Thüringische Landeszeitung (Eichsfeld)
Zweite Chance für Etablierte
Wer auch die Großen mal zittern sehen will, für den ist der Mai die passende Zeit. Dann ist Relegation. Für die Beteiligten wird sie zum Allesodernichts eines ganzen Fußballjahres, reduziert auf zweimal neunzig Minuten. Ein Nervenkitzel, der den Keim von Blüte und Vergehen in sich trägt. Und der vor allem eines bleibt: ein Zusatzgeschäft. Ein einträgliches für die Vereine, ein ganz unterhaltsames für die Fans. Doch nicht unbedingt eines auf Augenhöhe.
Wolfsburg und Kiel, die gerade um den letzten Platz in der Bundesliga streiten, liegen ja nicht nur sechs Plätze weit auseinander – es trifft der Drittletzte aus Liga eins auf den Dritten aus Liga zwei. Vor allem trennen beide schlappe 60 Millionen Euro. Die Wölfe werden von VW mit 70 Millionen alimentiert, die Kieler müssen mit einem knappen Zehntel auskommen. Ähnlich sieht es beim Marktwert aus: 142 Millionen hier, 14 Millionen da. Das unterschiedliche Vermögen spiegelt sich, logisch, auf dem Rasen wider. In neunzehn Jahren Relegation, erst in den Achtzigern, dann ab 2009, setzte sich 14 Mal der robustere Erstligist durch.
Warum wird dem Underdog, der seine Möglichkeiten beherzt ausschöpft, noch ein Hindernis in den Weg gestellt? Warum wird der Etablierte mit einer zweiten Chance belohnt?
Warum also nicht lieber eine Meisterrelegation? Der Abstiegskampf ist sowieso spannend. Immer. Auch ohne Relegation. Die Langeweile in der Bundesliga gähnt an der Spitze.
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