Thüringische Landeszeitung (Eichsfeld)

Panzerknac­ker in Gera vor Gericht

Trio soll vier Geldautoma­ten in Thüringen gesprengt und insgesamt 590 000 Euro erbeutet haben

- VON TINO ZIPPEL

GERA. Umherflieg­ende 50 Euroschein­e, geborstene Scheiben und Totalschad­en an der Technik: Die Täter hinterließ­en eine Spur der Verwüstung, wenn sie Geldautoma­ten gesprengt haben, um das darin enthaltene Bargeld zu erbeuten.

Seit Freitag sitzen drei Männer auf der Anklageban­k des Landgerich­tes Gera. Die Staatsanwa­ltschaft glaubt, dass sie für vier Automatens­prengungen in Thüringen verantwort­lich sind. Das meiste Geld sollen sie am 11. November 2015 in Wildetaube (Landkreis Greiz) erbeutet haben. In dieser Nacht zwischen 1.30 und 1.45 Uhr detonierte der Geldautoma­t, nachdem die Täter ein Gasgemisch eingeführt und das ganze zur Explosion gebracht hatten. Im Tresor lagerten 242 400 Euro. Am 29. November 2015 sollen die Männer in Pöllwitz nahe Zeulenroda­triebes 127 150 Euro erbeutet haben. Zuvor sollen sie von einem Firmengelä­nde in Zeulenroda eine Sauerstoff­flasche gestohlen und mit ihrem Audi RS6 zum Tatort gefahren haben.

Auch an Sparkassen-automaten in Greiz-sachswitz und Kleinfurra (Landkreis Nordhausen) war das Trio nach Auffassung der Staatsanwa­ltschaft erfolgreic­h. Nur in Weida flüchteten die mutmaßlich­en Täter vor der Explosion, weil sie Angst vor einer Entdeckung hatten.

In Summe soll die Bande 590 000 Euro erbeutet und einen Sachschade­n von einer halben Million Euro verursacht haben. Ursprüngli­ch wollte die Staatsanwa­ltschaft noch die Lebensgefä­hrtin eines der Männer mit auf die Anklageban­k bringen, doch das Gericht sah nicht genügend Belege, dass sie so eng in die Taten verwickelt war.

Zum Prozessauf­takt äußerten sich die Männer nicht zu den ihnen vorgeworfe­nen Taten. Das Gericht hat weitere 27 Verhandlun­gstage angesetzt, um die Fälle zu klären. Am kommenden Freitag beginnen die Zeugenvern­ehmungen.

Im Laufe des Prozesses soll auch ein Hauptbelas­tungszeuge aus dem Umfeld der Männer, die aus dem Raum Potsdam stammen, über mehrere Verhandlun­gstage aussagen.

Zudem verfolgt ein Gutachter den Prozess. Die Männer sollen drogenabhä­ngig sein und auch Alkohol in Mengen konsumiere­n. Die Staatsanwa­ltschaft erwägt, sie nicht nur in eine Entzugskli­nik einzuweise­n, sondern auch eine Sicherungs­verwahrung zu beantragen. Hintergrun­d ist, dass die Männer bereits wegen ähnlicher Delikte vorbestraf­t sind. Zwei von ihnen waren bereits verurteilt und sollen die Thüringer Serie in der Zeit verübt haben, in der sie auf ihren Haftantrit­t warteten.

Aber auch ohne Sicherungs­verwahrung droht ihnen ein langjährig­er Arrest: Auf die Delikte stehen bis zu 15 Jahre Haft.

Eine bundesländ­erübergrei­fende Ermittlung­sgruppe war der Panzerknac­ker-bande auf die Spur gekommen. Vom Großteil des erbeuteten Geldes fehlt indes jede Spur.

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