Thüringische Landeszeitung (Eichsfeld)
Besorgter Blick ins Eichsfeld
Zum Treffen in Süßenborn wartet das Trabi Team Thüringen wieder mit vereinseigenen Besonderheiten auf
ERFURT/EICHSFELD. Thüringens Innenminister Georg Maier (SPD) schaut nach einem erneuten Großeinsatz der Polizei am Mittwoch besorgt ins Eichsfeld. Es scheine der Fall zu sein, dass es Bezüge zu Organisierter Kriminalität bei dem betreffenden Personenkreis gibt, so Maier. Dafür gebe es immer eine große Aufmerksamkeit. Ihn erfülle das mit Sorge. Binnen zwei Wochen war es in Worbis am Mittwoch der zweite Polizeieinsatz in dem Milieu.
HOTTELSTEDT. Trabi-puristen werden vermutlich aufstöhnen. Dieter Pemsel und Mathias Räder vom Trabi Team Thüringen – Weimar-land aber ist das schnuppe: Denn der Trabi 611 – ein von ihnen geschaffener Hybrid aus den Trabi-modellen 601 und 1.1 – soll vor allem Spaß machen, ein „Spaß-mobil“sein.
Liebevoll betrachtet Mathias Räder, zweiter Vorstandsvorsitzender des Vereins, das in Silber und Anthrazit lackierte Fahrzeug, dessen Herzstück der Viertakt-motor ist. Ein Volkswagenlizenznachbau mit 1,1 Liter Hubraum, der von 1989 bis 1991 im letzten Trabant-modell verbaut wurde.
Wie viel Stunden Arbeit in dem komplett neu aufgebauten Auto stecken? „Von dir vielleicht zwei, von mir hundert“, neckt Vereinschef Dieter Pemsel (66) seinen Vereinskameraden. Aber dass Pemsel als Kfzmeister beim Umbau das Sagen hatte, lässt sich natürlich nicht bestreiten. Dafür ist Mathias Räder stolz darauf, dass ihm ein Freund einen täuschend echt aussehenden 611-Schriftzug gebastelt hat. Und darauf, dass das 60-Ps-gefährt immer wieder für Aufsehen sorgt: auf der Autobahn, wenn es bis zu 150 km/h Spitze macht – und auch an der Tankstelle, weil sich der Tankstutzen im Kofferraum versteckt und ohne Öffnen der Heckklappe nicht zu erreichen ist.
„Schön, dass wir diese Idee im Verein umsetzen konnten“, sagt der 54-jährige Erfurter – und erzählt, dass die Mitarbeiterin in der Zulassungsstelle komplett aus dem Häuschen war, als sie diesen Trabi im November 2017 zu Gesicht bekam.
Der Trabi 611 wird mit von der Partie sein, wenn der Verein am 2. und 3. Juni zum 23. Mal ein Trabant-treffen in Weimar-süßenborn ausrichtet. Allein im sozialen Netzwerk Facebook haben schon 1000 Trabi-freunde ihr Interesse daran bekundet. „Wenn die alle kommen, haben wir ein Problem“, ahnt Vereinschef Pemsel – um gleich darauf abzuwinken: So schlimm wird’s schon nicht werden.
Gleichwohl rühren die Trabi-fans aus dem Weimarer Land, die im kleinen Hottelstedt ein Vereinsdomizil mit Ausstellungshalle, Schrauber-werkstatt, Ersatzteillager und „Chaosplatz“– einer Ansammlung schlachtreifer und aufbaufähiger Trabis – besitzen, schon seit Monaten die Werbetrommel für das Treffen. Zuletzt Anfang Mai beim 12-Stundentrabant-rennen im tschechischen Most, wo sie als Gäste den Startern atemlos beim Rundendrehen zuschauten – an diesem Wochenende dann beim Trabant- & Ifatreffen in Mühlhausen. Ludwig Gunstheimer aus Liebstedt gehört dem Trabi Team Thüringen seit fünf Jahren an. Seinen ersten Trabi hatte sich der 65-Jährige erst nach der Wende gekauft – einen 601er-kombi für eine D-mark. Einige Jahre fuhr er ihn, dann stand das Gefährt aus Duroplast zwölf Jahre ungenutzt in der Scheune. Als Gunstheimer Ruheständler wurde, hatte er endlich Zeit, sich um den Trabi zu kümmern – und in den Hottelstedter Trabi-fans ein paar Kilometer von Liebstedt entfernt jene Gleichgesinnten gefunden, die ihm beim Wiederaufbau helfen konnten. „Bis ins kleinste Detail originalgetreu“, darauf legte Gunstheimer Wert. Inzwischen rollt sein kleiner Stinker wieder – genauso wie die MZ TS 250, die er sich vor 45 Jahren vom ersten eigenen Geld kaufte und die er im Hottelstedter Vereinshaus aufpolierte. Um nichts in der Welt würde er sich davon trennen.
Pemsel, Räder und Gunstheimer sind drei der aktuell 63 Mitgliedern des Vereins, dessen Fuhrpark fast 80 Fahrzeuge umfasst. Darunter auch ein zur Gulaschkanone umgebauter Trabi Kübel in mattem NVA-GRÜN. Aus diesem wird Mathias Räder wieder Erbsensuppe ausschenken, wenn am 2. Juni die Teilnehmer der Orientierungsfahrt „Rund um den Ettersberg“am Vereinshaus in Hottelstedt einen Zwischenstopp einlegen.