu viel Bürokratie.
Die meisten Gasthäuser der Antike gab es wohl im römischen Reich, allein in Pompeji hat man 120 davon ausgegraben. Die große Kunst der Gastronomie jedoch wurde, wen wundert’s, in China erfunden. Klar, das feine Porzellan wollte ja auch benutzt werden. Der Name „Restaurant“indes tauchte erstmals 1765 in Paris auf, sagt die Legende. Ein Suppenverkäufer namens Boulanger verkaufte dort zum Beispiel Schafsfüße in weißer Sauce. Seine Gerichte nannte er selbstbewusst „restaurants“oder „restoratives“, weil man mit ihnen seine Körperkraft wiederherstellen konnte. In seinem Haus konnte man erstmals zu einer Zeit eigener Wahl (innerhalb der Öffnungszeiten) aus einer Anzahl von Speisen eine individuelle Auswahl treffen (à la carte) und eine sich aus der Gesamtsumme der einzelnen Komponenten ergebende Rechnung (l’addition) begleichen. Und weil viele Köche der großen Adelshäuser während der französischen Revolution auf einmal arbeitslos wurden, gab es zu Beginn des 19. Jahrhunderts in Paris schon 500 Restaurants – und die ersten Restaurantkritiker. Von Brillat-savarin, nach dem (kein Witz) ein Käse benannt wurde, stammt der Satz: „Die Tiere fressen, der Mensch isst, und nur der Mann des Geistes versteht es, das Essen zu genießen.“
In unserem Land der „Hausmannskost“(beileibe nicht abwertend gemeint!) wurde erst ab den späten 1960er-jahren über Genuss geschrieben … Warum bloß?