Thüringische Landeszeitung (Eichsfeld)
Aus dem „Ersatz“wird wunderbare Tradition
62. Bonifatiuswallfahrt auf den Brink bei Burgwalde am Pfingstmontag. Jubiläumsdorf hält am Bewährten fest
BURGWALDE. Im 700. Jahr der Ersterwähnung von Burgwalde wird auf dem nahen Brink die 62. Bonifatiuswallfahrt gefeiert. Bekanntlich wurde die erste Wallfahrt Pfingstmontag 1957 unter Pfarrer Hermann Josef Siebrand gefeiert. Die Festpredigt hielt damals Präses Degenhardt, gebürtig aus Rustenfelde. Er hielt in nachfolgender Zeit noch zweimal die Predigt.
Vor 1957 wurden nur in unregelmäßigen Abständen Wallfahrten abgehalten. Der „Eichsfelder Heimatbote“berichtet in seiner Ausgabe vom 13. August 1932 von einer Wallfahrt am 7. August vor der renovierten Brinkkapelle unter Pfarrer Gremler. Auch damals gab es Festprediger; genannt wird Redemptoristenpater Mandry aus Heiligenstadt.
Als „Ersatz“für den damals nicht mehr erreichbaren Hülfensberg wurde dann ab 1957 bis heute die Bonifatiuswallfahrt am Pfingstmontag gefeiert. Um die Verbindung zum Hülfensberg zu halten, predigten auch immer wieder Patres von dort. Der unvergessliche Pater Erwin Schollmeyer war zweimal zu Gast. Pater Eusebius predigte 1997, sein Nachfolger Pater Heribert Arens im Jahr 2005 zum 125-jährigen Kapellenjubiläum.
Zur neuen Tradition wurde dann ab 2012 unter Pater Karl Josef Meyer die Aufnahme der neuen Messdiener der großen Pfarrgemeinde. Auch über das Jahr verteilt wird der Brink mit seiner Kapelle oft besucht. Im Gästebuch kann man Eintragungen von Besuchern aus weit entfernten Ländern lesen.
Am weitesten ist wohl Susan Pietersma aus Südafrika angereist. Sie besuchte im Mai 2015 Burgwalde. Ihre Vorfahren stammten aus Burgwalde, der Großvater wurde hier geboren und wanderte später nach Johannesburg aus. Schon 2012 war eine Jugendgruppe aus der Ukraine an diesem schönen Ort zu Gast.
Immer wieder tragen sich auch Pilger, die sich auf dem Weg von Loccum nach Volkenroda befinden, hier ein. Eine Familie verbrachte hier am 2. Tag der Erstkommunion ihres Sohnes einige Stunden, „zum Dank, zum Verweilen und zum Picknicken“. 2015 fand sogar eine Hochzeit vor der Kapelle statt. Das Brautpaar stammte aus Burgwalde und Rustenfelde und fand hier oben einen schönen Mittelpunkt zwischen den beiden Gemeinden.
Zur diesjährigen Wallfahrt werden wieder alle Pilger aus nah und fern eingeladen. Als besonderen Gast wird in diesem Jahr Altbischof Joachim Wanke auf dem Brink begrüßt. Es ist das erste Mal, dass ein Bischof zu Gast ist. Als 1980 das hundertjährige Bestehen der Brinkkapelle gefeiert werden sollte, wurde im Vorfeld der damalige Bischof von Erfurt, Joachim Meisner, eingeladen. Aber Papst Johannes Paul II. durchkreuzte die Pläne zur Jubiläumsfeier und ernannte unseren Bischof am 22. April 1980 zum Bischof von Berlin. Dort war sein Aufgabengebiet als Bischof der damals geteilten Stadt – er war für beide Teile zuständig – um ein Vielfaches schwieriger. Mit Wolfgang Ipolt hatten wir 2003 einen Festprediger zu Gast, der dann 2011 zum Bischof von Görlitz ernannt wurde. Nun freuen wir uns sehr, dass uns in diesem Jahr Altbischof Joachim Wanke die Festpredigt im Wallfahrtsgottesdienst hält.
Das Wallfahrtshochamt beginnt wie immer um 10 Uhr. Pilger, die den Kreuzweg zur Brinkkapelle hinauf mitbeten möchten, treffen sich um 9 Uhr am Friedhof in Burgwalde bei der ersten Station. Im Wallfahrtsgottesdienst werden auch wieder die neuen Messdiener aufgenommen. Sie bekommen ihre Messdienerkleidung und erklären sich bereit für ihren Dienst am Altar. Nach dem Gottesdienst sorgen wieder, ganz in Tradition, der Feuerwehrverein und der Burschenverein von Burgwalde für das leibliche Wohl aller Wallfahrer. Natürlich, nachdem vorher das Eichsfeldlied gesungen wurde. Auch ein naher Parkplatz wird wieder eingerichtet, von dem es nicht weit entfernt ist bis zur Kapelle.
Guido Osburg ist Ortschronist in Burgwalde.