Thüringische Landeszeitung (Eichsfeld)
Angehende Krankenpfleger arbeiten einen Tag bei Lebenshilfe
Schüler der Bildungseinrichtung am Eichsfeldklinikum sollen Umgang mit Menschen mit Behinderung lernen
LEINEFELDE. Mitte Februar dieses Jahres hat die Lebenshilfe Leinefelde ein Projekt mit dem Namen „Der Kunde mit besonderen Ansprüchen“gestartet, um der Frage nachzugehen: Wie kann man dem demografischen Wandel entgegentreten? In Zusammenarbeit mit neun Unternehmen aus dem Eichsfeld drehte die Lebenshilfe kleine Filme, in denen gezeigt wird, wie man mit Menschen mit Behinderung und Senioren umgehen sollte – und wie nicht.
Ein Partner dieses Projektes war das Eichsfeld-klinikum, und aus dieser Zusammenarbeit entstand nun in kürzester Zeit eine weitere Aktion. Am Montag kamen 22 Schüler aus dem Bildungsinstitut am Eichsfeld-klinikum in die Lebenshilfe nach Leinefelde, um dort einen ganzen Tag mit den Beschäftigten zusammenzuarbeiten.
Die angehenden Gesundheitsund Krankenpfleger im zweiten Lehrjahr halfen bei den Tätigkeiten in den einzelnen Gruppen und lernten die Beschäftigten kennen. Das Anliegen ist, den Umgang mit Menschen mit Behinderung schulen, damit bei einem eventuellen Kontakt im Krankenhaus später angemessen mit ihnen umgegangen werden kann.
Der Bundesverband der Lebenshilfe versuche eine solche Aktion schon seit langen zu realisieren, so Gisela Reinhardt von der Lebenshilfe. Bisher sei es nicht gelungen. „Wir zeigen aber, dass es geht.“
Rudi Peter, Schulleiter der Bildungseinrichtung ist zufrieden mit dem „Ausflug“seiner Schüler. Von nun an sollen alle Lehrlinge der Bildungseinrichtung innerhalb ihrer Ausbildung einen Tag in einer Behinderteneinrichtung verbringen und dort mit Menschen mit Behinderung zusammenarbeiten. Ein solcher Tag soll fester Bestandteil des Lehrplans werden.
„Zu Ddr-zeiten gehörte das Arbeiten mit Menschen mit Behinderung zur Ausbildung. Heute ist es nicht mehr Pflicht“, sagt Rudi Peter. Ihm sei aber viel daran gelegen, seinen Schülern einen respektvollen Umgang mit dieser Bevölkerungsgruppe nahezubringen.
Hannes Langlotz lernt im Ökumenischen Hainich-klinikum in Mühlhausen. Es war sein erster Kontakt mit Menschen mit Behinderung an diesem Montag. „Es war cool. Hat Spaß gemacht“, fasst er kurz zusammen. Der Umgang mit den Beschäftigten sei ihm nicht schwer gefallen und er finde es gut, dass in Zukunft alle Auszubildenden eine solche Chance bekämen.
Valentin Illhardt aus Heiligenstadt kannte die Abläufe in einer Behindertenwerkstatt bereits. Vor seiner Ausbildung absolvierte er ein zweiwöchiges Praktikum in den Eichsfelder Werkstätten und half am Montag beim Umetikettieren und Verpacken von Rollläden. Joachim Hollenbach, Leiter der Gruppe, in der Valentin Illhardt und Hannes Langlotz mithalfen, sieht in der Aktion eine gute Möglichkeit der Kontaktaufnahme, die man sonst nur selten bekomme. Die viele Aufregung am Montag machte aber den Beschäftigten auch zu schaffen, so der Gruppenleiter. Sogar das Fernsehen war vor Ort und auf die viele Aufmerksamkeit reagierte so mancher empfindlich.