Thüringische Landeszeitung (Eichsfeld)
Einblicke in Berufsausbildung
Lehrlinge präsentieren im Obereichsfelder Bildungswerk in Leinefelde ihre Arbeit und stellen die Ausbildungsmöglichkeiten vor
LEINEFELDE. Interessante Einblicke bot am Samstag das Obereichsfelder Bildungswerk beim „Tag der offenen Tür.“Viele Besucher nutzten die Gelegenheit, um sich in den zwei Leinefelder Objekten genauer umzuschauen und sich über das umfangreiche Bildungsangebot für junge Menschen mit sonderpädagogischem Förderbedarf näher zu informieren.
So zeigten beispielsweise in der Hochbau-halle im Haus II Robert Gaßmann und Stefan Metzger, Auszubildende im zweiten Lehrjahr, wie aus einer selbst hergestellten Betonmischung mittels verschiedener Formen Gehwegplatten gefertigt werden können. Gekonnt bedienten sie hierbei den BetonQuirl ebenso wie die Rüttelplatte und zeigten stolz bereits ausgehärtete Platten mit reliefartigem Muster. Wie Rita Ofiara, die hier schon seit fast 25 Jahren als Sozialpädagogin tätig ist, erklärte, absolvieren die beiden 19Jährigen derzeit ein sechswöchiges Praktikum, in dem sie unter anderem verschiedene MaurerTechniken, wie das Hochziehen von Wänden samt Ecken und Fensterstürzen, erlernen.
Mutterschaft und Ausbildung vereint
Praxisnah sei auch das von ihr geleitete Dauerprojekt zur Berufsorientierung für Schüler der Klassenstufen sieben bis neun, welche im Rahmen wöchentlicher Schnupperstunden die Gelegenheit hätten, sechs verschiedene Berufsfelder genauer kennenzulernen. Neben dem Hochund Metallbau zählen hierzu die Holzbearbeitung, Bauten- und Objektbeschichtung, Hauswirtschaft und Küche. Letzteres präsentierte sich im Haus I mittels liebevoll eingedeckter Esstische und einem kniffligen Quiz rund um Lebensmittel, welches Sabrina Bielstein, angeleitet von Elke Hachmann, betreute.
Wie die 21-jährige Mutter – im August erwartet sie ihr zweites Kind – erzählte, sei sie froh, dass sie hier ihre 3-jährige Ausbildung zur Fachpraktikerin Küche, ermöglicht durch eine halbjährliche Verlängerung, abschließen könne.
Ebenso wie sie, lobte auch Laura Kalässe, die 20-Jährige war mit ihrem acht Monate alten Sohn Antonyo Luca anwesend, die Chance, Mutterschaft und Berufsausbildung miteinander zu vereinbaren. Hilfreich hierbei sei sowohl die Familie als auch das Bildungswerk. „Dieses ist seit Juli 2017 eine besondere Einrichtung nach § 35 SGB 9, eben wegen des sozialen Aspektes, der speziell Jugendlichen mit hohem Förderbedarf gilt“, ergänzte in diesem Zusammenhang, nicht ohne Stolz, Ilona Mecke. Wie die seit 1991 amtierende Geschäftsführerin weiter erläuterte, erfahren in beiden Häusern derzeit 56 Jugendliche eine umfassende Ausbildung, 12 absolvieren eine berufsvorbereitende Bildungsmaßnahme, 9 Schüler ein berufsvorbereitendes Jahr (BVJ,) und 12 externe Auszubildende besuchen die Förder-berufsschule. Zusätzlich erhalten 11 minderjährige unbegleitete Flüchtlinge eine Berufsvorbereitung, wobei für die Pro- jekte „Eichsfelder Integrationszentrum“und „Praxis-integrationscoaching“speziell geschulte Begleiterinnen zuständig sind. Dieses komplexe Bildungsangebot wird von insgesamt 44 Beschäftigten, zu denen Ausbilder, Lehrkräfte, Sozialpädagogen, Psychologen sowie Verwaltungs- und technisches Personal gehören, ermöglicht.
Seit mittlerweile 27 Jahren, so freute sich Ilona Mecke abschließend, werde das Konzept erfolgreich verwirklicht, ständig weiterentwickelt und den Jugendlichen damit eine zukunftsorientierte, berufliche Perspektive ermöglicht.