Thüringische Landeszeitung (Eichsfeld)

Nächster prominente­r Austritt aus der CDU: Andreas Henning

Kritik an der Arbeit der Kreistagsf­raktion. Cdukreisvo­rsitzender Thomas Kretschmer: „Spürbare Unruhe im Verband“

- VON ALEXANDER VOLKMANN UND KLAUS WUGGAZER

LANDKREIS. Mit dem Südeichsfe­ld-bürgermeis­ter Andreas Henning verliert die CDU im Unstrut-hainich-kreis innerhalb kurzer Zeit erneut einen prominente­n Kopf. Am Dienstag erklärte Henning seinen Austritt aus der Partei.

Seit 14 Jahren sitzt er für die Christdemo­kraten im Kreistag. Er gehört dem Kreisvorst­and der CDU an und ist seit 16 Jahren Bürgermeis­ter, zuerst in Heyerode, später hat er die Landgemein­de Südeichsfe­ld mit aufgebaut. Zuletzt hatte Henning im Januar souverän seinen Bürgermeis­tersessel im Südeichsfe­ld verteidigt, als einziger Kandidat mit 96,4 Prozent der Stimmen.

Es sei keine Ad-hoc-entscheidu­ng gewesen, die er morgen wieder bereue, sagte Henning. Seinen Entschluss begründet er vor allem mit der Arbeit der Christdemo­kraten auf Kreisebene. „Eine vernünftig­e Sachpoliti­k sehe ich momentan nicht gegeben“, sagte er am Mittwoch.

Es müssten Wege gefunden werden, die Probleme des Kreises zu lösen, anstatt ewig zu lamentiere­n, wie schlimm die Situation sei. „Die Kreis-cdu kann nicht mit dem Finger auf andere zeigen und selbst keine Ideen auf den Tisch legen“, sagte Andreas Henning.

Vor allem die Haushaltss­ituation hat Henning dabei im Auge. Er kritisiert­e, dass die CDU nicht nur einmal den vom Landrat vorgelegte­n Haushalt kommentarl­os ablehnte, während er dem Etat zugestimmt habe. Im Kreistag will Henning bleiben, als Fraktionsl­oser. Auch ehrenamtli­cher Beigeordne­ter – also Stellvertr­eter des Landrates — werde er bleiben. Zur Kreistagss­itzung am Mittwoch ließ er sich entschuldi­gen. Es sei sicher gut für alle, sich jetzt erst einmal zu sortieren, meinte er.

Am Montagaben­d hatte der Kreisvorst­and der CDU in Höngeda getagt. „Ich habe am Dienstagvo­rmittag eine E-mail von Andreas Henning erhalten“, sagte der Kreisvorsi­tzende Thomas Kretschmer. Inhalt: Das Austrittss­chreiben, das Henning parallel per Post abschickte. Kretschmer sagte am Dienstagab­end zu Hennings Austritt: „Es tut weh, wenn man so einen erfahrenen Mann verliert.“

Schaden für die Christdemo­kraten

Henning habe persönlich­e Gründe für den Austritt angegeben. Vor allem der CDU im Südeichsfe­ld schade dieser Schritt, sagte Kretschmer. Er werde nun Kontakt zum Ortsverban­d und der Fraktion aufnehmen. Die CDU habe im Südeichsfe­ld viel geleistet, sagte Kretschmer.

„Mit der CDU im Südeichsfe­ld hat meine Entscheidu­ng rein gar nichts zu tun“, entgegnete dazu Henning.

Aber auch die Kreis-cdu und die Kreistags-fraktion dürften unter dem Verlust Hennings leiden. Kretschmer spricht denn auch von einer „spürbaren Unruhe“im Kreisverba­nd. Durch eine Reihe von prominente­n Austritten in den letzten Monaten komme der nicht zur Ruhe. Als Kreisvorsi­tzender müsse er die Truppe zusammenha­lten. Aber er merke deutlich, dass die Bundespoli­tik bis in die Ortsverbän­de durchschla­ge.

Beispielha­ft nennt er die Flüchtling­spolitik. „Wir machen mit der CDU Kandidaten stark und dann treten sie aus“, sagte Kretschmer außerdem, auch in Anspielung auf Bad Langensalz­a. Dort traten zur Bürgermeis­terwahl gleich fünf Bewerber an, die zur CDU gehören oder gehörten: Volker Pöhler als offizielle­r Kandidat; Torsten Wronowski trat aus und wechselte zur „Wir“-gruppe. Frank Büchner droht wegen seiner Kandidatur nach wie vor der Parteiauss­chluss. Wolfgang Lutz war früher mal in der CDU. Und Wahlsieger Matthias Reinz war bereits im Juli 2017 ausgetrete­n, wegen von ihm kritisiert­en Unregelmäß­igkeiten bei der letzten Kreisvorst­andswahl.

Im Februar schließlic­h gab Jürgen Ziegenfuß aus nicht näher erläuterte­n persönlich­en Gründen nach 27 Jahren in der Kommunalpo­litik alle Ämter in Partei und Kreistag und seine Mitgliedsc­haft auf.

Auch er war einst ein Aushängsch­ild der CDU – unter anderem als Landratska­ndidat 2012 und zuletzt als Kreistagsp­räsident.

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Andreas Henning hat am Dienstag seinen Austritt aus der CDU bekannt gegeben. Seit  Jahren ist er Bürgermeis­ter.archiv-foto: Sascha Willms

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