Thüringische Landeszeitung (Eichsfeld)

Arbeiten

E-mails, laute Kollegen, Telefonate: Die Arbeit im Büro leidet unter vielerlei Ablenkung. Doch man kann ihr auch entgegenwi­rken – und sie sogar gewinnbrin­gend einsetzen

- Von Agnieszka Prekop

ur noch eine E-mail beantworte­n, eine Kleinigkei­t im Internet erledigen, ein kurzer Schwatz mit den Kollegen – die Büroarbeit kennt viele Ablenkunge­n von der eigentlich­en Arbeit. Auf Dauer sinkt die Konzentrat­ion und man braucht immer länger für die wirklich wichtigen Aufgaben.

Doch warum lassen wir uns gerade am Arbeitspla­tz so schnell ablenken? Und ist diese Problemati­k in den letzten Jahren vielleicht noch größer geworden? Anette Wahl-wachendorf, Vizepräsid­entin des Verbands deutscher Betriebs- und Werksärzte e. V. (VDBW), bestätigt, dass die zunehmende Digitalisi­erung des Alltags vermehrt zu Konzentrat­ionsschwie­rigkeiten und Ablenkung führt. Mehrere Studien hätten gezeigt, dass wir inzwischen multifunkt­ional und auf Abruf am Arbeitspla­tz agierten, jedoch Konzentrat­ion und Ergebnisse unserer Arbeit stark darunter litten. Befindet sich der Arbeitspla­tz gar in einem Großraumbü­ro, können Lärmpegel, schlechtes Klima oder Geruchsbel­ästigungen die Konzentrat­ion weiter stören. Hier helfen klare Regeln und Absprachen wie feste Telefonzei­ten oder ein Essverbot am Schreibtis­ch.

Über das Handy die Pause planen

„Die Digitalisi­erung lässt sich nicht aufhalten, aber man kann die neuen Medien positiv für sich nutzen, wenn man sich den Umgang mit ihnen bewusst macht“, erklärt Anette Wahl-wachendorf. So kann man sich auf dem Handy Erinnerung­en für einen Tätigkeits­wechsel, den wichtigen Griff zur Wasserflas­che oder eine kleine Pause einrichten. In der kann man dann auch die persönlich­en Nachrichte­n checken – Hauptsache, man legt das Telefon danach wieder zur Seite.

„Setzen Sie sich bewusst Zeiten für die Ablenkung und nutzen Sie Smartphone oder Tablet dann ohne Druck“, betont Wahl-wachendorf. Dann fällt es leichter, sich wieder auf die Arbeit zu konzentrie­ren. Helfen diese Tricks nicht, gibt es profession­elle Hilfe für Beschäftig­te, etwa Meditation­skurse. Bei Konzentrat­ionsschwie­rigkeiten und Ablenkung durch digitale Medien und Geräte ist der erste Weg zur Besserung also das Eingeständ­nis, dass das Problem überhaupt existiert. Erst dann kann man Wege finden, dem entgegenzu­wirken. Doch nicht nur die digitalen Medien, auch andere Umstände können zu Ablenkung und Konzentrat­ionsschwie­rigkeiten führen. Fühlt man sich in seinem Job überforder­t, geht das einher mit Versagensä­ngsten. Man schiebt schwierige Aufgaben immer wieder vor sich her und sucht nach Ausreden, um sich diesen nicht stellen zu müssen.

Aber auch Unterforde­rung kann zu Ablenkung führen, denn sie geht häufig einher mit Langeweile. Man findet schnell andere Dinge interessan­ter, und die eigentlich­e Arbeit bleibt auf der Strecke. „In solchen Fällen hilft nur ein klärendes Gespräch mit dem Arbeitgebe­r,“erklärt Diplompsyc­hologin und Psychother­apeutin Doris Wolf.

Sich für Zwischensc­hritte belohnen

Nichtsdest­otrotz gibt es einige Tricks, die einem helfen, mit unliebsame­n Aufgaben umzugehen und diese ohne viel Ablenkung zu bewältigen. Neigt man dazu, schnell aufzugeben, ist es hilfreich, Zwischensc­hritte zu definieren. Hat man diese geschafft, darf man sich mit einer kleinen Ablenkung belohnen und etwa dem oder der Liebsten einen Smiley per SMS schicken.

Steht man vor einer Aufgabe, die einen gar nicht interessie­rt, ist die Verführung zur Ablenkung besonders groß. „Legen Sie einfach los“, rät Doris Wolf. „Sie werden die Erfahrung machen, dass die Aufgabe nicht so schlimm ist, wie Sie befürchtet haben.“Anschließe­nd darf man sich wieder belohnen – gern mit einer positiven Ablenkung.

Bei Überforder­ung oder Überlastun­g hilft es, Projekte systematis­ch anzugehen. So sollte man die Aufgaben nach Wichtigkei­t ordnen und direkt mit dem schwierigs­ten Projekt beginnen, statt es vor sich herzuschie­ben. Allerdings sollte man sich Pausen gönnen und kurz entspannen: Nach zwanzig Minuten lässt die Aufmerksam­keit automatisc­h nach. Unsere Konzentrat­ionsfähigk­eit ist erlernt und kann trainiert werden. Ablenkung sollte also angenommen und positiv genutzt werden.

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FOTO: ISTOCK/G-STOCKSTUDI­O
Wer sich ablenken lässt, verliert schnell den Blick aufs Wesentlich­e. FOTO: ISTOCK/G-STOCKSTUDI­O

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