Thüringische Landeszeitung (Eichsfeld)
Royale Hochzeit auf allen Kanälen
Nur wenige Deutsche plädieren für Monarchie
LONDON. Trotz all des Trubels und Glamours der bevorstehenden königlichen Hochzeit in Großbritannien wünschen sich in Deutschland nur wenige eine Monarchie. 76 Prozent der Erwachsenen in Deutschland wollen kein Königshaus oder gar wieder einen Kaiser in Deutschland. Das hat eine repräsentative Yougov-umfrage ergeben. Immerhin 11 Prozent der Befragten sprachen sich für eine Monarchie hierzulande aus.
14 Prozent wollen die Hochzeit des britischen Prinzen Harry und der Us-schauspielerin Meghan Markle an diesem Samstag live im Fernsehen schauen. Deutlich mehr, nämlich 23 Prozent, interessieren sich zwar für die Trauung und das feierliche Drumherum, wollen sich aber nur darüber informieren und die Hochzeit nicht live verfolgen. 59 Prozent interessiert die Hochzeit nicht.
ZDF und RTL übertragen ab 11 Uhr das Ereignis fünf Stunden lang live. N-TV und Welt steigen um 12 Uhr ein. Phoenix (14.15 Uhr), ZDF (19.25 Uhr) und RTL (20.15 Uhr) planen Sonderformate. (dpa)
BERLIN. Mit gesenktem Kopf, die Hände zu Fäusten geballt und in einem viel zu großen schwarzen Anzug nimmt Prinz Harry am 7. September 1997 Abschied von seiner Mutter. Millionen Menschen an den Bildschirmen und in den Straßen Londons schauen dem damals Zwölfjährigen zu. Es sind die schwersten Tage seines Lebens, ein Trauma.
So präsentiert zu werden: „Ich denke, kein Kind sollte so etwas tun müssen. Unter gar keinen Umständen. Heute würde das wahrscheinlich nicht noch einmal passieren“, sagte Prinz Harry im vergangenen Jahr dem Magazin „Newsweek“. Erst die Scheidung seiner Eltern und dann der Tod seiner Mutter, der legendären Diana, markierten eine Zäsur in seinem Leben. Von da an konzentrierten sich die Paparazzi nicht mehr auf Diana, sondern auf ihre Kinder.
Aus Dirty Harry wurde Prinz Charming
Und Harry war schon als Teenager zu auffällig, um im Schatten seines fünf Jahre älteren Bruders William zu bleiben. Er feierte, er trank, er kiffte, einige Fotos von ihm werden immer in schlechter Erinnerung bleiben: Harry auf einer Kostümparty in Nazi-uniform und Harry nackt in seinem Hotelzimmer in Las Vegas (Ergebnis einer Strip-poker-nacht).
Viele Jahre schloss er alle Gefühle in sich ein, verarbeitete den Tod der Mutter nur schlecht, gestand er dem „Daily Telegraph“. Mit 28 Jahren beschloss der heute 33-Jährige, eine Therapie zu machen. „Wenn man schweigt, macht man es nur noch schlimmer. Man wird zum Problem für sich selbst und alle um einen herum. Ich war in meinen Zwanzigern ein Problem und wusste nicht, wie ich damit umgehen sollte“, sagte er.
Heute könnte der Unter- schied zu dem Harry von einst nicht größer sein. Seine Eskapaden brachten ihm den Spitznamen „Dirty Harry“ein. Daran änderte auch seine Militärlaufbahn nichts. Captain Harry ist Hubschrauberpilot, diente in Afghanistan, kämpfte an der Seite britischer Soldaten, bis ihn Reporter enttarnten und er seinen Einsatz abbrechen musste. Er übernahm andere Aufgaben, marschierte mit Invaliden zugunsten einer Hilfsorganisation zum Südpol, erst 2015 schied Harry aus der Armee aus.
Wer ihn jetzt beobachtet, ist hingerissen von einem jungen Mann, der über natürlichen Witz verfügt und keine Angst vor bürgerlicher Nähe hat. Royale Kenner sprechen ihm ähnliche Eigenschaften wie seiner Mutter zu, Harry hat wie sie den Wow-effekt.
Aus dem Rüpel ist Prinz Charming geworden. Der „Guardian“titelte erst im Dezember, Harry sei die beste Versicherung für die Monarchie.
Wenn er am Samstag die USSchauspielerin Meghan Markle (36) heiratet, wird er an Popularität noch gewinnen. Sie, die Feministin, dazu halb schwarz, mit einer Patchwork-familie im Gepäck und schon einmal geschieden, repräsentiert Eigenschaften der modernen britischen Gesellschaft.
Noch dazu ist sie ein Medienprofi. Jetzt müssen die beiden Scheidungskinder nur noch zusammenbleiben. Dann gibt es ein Happy End für Harry.