Thüringische Landeszeitung (Eichsfeld)
Pfingsten in anderem Outfit
Mitunter hängt unsere Glaubwürdigkeit entscheidend von unserem Äußeren, dem „Outfit“, wie man es heute nennt, ab. Häufig zu hören das entsprechende Urteil: „Von dem lasse ich mir doch nichts sagen…; der soll sich erst mal… die Schuhe putzen, ein frisches Hemd anziehen, im Spiegel beschauen…“
Pfingsten! Morgen feiern wir Pfingsten, zwei Tage lang und länger! Den mit der Schrift Vertrauten fallen dabei „Feuerzungen“, „Sturmesbrausen“, „Vielsprachigkeit“, „Durcheinander“und „Aufregung“ein. Das ist die Pfingsterzählung, wie sie Lukas in der Apostelgeschichte darstellt. Im Evangelium der katholischen Gottesdienste aber, entnommen Joh 20,1923, besitzt Pfingsten, um den Gedanken vom Anfang aufzugreifen, ein ganz anderes „Outfit“.
Da sitzen die Jünger aus Angst hinter verschlossenen Türen. Es ist der Abend des ersten Tages der Woche. Und Jesus steht plötzlich in ihrer Mitte. Er wünscht ihnen, was man sich im Nahen Osten bis heute wünscht: „Shalom“oder „Salam“: „Friede sei mit Euch!“Und dann zeigt er ihnen seine Hände und seine Seite. Darüber freuen sie sich! Worüber denn? Worüber freuen die sich denn? Über seine Wundmale, darüber freuen sie sich. Denn nur mit seinen Wundmalen ist der Auferstandene authentisch. Dann wünscht er ihnen nochmals den Shalom, den gegenwärtigen guten Geist Gottes und haucht sie an, damit sie diesen guten Gottesgeist ausdrücklich als eine Gabe des Auferstandenen wahrnehmen.
Diesen Shalom, diesen heiligen Shalom, diesen Friedensgeist Gottes, dieses „heilige Gehauche“, den „pneuma hagion“, haben sie, seine Jünger und wir alle bis heute nötig. Denn wir folgen einem Versehrten, einem Verwundeten, einem Gezeichneten.
Wir folgen ihm in eine verwundete, versehrte, schwer gezeichnete Welt hinein. Und das mit der Verheißung des Heilens, des Heilwerdens, des Heilwerdenkönnens. Wir bedürfen des Verständnisses Jesu von dieser Welt und ihren Wunden und seiner Erfahrung mit seinem Leiden und seinen Wunden. Dieser Mittler, dieser verständnisvolle Klarsteller der Unterschiede im Verwundetsein ist der Heilende und der Heiligende, der Geist Gottes.
Wer diesen Unterschied erfährt, wird Shalom empfangen, den heiligen und heilenden Geist.
Ihnen ein gesegnetes Pfingstfest! Shalom!