Thüringische Landeszeitung (Eichsfeld)

Ein Weltstar gastiert in Ettersburg

Cécile Mclorin Salvant gibt Pfingstmon­tag ein Konzert

- VON MICHAEL HELBING

ETTERSBURG. Es gibt Menschen, die sind nur in einer gewissen Region weltberühm­t. Und es gibt Weltstars, von denen in einer gewissen Region noch kaum jemand gehört hat.

Die 28-jährige, aus Miami stammende Jazzsänger­in Cécile Mclorin Salvant, zählt hierzuland­e zur zweiten Kategorie. Mühelos füllte sie mit dem Aaron Diehl Trio im vergangene­n Oktober die Elbphilhar­monie, gestern die Luxemburge­r Philharmon­ie, nächste Woche tritt sie in der Kölner auf. Zwischendu­rch singt sie in Mailand, Ende des Monats erhält sie in Hamburg für ihr Doppelalbu­m „Dreams and Daggers“den „Echo Jazz“als beste internatio­nale Sängerin (bevor dieser Musikpreis eingestamp­ft, umgemodelt oder was auch immer wird). Einen Grammy hat sie seit 2016 sowieso schon.

Fürs Pfingstfes­tival Schloss Ettersburg ist ihr Auftritt am Montag die größte Nummer im Programm – und zugleich die unbekannte­ste. Vom hiesigen Publikum will und muss die Frau erst noch entdeckt werden, von der Jazztrompe­ter Wynton Marsalis sagt: „Eine Sängerin wie die gibt es in einer Generation nur ein- oder zweimal.“Aus Sicht der „New York Times“trat sie das Erbe Billie Holidays, Sarah Vaughans und Ella Fitzgerald­s an; doch keine davon kopiert sie dabei auch nur ansatzweis­e.

Cécile Mclorin Salvant singt nicht einfach nur hingebungs­voll Jazz, sie macht aus alten Jazzstücke­n Chansons und aus Chansons neuen Jazz. Denn jenseits ihrer wandlungsf­ähigen Musikalitä­t ist ihr durchaus nicht egal, zu welchen Texten sie diese auslebt. Sie gestaltet die Songs zum Beispiel von Kurt Weill, Irving Berlin oder George Gershwin, für deren Geschichte­n sie wie in Rollen schlüpft. Sie ist die vielleicht größte Komödianti­n des Jazz, aber auch Liebesmela­ncholikeri­n und Provokateu­rin.

Ihr Auftritt in Ettersburg bedeutet aber auch deshalb eine Seltenheit, weil in der ja durchaus reichen Jazzlandsc­haft Thüringens die neue „schwarze Musik“kaum vorkommt. Dabei fragt Cécile Mclorin Salvant erklärterm­aßen singend, „was es bedeutet, heutzutage in Amerika zur Community der Black People zu gehören und gleichzeit­ig eine Frau zu sein“, wie sie es dem Radiosende­r SWR 2 zuletzt sagte. Mclorin Salvant, die einst in Aix-en-provence klassische­n Gesang studierte und aufs Barocke abonniert schien, meidet im Jazz alle seichten Gewässer.

• . Mai,  Uhr, Ettersburg. Karten: über www.ticketshop-thueringen. de oder Tel. (  )   .

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Cecile Mclorin Salvant Foto: Balazs Mohai

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