Thüringische Landeszeitung (Eichsfeld)
In Landrats Welt eingetaucht
Toni testet: den Alltag von Werner Henning. Koordination und Absprache sind das Wichtigste
HEILIGENSTADT. Der schwarze Anzug hängt bereit. Das weiße Hemd ist frisch gebügelt, und die Schuhe glänzen. Um 6 Uhr klingelt der Wecker. Schnell gefrühstückt, kultiviert, den feinen Zwirn übergestreift und los geht es – 7.20 Uhr bin ich im Heiligenstädter Landratsamt. Denn ich darf für einen Tag den Alltag von Landrat Werner Henning miterleben. Eine gewisse Aufregung und Anspannung kann ich nicht von der Hand weisen.
Mit einem freundlichen Lächeln und einem festen Händedruck begrüßt und heißt mich der Landrat willkommen. Mit schnellen Schritten geht es direkt in die erste Beratung.
Im roten Saal warten schon Manfred Schäfer, Leiter der Ausländerbehörde, Evamaria Träger, Ausländerbeauftragte, und der Leiter des Grundsicherungsamtes, Ingo Steinicke. In wenigen Worten erklärt Werner Henning meine Anwesenheit, wobei die Gäste schon Bescheid wissen. Der Landrat möchte von ihnen aktuelle Zahlen und Fakten zu den Flüchtlingen im Eichsfeld wissen. Die drei sind sehr gut vorbereitet,
7.30 Uhr:
stehen Rede und Antwort. Ich sitze zwischen ihnen, höre aufmerksam zu. Neben den rohen Fakten erzählen die Anwesenden auch kleine Anekdoten, die sie in den vergangenen zwei Jahren mit Asylbewerbern erlebt haben. „Ich habe zwei junge Mädchen kennengelernt, die mittlerweile in Uder zur Schule gehen, zuvor aber kurzzeitig in Dingelstädt lebten“, erzählt Werner Henning. Bei einem Gespräch stellt sich heraus, dass die beiden in Uder und Heiligenstadt auch glücklich sind, aber das Beste und der schönste Ort sei Dingelstädt, hätten die beiden Jugendlichen geschwärmt.
Plötzlich und für mich völlig unerwartet klingelt das Telefon. Werner Henning geht ran, nickt kurz und bejaht vermutlich eine Frage. Er legt auf und meint: „Wir müssen los, der nächste Termin ruft.“Also springe ich mit auf, packe meine sieben Sachen zusammen. Mit einem Handschlag verabschieden wir uns. Im Hof wartet schon Hans-josef Kellner. Er ist der Chauffeur des Landrates. Ganz selbstverständlich steigt der Fahrer aus, öffnet den Kofferraum und mir und Christine Wagner die Tür. Sie ist die Leiterin des Bauaufsichtsamtes.
Werner Henning zieht sein Jackett aus, das in den Kofferraum kommt, genauso wie seine Tasche. Er nimmt vorne Platz. Und noch bevor es losgeht, krempelt er ganz locker die Ärmel seines Hemdes nach oben. Ich sitze hinter dem Fahrer. Das Ziel der Fahrt ist die Sitzung der Regionalen Planungsgemeinschaft Nordthüringen. Normalerweise nutzt der Landrat die Fahrt zum Frühstücken, zum Telefonieren oder um sich Unterlagen anzusehen. „Eigentlich ist das Auto
8.29 Uhr:
für den Landrat ein zweites Büro“, sagt Chauffeur Kellner.
Werner Henning beginnt seinen Tag im Landratsamt in Heiligenstadt gegen 7 Uhr. Da habe er aber bereits zu Hause gefrühstückt. „Und dann fahre ich selbst mit dem Auto nach Heiligenstadt.“Denn sein Dienstort ist die Kreisstadt, und er würde nur von dort aus gefahren. „Es sei denn, mein Termin beginnt schon sehr früh, dann werde ich von zu Hause geholt, oder er endet wirklich sehr spät, dann werde ich auch heimgefahren“, so Henning. Doch in der Regel fahre er selbst nach Heiligenstadt. Er gibt ehrlich zu, dass er weiß, dass es ein Privileg ist, gefahren zu werden. Dennoch macht er sich selbst nicht viel daraus. Ich hingegen, muss ich ehrlich zugeben, genieße das Gefühl, einmal Gefahren zu werden, sehr. Und natürlich spielt das Auto an der Stelle eine entscheidende Rolle.
In Sondershausen darf ich nur im öffentlichen Teil der Sitzung teilnehmen. Die ist nach etwa 20 Minuten schon vorbei. Ich verbringe die Wartezeit mit Chauffeur Hans-josef Kellner im Auto. Während wir warten, darf ich auf dem Platz vom Landrat sitzen. Ein wirklich schönes Gefühl. Nach etwas mehr als einer Stunde kommt Werner Hennig aus dem Gebäude. Es folgt die gleiche Prozedur wie in Heiligenstadt. Alle wieder rein in den Audi und entspannt
9.20 Uhr:
geht es zurück in die Kreisstadt. Auf der Rückfahrt geht Henning seiner gewohnten Tätigkeit im Auto nach – er telefoniert.
Im Landratsamt angekommen, haben wir etwa eine Stunde Zeit, bevor er zur nächsten Sitzung geht – Schulleiterberatung. Während ich die Zeit zum Ausruhen und Speisen nutze, sitzt der Landrat am Schreibtisch und arbeitet Post und Unterlagen durch. Zwischendurch isst er sein Brot.
Die Schulleiterberatung verfolgen wir etwa anderthalb Stunden. Die Einführungsworte obliegen auch Werner Henning. Wobei das Treffen aus einer Tradition heraus gewachsen ist, denn die Lehrer sind beim Schulamt angestellt und nicht beim Landkreis. Der Landkreis ist nur der Träger der Einrichtungen.
Jetzt heißt es: Endspurt – der letzte Termin ist in Leinefelde bei der Liga der freien Wohlfahrtsverbände. Die lädt Werner Henning als amtierenden Landrat und Kandidaten ein, möchte mit ihm ins Gespräch kommen, einige Fragen beantwortet haben. Im Auto zurück nach Heiligenstadt atme ich tief durch. Ich bin erschöpft. Der Landrat hingegen wirkt gelöst, ist zu Scherzen aufgelegt. Sein Arbeitstag endet 17.30 Uhr.
Ich war überrascht, wie durchorganisiert und strukturiert der Alltag ist. Und vor allem, dass Sekretärin und Chauffeur so eng und intensiv mit Werner Henning agieren. Alles ist perfekt abgestimmt. Begeistert hat mich, dass der Landrat sich überall und jederzeit einbringen konnte und auf jedem Gebiet im Thema stand. Im Auto erklärte er mir: Sein Motto sei, vor der Mannschaft zu gehen.
12.35 Uhr: 13.30 Uhr: 15 Uhr: Fazit: