Thüringische Landeszeitung (Eichsfeld)

Kieler glauben trotz 1:3-Niederlage an ihre Aufstiegsc­hance

Der Zweitligad­ritte setzt auf das Heimrecht im Rückspiel am Pfingstmon­tag gegen den VFL Wolfsburg

- VON FRANK HELLMANN

WOLFSBURG. Marvin Ducksch hatte das Trikot ausgezogen und unkonventi­onell über den Kopf gekrempelt. Es war trotzdem eher eine imaginäre Last, die den Torjäger von Holstein Kiel in der Nachbetrac­htung des gerade mit 1:3 verlorenen Relegation­shinspiels beim VFL Wolfsburg das Haupt hat senken lassen. „Eine kurze Nacht“stehe ihm bevor, presste er hervor, „ich werde mir das ganze Spiel noch mal anschauen“.

Das Video-studium, das der 24-Jährige aus eigenem Antrieb sich nach jeder Begegnung daheim selbst verordnet, dürfte die Erkenntnis nur vertiefen: Da wäre mehr möglich gewesen für den Außenseite­r aus dem hohen Norden.

Der gebürtige Dortmunder war nach Abpfiff wie vom Blitz getroffen zu Boden gegangen, dann hatte er mit den Fäusten den Rasen malträtier­t. Aus lauter Schuldgefü­hlen. Der Zweitliga-torschütze­nkönig hatte in der von den Gästen bestimmten Schlusspha­se eine von mehreren guten Gelegenhei­ten ausgelasse­n. „Unsere Chancen sind 50:50“, beteuerte Kiels Nummer zehn zwar, aber ein 2:3 wäre trotzdem viel besser gewesen. Nun werde man im Rückspiel am Pfingstmon­tag (20.30 Uhr/ Eurosport-player) im Holsteinst­adion noch einmal alles raushauen, „vor unserer Kulisse, vor unseren Fans, vor unserer Stadt“.

Dass der „kleine Anpassungs­prozess“ans Bundesliga­niveau, wie ihn Trainer Markus Anfang nannte, fast eine Stunde dauerte, ermöglicht­e dem Werksverei­n dank seiner individuel­len Qualitäten durch Divock Origi (14.), Josip Brekalo (40.) und Yunus Malli (56.) drei Treffer.

Dennoch saugten die „Störche“weniger aus dem zwischenze­itlichen Ausgleich von Kingsley Schindler (34.), sondern aus der letzten halben Stunde fast mehr Honig als ein Bienenschw­arm aus einer blühenden Rapswiese in Schleswig-holstein.

„Glaubt dran, glaubt dran!“, rief der unsicher wirkende Kieler Torhüter Kenneth Kronholm beim Gang in die Kabinen. „Die letzten 30 Minuten geben uns Mut“, versprach Dominick Drechsler. „Respekt und Angst“, kündigte der martialisc­h tätowierte Kapitän Rafael Czichos an, würden in Kiel von der ersten Minute verschwund­en sein. Ganz im Duktus von Trainer Markus Anfang, der es in „unserem Hexenkesse­l für möglich hält, zwei Tore mehr zu schießen als der Gegner.“

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