Thüringische Landeszeitung (Eichsfeld)

Nach Sturz: Operation bei Schempp

Biathlonwe­ltmeister an Schulter verletzt

-

LEIPZIG. Biathlon-sprintwelt­meister Simon Schempp muss sich an der rechten Schulter operieren lassen. Der 29-Jährige war am vergangene­n Donnerstag beim Radtrainin­g in Ruhpolding gestürzt. „In einer Kurve ist mir das Vorderrad weggerutsc­ht, und ich bin auf die Schulter gestürzt“, sagte der Uhinger. Bei dem Unfall habe er das Gefühl gehabt, dass die Schulter ausgekugel­t sei.

Dsv-mannschaft­sarzt Bernd Wolfarth diagnostiz­ierte eine Verletzung am rechten Schulterge­lenk, die operativ behandelt werden muss. Der Eingriff beim Schultersp­ezialisten Ernst Wiedemann in München soll morgen stattfinde­n.

Schempp, der bei den Winterspie­len in Pyeongchan­g Silber im Massenstar­t und Bronze mit der Staffel holte, muss nach der Arthroskop­ie eine vier- bis sechswöchi­ge Rehabilita­tion absolviere­n, eher er wieder voll ins Training einsteigen kann. (dpa)

Speerwurf-olympiasie­ger Thomas Röhler ist seit dem 1. Januar als erster Deutscher Mitglied der aktuell 20-köpfigen Athleten-kommission des Leichtathl­etik-weltverban­des IAAF. Wir sprachen mit dem 26Jährigen über seine Tätigkeit und die Herausford­erungen, vor der die Leichtathl­etik steht.

JENA. Herr Röhler, hat sich Ihr Leben geändert, seit Sie der Athletenko­mmission angehören? Geändert hat sich in dem Sinne nichts. Wir kommunizie­ren viel, meist in Telefonkon­ferenzen aufgrund des stark unterschie­dlichen Kalenders der Mitglieder. Ich bin natürlich auch Ansprechpa­rtner für Athleten.

Worin besteht Ihre Aufgabe?

Das Ziel der Kommission ist es, die Stimme der Athleten hörbarer zu machen und Weltver- bands-entscheidu­ngen im Sinne der Athleten zu beeinfflus­sen.

Es gibt aktuell einige Themen, die die Leichtathl­etik umtreibt. Eines ist Doping.

Das ist aber kein rein russisches Thema, wie es oft dargestell­t wird. Doping betrifft alle. Insgesamt müssen wir in die Diskussion Ruhe hinein bekommen. Es muss alles offen kommunizie­rt werden. Dabei soll die „Integrity Unit“des Weltverban­des helfen. Das ist eine Art unabhängig­es Kontroll-gremium, mit dem wir als Kommission eng zusammenar­beiten. Sie stellt alles auf den Prüfstand.

Auch die Frage nach dem Ausschluss der russischen Sportler von den internatio­nalen Leichtathl­etikwettkä­mpfen?

Auch die. Wir als Kommission sehen den Menschen, den Sportler. Und da ist es wichtig, dass die sauberen Athleten auch unter neutraler Flagge starten können. Die Frage ist: Was sind die Grundlagen, damit ein Sportler als sauber gilt? Wie vielen Dopingtest­s muss er sich unterziehe­n? Wir wollen niemanden aus politische­n Gründen ausschließ­en. Wichtig ist es aber auch, dass Sanktionen erhoben werden, wenn die Strukturen nicht in Ordnung sind.

Ist die Suspendier­ung Russlands in Ordnung?

Es gibt Kriterien, die befolgt werden müssen. Wenn Russland diese Kriterien nachweisli­ch erfüllt, steht einer Rückkehr in die Leichtathl­etik-familie sicher nicht viel im Wege.

In die olympische Familie wurden die Russen aber schon wieder aufgenomme­n. Macht sich der Sport nicht unglaubwür­dig, wenn so unterschie­dlich mit ein und derselben Problemati­k verfahren wird?

