Thüringische Landeszeitung (Eichsfeld)

Zeiss im grünen Bereich

Optikkonze­rn verbucht bei Mitarbeite­rn und Umsatz soliden Zuwachs – Allein in Jena 150 zusätzlich­e Mitarbeite­r

- VON FLORIAN GIRWERT

JENA. Die Carl Zeiss AG „wächst weiter“. So beschreibt Zeiss-vorstandsc­hef Professor Michael Kaschke die Entwicklun­g des Unternehme­ns in den ersten sechs Monaten des Geschäftsj­ahres, das im Oktober begonnen hat und im März zu Ende ging. Mit 2,77 Milliarden Euro Umsatz in dieser Zeit erreichte man 9 Prozent mehr als ein Jahr zuvor.

Mit 28 300 Mitarbeite­rn weltweit hat man etwa 2000 mehr als im Vorjahr – bloß beim Gewinn vor Zinsen und Steuern sah es nicht ganz so gut aus. Vor allem weil der Dollar schwächelt und der Euro etwas stärker geworden ist, fiel das sogenannte Ebit mit 380 Millionen Euro minimal geringer aus als im Vorjahresz­eitraum. Weil viel in Dollar verkauft, aber in Euro produziert wird, wirkt sich das auf die Zahlen aus. Ohne diesen Effekt hätten es 417 Millionen Euro sein können, so Vorstandsc­hef Kaschke. Doch er schiebt auch andere Gründe vor, die Geld gekostet haben. So seien die Aufwendung­en für Forschung und Entwicklun­g stark gestiegen. 298 Millionen Euro hat Zeiss weltweit im 1. Halbjahr seines Geschäftsj­ahres dafür ausgegeben. Ein Jahr zuvor waren es knapp 50 Millionen weniger.

Überhaupt spricht der Zeissvorst­and viel von Investitio­nen. Zu denen gehört auch der neue Jenaer Standort, in den bis 2023 immerhin etwa 300 Millionen Euro investiert werden sollen. Gewachsen ist man am Standort Jena dennoch bereits in den letzten Monaten: 150 Mitarbeite­r sind gegenüber Ende März 2017 hinzugekom­men – in Deutschlan­d sind insgesamt 800 Mitarbeite­r mehr zu verbuchen.“es gelingt also, Fachkräfte zu gewinnen.“Und das, obwohl hier intensiver Wettbewerb um Köpfe herrscht. Das hatte vor wenigen Tagen erst Jenoptik-chef Stefan Traeger gesagt.

Dass der Mitarbeite­rzwachs gerade in diesem Tempo weitergeht, schloss Kaschke allerdings aus. Die zusätzlich­en Arbeitskos­ten müssten erst einmal erwirtscha­ftet werden.

Dennoch, die „finanziell­e Lage ist solider denn je“, sagt der scheidende Finanzvors­tand Thomas Spitzenpfe­il. Etwa zwei Milliarden Euro flüssige Mittel – Verbindlic­hkeiten sind hier bereits abgezogen – stehen derzeit zur Verfügung.

Damit will man aber nicht nur interne Investitio­nen finanziere­n. Auch Zukäufe stehen auf der Vorhaben-liste. Vor allem kleine forschungs­intensive Firmen hat man nach Angaben des Vorstandsc­hefs auf dem Zettel, sofern der Preis stimmt. Und der, so berichtet Kaschke, sei in diesen Tagen oft sehr hoch. Überaus gut läuft es derzeit im Halbleiter-bereich des Unternehme­ns. Nach jahrelange­n Verzögerun­gen beginnt sich die teure Forschung im Bereich der Extreme-ultraviole­t-litographi­e (EUV) auszuzahle­n: 732 Millionen Euro Umsatz erwirtscha­ftete man in diesem Bereich binnen sechs Monaten – ein Zuwachs von immerhin 35 Prozent. Hier soll das Wachstumst­empo in absehbarer Zeit hoch bleiben. Schrumpfen­d ist hingegen das Geschäft mit Brillenglä­sern und Objektiven – besonders letztere leiden unter einer Krise der gesamten Branche, weil Smartphone­s dem klassische­n Kamera-segment immer stärker das Wasser abgraben.

Die in Jena beheimatet­e Medizintec­hnik hatte bereits am Dienstag solide Wachstumsz­ahlen vorgelegt, das ebenfalls hier angesiedel­te Mikroskop-geschäft soll mit neuen Produkten wieder auf Wachstumsk­urs getrimmt werden.

 ?? Foto: Tino Zippel ?? Aktuell der größte Zeiss-standort in Jena: Direkt zwischen Ernst-abbe-hochschule und dem Ortsteil Lichtenhai­n arbeiten viele Menschen. Bald ziehen sie auf das Gelände zwischen Abbe-hochschule, Otto-schott-straße und Westbahnho­f.
Foto: Tino Zippel Aktuell der größte Zeiss-standort in Jena: Direkt zwischen Ernst-abbe-hochschule und dem Ortsteil Lichtenhai­n arbeiten viele Menschen. Bald ziehen sie auf das Gelände zwischen Abbe-hochschule, Otto-schott-straße und Westbahnho­f.

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