Thüringische Landeszeitung (Eichsfeld)
Neue Ideen für das Bornhagener Wurstmuseum
Martin Röhrig zeigt Fotos von Martin Langer und sucht Geschichten samt spezieller Exponate zur Hausschlachtetradition
Martin Röhrig ist glücklich, 20 besondere Fotografien des Hamburger Künstlers Martin Langer für das Wurstmu seum in Bornhagen bekommen zu haben. Sie dokumentieren eine Hausschlachtung in den Jahren 1982/83. Ab nächster Woche werden sie im Museum zu sehen sein. Das Haus selbst aber soll sich auch etwas wandeln, ergänzt wer den. Dafür aber braucht Röhrig nun die Hilfe der Eichsfelder.
BORNHAGEN. Vier schwarze Kisten holt Martin Röhrig hervor. In jeder von ihnen liegen fünf Bilder. In schlichter Eiche gerahmt sind die 20 Fotografien im Format 24 x 30 Zentimenter, die Plastikecken schützen noch vor Kratzer. Ab nächster Woche werden sie an einer eigens für sie freigeräumten Wand im Wurstund Hausschlachtemuseum in Bornhagen zu sehen sein.
Es sind nicht irgendwelche Fotos. Es sind Schwarzweißaufnahmen, die der gebürtige Göttinger und heute in Hamburg lebende Fotograf Martin Langer in den Jahren 1982 und 1983 in Klein Lengden, nur wenige Kilometer entfernt von Bornhagen, aufgenommen hat. Sie bilden eine Fotoreportage zum Brauchtum des Hausschlachtens bei der Familie Tölle, der Verwandtschaft von Martin Langner.
Der Fotograf und Martin Röhrig befanden übereinstimmend, dass die Aufnahmen zu schade seien, um in der Versenkung zu verschwinden. Zumal es keinen besseren Ort geben könnte, als ein Wurst- und Hausschlachtemuseum, waren sich beide einig.
„Die Fotos sind großartig“, sagt Martin Röhrig. Und nicht zuletzt sie haben ihn zu neuen Ideen inspiriert, das Brauchtum und die Tradition der Hausschlachtung im Eichsfeld im Museum auf eine neue Art und Weise erfahrbar zu machen. Vor einigen Jahren war er im „Haus der zerbrochenen Beziehungen“in Zagreb. Die Ausstellungsstücke, die dort zu sehen sind, geben im ersten Moment Rätsel auf. „Aber sie stehen sinnbildhaft für eine zerbrochene zwischenmenschliche Beziehung“, erzählt Röhrig. Zu jedem Exponat gab es die Geschichte, woraufhin die ausgefallenen Stücke daraufhin wieder Sinn ergaben. „Hochinteressant.“
Ähnlich kann es sich Martin Röhrig für die sanfte Neukonzeptionierung des Wurstmuseums in Bornhagen vorstellen. „Ich möchte die Hausschlachtung kulturhistorisch hier verorten.“Und dafür braucht er Hilfe. Nämlich von Menschen aus dem Eichsfeld, die ihre Geschichte zur Hausschlachtung erzählen, ihre Emotionen und Erinnerungen schildern und dazu ein Exponat zur Verfügung stellen, das genau sie mit ihren Erinnerungen in Verbindung bringen. „Das kann ein Schnapsglas sein, eine Schweineschnauze, ein Hobel, ein Handschuh, ein Fahrrad, was auch immer. Die Geschichte dazu ist der Aufhänger.“Egal ob Glück oder auch Leid, Sentimentalität oder Ablehnung – diese Gegenstände sollen im Museum mit der dazugehörigen Geschichte oder Erinnerung einen Platz finden.
Martin Röhrig aber geht es dabei um noch ein bisschen mehr. Es geht ihm darum, eine Quellensammlung zur Eichsfelder Hausschlachtung zusammenzustellen, sie möglicherweise zu gründen und auszubauen. Er möchte sie nämlich, wenn die Beiträge dafür ausreichen und
aussagekräftig genug sind, wissenschaftlich aufarbeiten. „Beides – die Neuausrichtung des Museums und die wissenschaftliche Aufarbeitung – kann nur gelingen, wenn sich viele Menschen bei uns melden und die Erinnerungen vielschichtig sind“, weiß Röhrig. Er hofft darauf. Denn er möchte die Tradition und die Erinnerung an die Hausschlachtung nicht nur bewahren, sondern sie wieder in Erinnerung bringen und sie für die Besucher des Museums erlebbarer, noch anfassbarer zu gestalten
als bisher. „Nicht nur für die Besucher von außerhalb, sondern auch für die Eichsfelder selbst, die sich mit der Schlachtetradition und der Eichsfelder Wurst ein großes Stück weit identifizieren“, sagt er. Umso mehr freut es ihn, die Fotos von Martin Langer im Museum zu haben und den ersten Akzent für das Vorhaben zu setzen.
• Wer helfen möchte, kann ab sofort Angebote oder gleich Geschichten per E-mail an: wurstmuseum@klausenhof.de