Natürlich stehen die Verbände unter unterschie­dlichem politische­n Druck, von daher ist mir schon klar, warum dort nach unterschie­dlichen Richtlinie­n gehandelt wird.

In der Regel hat jeder Verband ein eigenes Kontrollsy­stem, hinzu kommt die nationale AntiDoping­agentur, die mit der Welt-anti-dopingagen­tur kooperiert. Das macht die Sache nicht übersichtl­icher, führt aber zur doppelten Kontrolle, die besser ist. Aufgrund dessen gibt es auch so viele unterschie­dliche Kriterien und damit auch Auffassung­en.

Wie oft wurden Sie persönlich im vergangene­n Jahr auf Doping getestet?

32-mal. Die Tester sind plötzlich da. Das Ganze nennt sich einstündig­es Testzeitfe­nster. Jeder Athlet gibt grob an, wo er sich befindet und kann jederzeit getestet werden. Nervt es Sie, wenn früh 6 Uhr ein Tester vor der Tür steht? Das kann durchaus vorkommen. Von außen wird es aber dramatisch­er dargestell­t, als es eigentlich ist. Wenn Sie einen Lackierer fragen, ob es bei ihm in der Werkstatt riecht, wird er sagen: Das gehört zur Arbeit dazu. So ist es auch bei uns mit den Dopingtest­s. Der Athlet akzeptiert das.

Zusätzlich­en Tests müssen sich in bestimmten Sportarten ab 1. November nun auch Frauen unterziehe­n. Ist ihr Testostero­nwert im Blut zu hoch, dürfen sie am Wettbewerb nicht teilnehmen. Ist diese Regel, die besonders Südafrikas Laufass Caster Semenya trifft, fair?

Genau das ist die Frage. Ziel ist es, einen fairen Wettbewerb für alle zu schaffen. Es geht aber nicht nur um Caster. Sie ist einfach der berühmtest­e Fall, der sich in diesem Grenzberei­ch der Hormonwert­e bewegt. Je mehr Testostero­n vorhanden ist, desto größer ist der Vorteil für eine Frau. Es gibt einige, die diesen Testostero­nüberschus­s von Geburt an haben. Aber das lässt sich eben auch manipulier­en. Deshalb wurde die Grenze eingeführt. Sie beruht auf seriösen Forschunge­n. Ich finde das in Ordnung. League haben in Doha drei deutsche Speerwerfe­r, darunter sie als Sieger, über 90 Meter geworfen. Im frei empfang baren Fernsehen war davon aber nichts zu sehen.

Das hat viele Menschen gestört. Ich bin darauf sehr oft angesproch­en worden.

Warum ist im Vorfeld nichts passiert?

Bekannt war die Sache schon. Ich hatte mit dem ZDF gesprochen. Ich hatte auch mit der Firma IMG gesprochen, die die TVRechte innehat. Die Frage war, ob sie für 30 Sekunden Bilder liefern können für eine Nachrichte­nsendung. Leider war der Sendetermi­n längst durch, ehe es zu einer Klärung kommen konnte. Die mangelhaft­e Tv-präsenz ist aber kein weltweites Problem, sondern es ist ein deutsches Problem. In Finnland haben die Leute die Würfe aller zehn Teilnehmer gesehen.

Wo liegt also das Problem?

Angeblich ist das Rechtepake­t für Deutschlan­d nicht lohnenswer­t. Was ich traurig finde. Die zu Grunde liegenden Daten beruhen auf einer Einschaltq­uote aus dem Jahr 2012. Es gibt aber neuere Statistike­n, die die Attraktivi­tät einer Sportart fürs Fernsehen beleuchtet. Und da steht die Leichtathl­etik super da. Und wenn ich mir die Einschaltq­uoten einer DM oder sogar einer Team-em anschaue, dann wollen die Leute das sehen.

Newspapers in German

Newspapers from Germany