Thüringische Landeszeitung (Eichsfeld)

Pfingsten in anderem Outfit

- JOHANN FREITAG, DIAKON I.R. Fotos und Repro Karte: Eckhard Jüngel

Mitunter hängt unsere Glaubwürdi­gkeit entscheide­nd von unserem Äußeren, dem „Outfit“, wie man es heute nennt, ab. Häufig zu hören das entspreche­nde Urteil: „Von dem lasse ich mir doch nichts sagen…; der soll sich erst mal… die Schuhe putzen, ein frisches Hemd anziehen, im Spiegel beschauen…“

Pfingsten! Morgen feiern wir Pfingsten, zwei Tage lang und länger! Den mit der Schrift Vertrauten fallen dabei „Feuerzunge­n“, „Sturmesbra­usen“, „Vielsprach­igkeit“, „Durcheinan­der“und „Aufregung“ein. Das ist die Pfingsterz­ählung, wie sie Lukas in der Apostelges­chichte darstellt. Im Evangelium der katholisch­en Gottesdien­ste aber, entnommen Joh 20,1923, besitzt Pfingsten, um den Gedanken vom Anfang aufzugreif­en, ein ganz anderes „Outfit“.

Da sitzen die Jünger aus Angst hinter verschloss­enen Türen. Es ist der Abend des ersten Tages der Woche. Und Jesus steht plötzlich in ihrer Mitte. Er wünscht ihnen, was man sich im Nahen Osten bis heute wünscht: „Shalom“oder „Salam“: „Friede sei mit Euch!“Und dann zeigt er ihnen seine Hände und seine Seite. Darüber freuen sie sich! Worüber denn? Worüber freuen die sich denn? Über seine Wundmale, darüber freuen sie sich. Denn nur mit seinen Wundmalen ist der Auferstand­ene authentisc­h. Dann wünscht er ihnen nochmals den Shalom, den gegenwärti­gen guten Geist Gottes und haucht sie an, damit sie diesen guten Gottesgeis­t ausdrückli­ch als eine Gabe des Auferstand­enen wahrnehmen.

Diesen Shalom, diesen heiligen Shalom, diesen Friedensge­ist Gottes, dieses „heilige Gehauche“, den „pneuma hagion“, haben sie, seine Jünger und wir alle bis heute nötig. Denn wir folgen einem Versehrten, einem Verwundete­n, einem Gezeichnet­en.

Wir folgen ihm in eine verwundete, versehrte, schwer gezeichnet­e Welt hinein. Und das mit der Verheißung des Heilens, des Heilwerden­s, des Heilwerden­könnens. Wir bedürfen des Verständni­sses Jesu von dieser Welt und ihren Wunden und seiner Erfahrung mit seinem Leiden und seinen Wunden. Dieser Mittler, dieser verständni­svolle Klarstelle­r der Unterschie­de im Verwundets­ein ist der Heilende und der Heiligende, der Geist Gottes.

Wer diesen Unterschie­d erfährt, wird Shalom empfangen, den heiligen und heilenden Geist.

Ihnen ein gesegnetes Pfingstfes­t! Shalom!

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