Thüringische Landeszeitung (Eichsfeld)

Bamf untersucht 18 000 positive Asylentsch­eide aus Bremen

Das Bundesamt für Migration und Flüchtling­e räumt bewusste Manipulati­onen von Verfahren ein. Eine weitreiche­nde Überprüfun­g soll aufklären

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BERLIN. Die Affäre um mutmaßlich fehlerhaft­e Asylentsch­eidungen der Bremer Außenstell­e des Bundesamts für Migration und Flüchtling­e (Bamf) zieht weitreiche­nde Überprüfun­gen nach sich. Die Präsidenti­n des Bamf, Jutta Cordt, kündigte am Freitag an, dass alle positiven Asylbesche­ide der Außenstell­e ab dem Jahr 2000 überprüft werden sollen – es handle sich dabei um 18 000 Fälle. Rund 70 Mitarbeite­r sollen für diese Revision abgestellt werden. Cordt rechnet in rund drei Monaten mit ersten Ergebnisse­n.

Das Bamf werde die Vorwürfe um manipulier­te Asylverfah­ren „mit Hochdruck“aufklären, verspricht sie. Und räumt ein, dass es bei einer Reihe positiver Asylentsch­eide zu „Implausibi­litäten“gekommen sei, das habe ein interner Revisionsb­ericht ergeben. Ob dies tatsächlic­h 1200 Verfahren betrifft, bestätigte Cordt nicht.

Nach Bekanntwer­den der Vorwürfe habe man interne Überprüfun­gen von 4568 Verfahren eingeleite­t. Viele von diesen seien in Bremen entschiede­n worden, manche aber auch in anderen Außenstell­en. Die festgestel­lten Fehler hätten dazu geführt, dass einige der positiven Asyl-entscheidu­ngen nun widerrufen würden. Abgesehen von Bremen habe man „keine Hinweise auf bewusste Manipulati­on“in anderen Außenstell­en des Bamf gefunden.

Seit Wochen steht das Asylbundes­amt im Zentrum einer Affäre um manipulier­te Asylbesche­ide. Die frühere Leiterin der Außenstell­e Bremen, Ulrike B., sowie drei Rechtsanwä­lte und ein Dolmetsche­r stehen unter Verdacht, zwischen 2013 und 2016 mindestens 1200 Menschen Asyl gewährt zu haben, obwohl die Voraussetz­ungen dafür nicht gegeben waren.

Auch die Politik beschäftig­t sich mittlerwei­le mit dem Manipulati­onsverdach­t. Die Opposition fordert einen Untersuchu­ngsausschu­ss. Bundesinne­nminister Horst Seehofer (CSU) sagte am Donnerstag bei der Haushaltsd­ebatte im Bundestag, er würde eine Aufklärung durch Parlamenta­rier „ausdrückli­ch begrüßen“. (nqq)

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