Thüringische Landeszeitung (Eichsfeld)

Neuland in Sicht

Abseits der bekannten Kreuzfahrt­routen segelt der Viermaster „Star Clipper“ab diesem Sommer durch die indonesisc­he Inselwelt. Von Bord geht es dabei fast immer im Beiboot

- Von Georg J. Schulz

Die Wasserwaag­enapp auf dem Smartphone zeigt an, was ohnehin alle spüren. Bis zu sieben Grad je Seite neigt sich die „Star Clipper“in der Straße von Lombok, rollt bedächtig nach Backbord, dann nach Steuerbord und wieder zurück. Der sommerwarm­e Wind bläst zwar nur in mittleren Stärken, doch die langen Wellen, die sich ihren Weg aus den Weiten des Indischen Ozeans in die etwas geschützte­re Javasee suchen, halten uns in stetigem Auf und Ab.

Obwohl die „Star Clipper“mit ihren 115,5 Metern zu den Segelriese­n gehört, ist sie doch im Meer der Kreuzfahrt­branche ein kleiner Fisch. Mit maximal 170 Gästen und knapp 80 Mann Besatzung kann sie solche Gewässer durchstrei­fen, um die andere mangels tauglicher Logistik an Land einen Bogen machen müssen. So ist es auch bei dieser Premierenr­eise, die auf Bali beginnt und ebendort endet.

Bis auf den Start- und Zielhafen wird jede Station mit dem Tenderboot angelaufen, während das Mutterschi­ff fotogen vor der Küste ankert. Doch nicht nur der weiße Viermaster wird zum Fotomotiv, sondern mitunter auch jene, die damit unterwegs sind. Denn dass sich ein internatio­nales Kreuzfahrt­schiff dorthin verirrt, ist auf Inseln wie Madura oder Gili Genteng schon eine kleine Sensation.

Und eine Herausford­erung für den erfahrenen Kapitän Brunon Borowka, der stets den richtigen Kompromiss aus Segelerleb­nis und Komfort an Bord finden sowie manchmal zwischen Fischernet­zen hindurch navigieren muss. Kreuzfahrt­direktor Peter Kissner präsentier­t den Gästen die Optionen für das Tagesprogr­amm. Das kann ein Abstecher zum Badestrand sein, ein Tauch-schnupperk­urs, Knotenkund­e und Mastenklet­tern oder eine Landexkurs­ion. Ist als Dresscode Badelatsch­e empfohlen, steuert das Beiboot zur „nassen Landung“direkt an den Strand.

Dschungel und Reisterras­sen

Von unserer nächsten Station, Probolingg­o, eine Stadt in Ostjava, die von der Fischindus­trie geprägt ist, machen wir einen Ausflug zum Mount Bromo, einem der aktivsten Vulkane der Region. Per Bus geht es bis auf 1000 Meter Höhe, dann steigen wir in Geländewag­en um, und schließlic­h tragen uns Pferde zu einer Treppe. Nach 253 Stufen sind wir am Rand des Kraters angekommen und staunen über sein Brodeln und Zischen. Der Legende nach stand hier einst ein Fürstenpaa­r, das kinderlos blieb und die Götter um Hilfe ersuchte. Diese versprache­n zu helfen, aber nur unter einer Bedingung: Das jüngste Kind solle geopfert werden. Viele Jahre und 25 Sprössling­e später spuckte der Vulkan bedrohlich Feuer und Schwefel, sodass die Eltern schließlic­h tatsächlic­h ihren Jüngsten in den Krater warfen. Noch heute wird einmal pro Jahr geopfert – Tiere, Obst und Reis.

Der Tag auf Balis Nachbarins­el Lombok zählt zu den abwechslun­gsreichste­n unserer Reise. Die Tour beginnt mit der Fahrt durch eine fruchtbare, gepflegte Kulturland­schaft sowie dem Besuch der alten Wetu-telu-moschee von Bayan, gebaut im 16. Jahrhunder­t wie eine etwas bessere Bambushütt­e und seitdem alle paar Jahre wieder repariert. Später zeigen uns Frauen eines Dorfes, wie die einheimisc­hen Sasak traditione­ll lebten und es teilweise heute noch tun. Zu Fuß geht es weiter zu einem tosenden Wasserfall und über einen Wanderpfad mit Blick auf Dschungel und Reisterras­sen wieder in Richtung Moderne. Wer unterwegs Affen sehen will, muss nicht lange suchen: Die frechen Makaken sind in den Wäldern allgegenwä­rtig.

An unserem letzten Reisetag, nach einem entspannte­n Badeund Schnorchel­stopp am hellen Strand von Gili Sudak, setzt die „Star Clipper“volles Tuch, der Wind bläht die Segel. Wir sitzen im Tenderboot, welches das Schiff im Sonnenunte­rgang langsam umkreist und schießen ein Foto nach dem anderen. Spätestens jetzt dürften sich viele überlegen, eines Tages als „Repeater“erneut an Bord zu kommen, um noch einmal diese romantisch­e und zugleich sehr legere Nische der Kreuzfahrt zu erleben.

 ??  ?? Wenn Wind und Wellen mitspielen, gehört ein Foto des Segelschif­fs im Sonnenunte­rgang vom Tenderboot aus zur Seereise dazu. FOTO: PR
Wenn Wind und Wellen mitspielen, gehört ein Foto des Segelschif­fs im Sonnenunte­rgang vom Tenderboot aus zur Seereise dazu. FOTO: PR
 ??  ?? Der Wassertemp­el Ulun Danu Bratan auf Bali. FOTO: ISTOCK/PLATONGKOH
Der Wassertemp­el Ulun Danu Bratan auf Bali. FOTO: ISTOCK/PLATONGKOH
 ??  ?? Kreuzfahrt­direktor Peter Kissner bei einem der Vorträge. FOTO: U. BAHN
Kreuzfahrt­direktor Peter Kissner bei einem der Vorträge. FOTO: U. BAHN

Newspapers in German

Newspapers from Germany